Seit der Erreichung des diesjährigen Hochs bei rund 17 Euro fallen die Aktien der Nordex SE in einer Tour. Innerhalb weniger Monate mussten Anleger fast 60-prozentige Kursverluste hinnehmen. Der Kurs fiel teilweise auf 7 Euro. In der zweiten Juliwoche konnten sich die Bullen jedoch wieder durchsetzen und dafür sorgen, dass der Kurs nicht unter die wichtige 7-Euro-Marke fiel.
Eigentlich ist dieser starke Abverkauf vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage verwunderlich. Als Holdinggesellschaft produziert Nordex mit ihren Tochtergesellschaften Windenergieanlagen in Deutschland und anderen Ländern. Seit dem Ukrainekrieg und der damit verbundenen Gasknappheit sind erneuerbare Energien so beliebt wie noch nie. Was sind also konkret hemmende Tatsachen für ein starkes Wachstum?
Ausbau stagniert!
Ein Problem ist der stagnierende Ausbau von Windrädern an Land. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden in Deutschland 238 neue Windräder installiert, welche insgesamt eine Leistung von 977 Megawatt produzieren. Nach den Zahlen des Bundesverbandes für Windenergie (kurz BWE) konnte Deutschland im vorherigen Jahr 484 Onshore-Windanlagen mit einer Leistung von 1.925 Megawatt errichten. Der Bruttozubau wurde schon im vorherigen als nicht ausreichend bewertet, um die Klimaziele der Bundesregierung gerecht zu werden. Sollte sich der Ausbau in diesem Jahr nicht beschleunigen, können die Ausbauziele nicht erreicht werden. Dafür benötigt man nach den Zahlen des BWE das fünffache Volumen.
Verbände fordern nun die Politik auf, dringend weitere Reformen zu verabschieden. Insbesondere müssten Genehmigungsverfahren verschnellert werden. Bei dem Ausbau gibt es zwischen den Bundesländern starke Unterschiede. Die ersten vier Bundesländer (Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Niedersachsen) schaffen einen 80-prozentigen Ausbau des Volumens an neuer Infrastruktur. Darauf hat die Bundesregierung reagiert. Die Länder werden jetzt gesetzlich verpflichtet, mehr Flächen für Windenergieanlagen auszuweisen. Dabei wird je nach Land mit anderen Zielen aufgrund von verschiedenen Voraussetzungen differenziert.
Neue Geldspritze!
Das Unternehmen Nordex hatte vor Kurzem eine neue Geldspritze von seinem spanischen Großaktionär Acciona erhalten. Diese pumpten weitere 139,2 Millionen Euro in das Hamburger Unternehmen. Dafür wurden neue Aktien zum jeweiligen Schlusskurs in Höhe von 8,7 Euro je Papier ausgegeben worden. Der Vorstandsvorsitzende José Luis Blanco kommentierte dies wie folgt: „Dies stellt einen klaren Vertrauensbeweis in das enorme Potenzial der Onshore-Industrie und in unser Unternehmen dar.“
Der Schritt war notwendig, um „die Liquidität des Unternehmens zu erhöhen und die Bilanz zu stärken“. Das sind grundsätzlich Begrifflichkeiten, bei denen bei Investoren automatisch die Alarmglocken schrillen. Die weiteren Kursverluste in dieser Woche – bis zum Freitag – können da kaum überraschen. Es handelte sich dabei nicht um die erste Kapitalerhöhung. Seit dem Jahre 2018 schreibt der Konzern rote Zahlen. Diese Einbußen im zwei- oder dreistelliger Millionenbetrag mussten aufgefangen werden.
Das sagen die Analysten!
Gleich mehrere Analysehäuser haben ihre Kursziele für die Aktien von Nordex aktualisiert. Den Start macht für uns die US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie hat die Einstufung für Nordex anlässlich einer Kapitalerhöhung mit einem Kursziel von 13,70 Euro auf „Neutral“ belassen. Diese dürfte ein großes Problem lösen: Die Kapitalisierungssorgen, welche die letzte Quartalsbilanz beeinflusst hatten, würden gedämpft werden.
Kommen wir jetzt zu der Aktualisierung des Analysehauses Jefferies. Dieses hat die Einstufung für Nordex auf „Buy“ mit einem Kursziel von 16 Euro belassen. Die Stimmung des Analysten Constantin Hesse wurde durch die zweite Kapitalerhöhung gedrückt. Dass das Management das obere Ende der diesjährigen Ziele nicht erreichen werde, ist für ihn die logische Konsequenz. Er ist jedoch gegenüber Nordex optimistisch eingestellt. Dafür spricht für den Analysten auch der starke Auftragseingang der Windenergieholding. Diese konnte die Analystenschätzungen in den Schatten stellen.
Der Analystenschnitt: „Aufstocken“!
Insgesamt haben acht Analysehäuser ihre Bewertungen für die Papiere des Hamburger Unternehmens veröffentlicht. Davon empfehlen drei Analysten, die Aktien zu kaufen. Die anderen fünf Experten würden die Aktien erstmal halten. Daraus ergibt sich die durchschnittliche Bewertung „Aufstocken“.
Aus der Summe der Expertenbewertungen ergibt sich ein durchschnittliches Kursziel von 13,28 Euro. In Relation zum letzten Schlusskurs in Höhe von 8,25 Euro entsteht ein Kurspotenzial von 61 Prozent. Das Kursziel am oberen Ende der Preisspanne beträgt 18,5 Euro, das am unteren Ende 8 Euro. Die folgende Tabelle soll einen Überblick über die jüngsten Analystenbewertungen geben:
Analysehaus | Bewertung | Kursziel |
Goldman Sachs | Die Bewertung „Neutral“ wurde beibehalten. | Das Kursziel von 13,7 Euro wurde beibehalten. |
Jefferies | Die Bewertung „Kaufen“ wurde beibehalten. | Das Kursziel von 16 Euro wurde beibehalten. |
Stifel | Die Bewertungen wurde von „Kaufen“ auf „Halten“ abgestuft. | Das Kursziel wurde von 20 auf 9 Euro gesenkt. |
Oddo BHF | Die Bewertung wurde von „Outperform“ auf „Neutral“ abgestuft. | Das Kursziel wurde von 18,5 auf 13 Euro gesenkt. |
Pro Nordex-Aktie
- Zukunftsträchtige Technologie, die seit dem Ukrainekrieg in das Rampenlicht gerückt ist.
- Die Nachfrage an den Produkten des Hamburger Konzerns wird in den nächsten Jahren beschleunigt werden.
- Politik steht stark unter Druck, Wege für die Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen freizumachen.
- Einige Analysten stehen der Branche und Nordex optimistisch gegenüber.
- Hohes Kurspotenzial von 61 Prozent.
Contra Nordex-Aktie
- Das Unternehmen schreibt seit 2019 rote Zahlen.
- Ungewissheit, ob Nordex seine Margen anpassen kann, um Gewinn zu generieren.
- Ein Großaktionär musste diese Verluste mit einer erneuten Finanzspritze auffangen.
- Die Kursziele der Analysten mussten angepasst werden.
- Noch stagniert der Ausbau von Deutschland stark aufgrund von zu langen Genehmigungsverfahren.
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