x
Finanztrends App Icon
Finanztrends App Kostenlos herunterladen! Jetzt bei Google Play

Objektive Kurse gibt es an der Börse nicht

Ein weiter Punkt, an dem wir uns sehr leicht irren und dabei viel Geld verlieren können, sind unsere Einschätzungen, ob eine Aktie preiswert oder teuer ist. Wir sind es gewohnt, solche Einschätzungen in unserem Alltag immer wieder zu treffen und auch bei stark schwankenden Preisen, etwa denen für Obst und Gemüse, entwickeln wird sehr schnell ein Bewertungssystem, das uns hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Gleiches versuchen wir dann auch an der Börse und müssen immer wieder feststellen, dass dies nicht oder bei Weitem nicht so gut funktioniert wie im normalen Alltagsleben. Der entscheidende Grund dafür sind die uns zur Verfügung stehenden Informationen. Wenn wir beurteilen wollen, ob andere Güter mit beweglichen Preisen billig oder teuer sind, liegen uns meist sämtliche oder zumindest sehr viele wichtige Informationen vor.

An der Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt lesen wir zum Beispiel nicht nur den aktuellen Preis. Wir erfahren auch das Herkunftsland und können anhand einer kleinen Überschlagsrechnung sofort beurteilen, wie stark beispielsweise die Transportkosten ins Gewicht fallen. Außerdem wissen wir, ob die Obst- oder Gemüsesorte gerade Saison hat oder aufwendig im Gewächshaus produziert oder aus fernen Teilen der Welt importiert werden muss. All dies fließt in den Preis mit ein und ermöglicht uns zu entscheiden, ob der Preis zu hoch, angemessen oder ausgesprochen niedrig ist.

An der Börse fehlen diese wichtigen Hintergrundinformationen jedoch zumeist. Wir sehen den Preis und wir wissen, wo dieser gestern oder vor einer Woche notiert hat. Aber über die Hintergründe für den jüngsten Preisanstieg oder Preissturz wissen wir in der Regel viel zu wenig. Das führt fast zwangsläufig dazu, dass die Preishistorie einen viel größeren Einfluss auf unser Urteil hat als es im Alltagsleben der Fall ist.

Der Preis allein ist ein sehr fragwürdiges Kriterium

Allzu leicht suggeriert uns der Preis eine Objektivität, die nicht gegeben ist. Eine Aktie, die gestern noch 3,40 Euro kostete und heute nur noch mit 2,70 Euro gehandelt wird, erscheint auf den ersten Blick als preiswert. Wenn sich die fundamentalen Kennzahlen nicht über Nacht geändert haben und auch keine anderen negativen Nachrichten aus dem Unternehmen vorliegen, ist sie das vielleicht auch.

Trotzdem gibt es einen großen Unterschied zu unserem Alltagsleben und der Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt. Dort wurden wir in der Vergangenheit nicht mit Preisen konfrontiert, die ihren Ursprung in Emotionen hatten. Der Supermarkt hat die Preise nach wirtschaftlichen Überlegungen kalkuliert und die Frage, ob die Preise am nächsten Tag höher oder tiefer sein würden, war bei dieser Preisfindung vollkommen unbedeutend.

Das ist an der Börse grundlegend anders. Zu jeder Zeit treffen die Anleger hier ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen immer auch vor dem Hintergrund ihrer eigenen Preisprognose. Wer steigende Kurse erwartet, der wird schnell kaufen, bevor ihm der Preis am Ende noch davonläuft und wer verkaufen will, der wird möglicherweise noch etwas warten, es sei denn, es steht ein Notverkauf an. Genau entgegengesetzt verhält es sich bei fallenden Preisen. Hier haben die Käufer alle Zeit der Welt, während die Verkäufer bestrebt sind, die Position möglichst schnell aus dem Depot zu bekommen.

Diese Emotionen sind nicht nur ein sehr entscheidender Faktor für die Preisfindung. Sie sind auch eine ausgesprochen instabile und flüchtige Angelegenheit. Wenn die Aktie, die heute nur noch 2,70 Euro kostet, in den Tagen und Wochen zuvor extrem gehypt wurde, kann es sein, dass der gestern noch gezahlte Preis von 3,40 Euro ein völlig überzogener Mondpreis war. Dies könnte bedeuten, dass die Aktie, auch wenn sie heute nur noch 2,70 Euro kostet, immer noch maßlos überteuert ist.

Es gibt keine objektiven Preise und Werte im Augenblick der Entscheidung

Ein Anleger, der heute für 2,70 Euro kauft, kauft deshalb nicht unbedingt eine billige oder teure Aktie, sondern er kauft im Grunde die Hoffnung, dass die Stimmung der Anleger bald wieder dreht und der Preis der Aktie steigen wird. Er kann mit dieser Einschätzung richtig oder falsch liegen. Aber er wird niemals in der Lage sein, im Vorfeld allein anhand des Preises eine objektive Entscheidung zu treffen.

Das gelingt uns nur beim Blick in die Vergangenheit. Hier können wir sehr wohl und vor allem auch sehr leicht und sehr schnell entscheiden, ob der Verkauf oder Kauf eines Anlegers eine gute Entscheidung war. Beim Blick zurück ist der Preis in der Tat nicht nur ein objektives Kriterium, sondern am Ende sogar das einzige Kriterium, das zählt, denn an der Börse wollen alle Geld verdienen und dieses verdient man nur, wenn man seine Wertpapiere teurer verkauft als man sie ursprünglich eingekauft hat.

Bein Blick in die Zukunft mutiert der Preis jedoch sofort zu einem emotional sehr aufgeladenen Aspekt. Man kann dann zwar sehr genau und durchaus objektiv feststellen, dass ein Anleger, der die Aktie zu 1,37 Euro gekauft und nach einiger Zeit bei 3,35 Euro verkauft hat, ein gutes Geschäft gemacht hat. Doch beim Blick in die Zukunft geht diese Objektivität schnell wieder verloren.

War der Rückkauf der Aktie zu 2,80 Euro ein gutes Geschäft? Wenn die Aktie bei 2,70 Euro sofort wieder dreht und schnell wieder auf 3,40 Euro ansteigt, kann man diese Frage immer noch mit einem überzeugten Ja beantworten, obwohl heute schon bekannt ist, dass der Anleger den Rückkauf sogar noch um weitere zehn Cent günstiger hätte abwickeln können.

Bewahren Sie sich immer eine gesunde Distanz zu Ihrem Einstiegspreis

Fällt die Aktie aber von 2,70 Euro erst noch auf 1,80 Euro zurück, bevor die Käufer sich wieder zeigen und einen erneuten Anstieg in Richtung 3,40 Euro initiieren, fällt die Antwort schon ganz anders aus. Das zeigt, dass der Preis nicht immer die Objektivität hat, die wir Anleger ihm gerne zubilligen. Er ist ein Anker, an dem wir uns gerne orientieren, damit wir im Meer der sich ständig verändernden Kurse wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt haben. Aber als erfahrener Anleger wissen Sie, dass man auch an den falschen Stellen ankern kann.

Verabsolutieren Sie deshalb nicht blind einen Kurs als den richtigen oder auch den falschen Kurs, sondern schauen Sie auf die Charts und achten Sie auf das Volumen. Wenn diese Ihnen signalisieren, dass ein Wendepunkt erreicht ist, dann könnte es in der Tat richtig sein zu diesem Kurs zu kaufen oder zu verkaufen, egal wie hoch oder tief die Aktie gerade notiert.

Neuste Artikel

Do Infineon-Aktie: Ist das der heilige Gral der Elektromobilität?Marco Schnepf
Infineon stärkt sein Geschäft im Bereich der Elektromobilität: Wie die Münchner Techfirma EcoG kürzlich mitteilte, kooperiere man mit dem Halbleiterspezialisten beim bi-direktionalen Laden. Demnach entwickelt EcoG gemeinsam mit Infineon ein Starter-Kit unter anderem mit einem integriertem 22-kW-Umrichter. Die beiden Partner wollen das Projekt auf der anstehenden Fachmesse „Power2Drive“ offiziell vorstellen (14. bis 16. Juni in München). Die Kooperation gilt als…
Do Varta-Aktie: Es wird munter spekuliert!Andreas Göttling-Daxenbichler
Wer der Varta-Aktie trotz der vielen schweren Enttäuschungen in den letzten Monaten noch immer treu geblieben ist, der braucht dieser Tage mal wieder Nerven aus Stahl. Die Aktie zeigt sich enorm bewegungsfreudig, das allerdings leider in alle nur erdenklichen Richtungen. Zu Wochenbeginn jubelten die leidgeplagten Aktionäre noch, als es mit den Kursen zeitweise um annähernd fünf Prozent in die Höhe…
Do Die Aktie des Tages: Zalando — Im freien Fall?Andreas Göttling-Daxenbichler
Liebe Leser, die Zalando-Aktie hat einige bewegte Monate hinter sich. Nachdem der Corona-Hype beim Versandhandel schwer nachgelassen hatte, geriet der einstige Highflyer im vergangenen Jahr enorm unter Druck. Gegen Jahresende holten die Bullen zwar zu einer Erholung aus, die sich bis Anfang Februar beobachten ließ. Viel davon übriggeblieben ist aber nicht mehr. In der heutigen Ausgabe sehen wir uns an,…
Do Vonovia-Aktie: Ein Funken Hoffnung?Andreas Göttling-Daxenbichler
Die Vonovia-Aktie sorgte in den letzten Tagen und Wochen für einiges an Aufsehen an den Märkten. Dass der Immobilienkonzern an der Börse tief gefallen ist, lässt sich erstmal nicht von der Hand weisen. Optimisten erkennen aber genau darin eine Chance. Jene gehen davon aus, dass es schlicht nicht noch weiter abwärts gehen kann, da mittlerweile sämtliche Horrorszenarien eingepreist sind. Das…
Do Wasserstoff-Aktien: Endlich! Der Masterplan für Nel ASA, Plug Power und Co!Claudia Wallendorf
Liebe Leserin, lieber Leser, Wasserstoff-Aktien gelten als volatil. Dafür ist der aktuelle Höhenflug der Plug Power-Aktie ein gutes Beispiel. Doch auch für Nel ASA und Co könnten bald goldene Zeiten anbrechen. Denn die USA haben jetzt ihre nationale Strategie und ihren Fahrplan für sauberen Wasserstoff vorgestellt. Worum es dabei im Einzelnen geht, erfahren Sie m heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing. Doch…
Do Amazon-Aktie: Hat sie noch Potenzial?Peter Wolf-Karnitschnig
Nach einem durchwachsenen Börsenjahr 2022 ist die Amazon-Aktie im laufenden Jahr wieder stark gefragt bei Anlegern. Seit Jahresbeginn hat der Titel des E-Commerce- und Cloud-Riesen um 44 Prozent zugelegt. Hat die Amazon-Aktie noch weiteres Potenzial? Die Entwicklung der Geschäftsbereiche Auf jeden Fall. Die einzelnen Geschäftsbereiche des Konzerns haben sich im ersten Quartal des Jahres gut entwickelt. Einziges Sorgenkind ist der…
Do PayPal-Aktie: Ist die Luft schon wieder raus?Andreas Göttling-Daxenbichler
Die PayPal-Aktie notiert weiterhin in den Untiefen des Kurskellers, konnte aber zumindest das eine oder andere Lebenszeichen aussenden. An den hiesigen Märkten gelang es dem Titel kürzlich, die Marke bei 60 Euro nach oben zu durchschreiten. Allerdings löste dieser Erfolg sich am Mittwoch schon wieder viel zu früh in Luft auf. Nachdem es am Donnerstagmorgen um weitere 0,5 Prozent abwärts…
Do Deutsche Telekom-Aktie: Verkäufe gehen weiter - auf diese Marken kommt es nun an!Alexander Hirschler
Bei der Aktie der Deutschen Telekom geht die Talfahrt weiter. Nach einem kleineren Rebound am Montag drücken die Bären seit Dienstag wieder den Verkaufsknopf und haben nun auch die Wochenbilanz wieder ins Minus gedreht. Auf dem Kurs lasten weiterhin die Berichte über einen möglichen Einstieg des Internetgiganten Amazon in den US-Mobilfunkmarkt. Dort könnte der Technologiekonzern potenziell zu einem Konkurrenten von…
Do Nio-Aktie: Die Anleger bleiben skeptisch!Andreas Göttling-Daxenbichler
Nio macht bei seiner Expansion in Europa ernst. Nicht nur hat das Unternehmen mittlerweile schon den dritten Showroom in Deutschland eröffnet. Auch die hiesige Presse wird zunehmen mit Testmustern versorgt. So sah sich die "FAZ" kürzlich den mächtigen EL7 genauer an, während bei N-TV der ET7 auf dem Prüfstand kam. In beiden Fällen gab es viel Positives zu berichten. Zufrieden…
Do Apple-Aktie: Darf's ein bisschen mehr sein?Andreas Göttling-Daxenbichler
Während der Vorstellung der Apple Vision Pro wurden nicht nur allerlei Funktionen des Mixed-Reality-Headsets vorgestellt. Der Hersteller ging auch auf das Thema Korrekturlinsen ein. Sicher ist, dass auch Brillenträger das System nutzen können sollen. Offen ist aber noch, was das entsprechende Zubehör kosten könnte. Das ist angesichts eines anvisierten Verkaufspreises von 3.500 US-Dollar vor Steuern kein unwichtiges Detail. Hierzulande dürfte…
Do Adobe-Aktie: Hopp oder Top!Andreas Göttling-Daxenbichler
Erst kürzlich stellte Adobe eine neue Version von Photoshop vor, die mit allerlei KI-Funktionen ausgestattet ist. Damit hat das Unternehmen an der Börse einen Nerv getroffen und der Aktienkurs reagierte mit einigen netten Sprüngen in die Lüfte. Schließlich kaufen die Börsianer derzeit so ziemlich alles, was auch nur entfernt mit dem Thema KI zu tun hat. Im Falle von Adobe…
Do EvotecAktie: Neues Allzeithoch, zu Recht?Jörg Mahnert
Liebe Leserin, lieber Leser, Evotec mit Sitz in Hamburg ist ein international agierendes Unternehmen, dass im Bereich der pharmazeutisch Wirkstoffforschung tätig ist. Die Aktie hat heute, am 8.6.2023, ein neues Allzeithoch markiert. Das an sich ist bereits eine gute Nachricht, denn das Erreichen eines neuen Allzeithochs ist ein wichtiges charttechnisches Kaufsignal. Fundamental: Werfen wir einen Blick darauf! Auf den ersten…
Do Alibaba-Aktie: Darin liegt die Hoffnung!Alexander Hirschler
Die trüben Konjunkturaussichten in China haben auch die Alibaba-Aktie in den letzten Wochen ausgebremst. Von Ende Oktober bis Ende Januar hatte der E-Commerce-Titel noch eine kräftige Kurserholung aufs Börsenparkett gezaubert und Kurszuwächse von mehr als 100 Prozent erzielt. Darin kam die Hoffnung zum Ausdruck, dass China nach der Rücknahme der Corona-Beschränkungen rasch auf den Wachstumspfad zurückkehren würde. Allerdings zeichnen die…
Do Hensoldt-Aktie: Ein alter Hut?Andreas Göttling-Daxenbichler
Wie gestern beim "Behörden Spiegel" zu lesen war, wird Hensoldt der Ukraine weitere Hochleistungsradare vom Typ TRML 4D zur Verfügung stellen. Jene sollen in der Lage sein, in einem Radius von bis zu 250 km sowohl Marschflugkörper als auch Flugzeuge und Hubschrauber zuverlässig und frühzeitig zu erkennen. Zum Einsatz kommt das Ganze in Verbindung mit dem Luftabwehrsystem IRIS-T, welches von…
Do Shell-Aktie: Es „riecht“ nach bullishem Ausbruch!Jörg Mahnert
Liebe Leserin, lieber Leser, die Aktie von Shell war in den vergangenen 12 Monaten „stinklangweilig“. Grob schwankte sie in diesem Zeitraum die meiste Zeit zwischen rund 25 und 29 Euro. Die aktuelle Bewertung und die Perspektiven würden allerdings weitaus mehr „hergeben“. Die Bewertung ist günstig Die Mehrheit der Analysten erwartet für 2023 ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6,6. Mit 6,8 liegt…

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)