Die Hauptversammlung der NorCom Information Technology AG fing pünktlich um 11 Uhr in München an. Anwesend waren rund 100 Aktionäre. Vom Vorstand war nur Herr Viggo Nordbakk vertreten, da Herr Dr. Tobias Abthoff erkrankt war. Die Versammlungsleitung hatte die Aufsichtsratsvorsitzende Frau Nordbakk inne. Nach den üblichen Formalitäten startete Herr Nordbakk mit der Vorstandsrede.
Herr Nordbakk zeigte sich erfreut, dass so viele Aktionäre anwesend seien. In den letzten Jahren habe man die Umstellung auf Asset-Based Consulting vollzogen und ernte in den zahlreichen Partnerschaften mit Großkunden nun die ersten Früchte. Die Mitarbeiter und er seien selber immer wieder erstaunt, dass diese großen Kunden das Produkt von NorCom einsetzen wollen. Bei Audi sollen z.B. ca. 10.000 bis 15.000 Mitarbeiter die Software täglich für Research und Forschung benutzen. In der Partnerschaft mit Daimler zeige man sich erfreut, eine Unternehmenslizenz verkauft zu haben, die auf ganzer Konzernebene, sprich auch zwischen den einzelnen Tochterunternehmen, genutzt werden soll. Bei BMW plane man weiterhin langfristig auf Projektebene zusammenzuarbeiten.
Außerdem stellte Herr Nordbakk weitere Partnerschaften vor, z.B. mit AMG oder AFL. Dennoch wolle man das klassische Geschäft mit dem Anbieten großer Rechenzentren nicht aus dem Auge verlieren, erklärte er. Abschließend kam Herr Nordbakk noch kurz auf die finanziellen Zahlen zu sprechen und zeigte sich auch hier erfreut, dass man den Cash-Bestand auf dem Niveau von 2,2 Mio. Euro halten und die Eigenkapitalquote durch den Abbau von Schulden stark auf 56 % erhöhen konnte. Darüber hinaus konnte man ein Darlehen in Höhe von 3 Mio. Euro zu einem Zinssatz von 1,1 % aufnehmen.
Oberstes Ziel sei nach wie vor das Eingehen von Partnerschaften. Herr Nordbakk fuhr in seiner Rede mit weiteren in der Folge zitierten Sätzen fort: „NorCom ist zu klein, um Enterprise Produkte weltweit zu vermarkten.“ „Wir sind keine Sales-Company“. Abschließend kam Herr Nordbakk auf die TOP 5 zu sprechen. Hier soll die Umwandlung der Gesellschaft in eine KGaA beschlossen werden. Er könne die Kritik der Aktionäre nicht verstehen. Besonders ein Satz führte zu Aufruhr im Publikum: „Die Aktionärsrechte werden bei dem vorgeschlagenen Rechtsformwechsel nicht beschnitten, da weiterhin das AktG gültig sei.“
Auch weitere Gründe seien für ihn nicht nachvollziehbar. Da Vertragsverhandlungen bei NorCom immer wieder stagnierten aufgrund der Forderung von Change-of-Control-Klauseln der Kunden und Projektpartner, bittet er die Aktionäre den TOP 5 zuzustimmen. NorCom sei ein kleines Innovationshaus und müsse sich schützen vor der feindlichen Übernahme eines einzelnen Marktteilnehmers.
Anschließend verkündete Frau Nordbakk die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren zu Beginn 41,97 % und zur Abstimmung am späten Nachmittag noch 41,59 % des stimmberechtigten Kapitals vertreten. Der Abgang ist damit überschaubarer Natur.
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Als erster Redner begann Paul Petzelberger für die SdK zu sprechen. „Auch wir Aktionäre schauen aufgrund der zahlreichen Partnerschaften, die eingegangen werden konnten, positiv auf das letzte Geschäftsjahr. Dennoch fehlen hinsichtlich der Partnerschaften und der Aufstellung von NorCom zahlreiche Informationen.“ Darum fragte er, wie auch später weitere Aktionäre, nach der segmentbezogenen-, kundenbezogenen- und branchenbezogenen Umsatzverteilung. Hierzu verweigerte Herr Nordbakk, trotz Kritik seitens der Aktionäre, eine Beantwortung – weiterhin auch eine Aufschlüsselung der im Geschäftsbericht genannten 4-Jahresplanung.
Unter aufsichtsrechtlichen Themen kritisierte der Sprecher der SdK die variable einjährige Vergütungskomponente in dem Vergütungssystem des Aufsichtsrates, zudem ein fehlendes Kompetenzprofil, fehlende Ziele der Zusammensetzung des Aufsichtsrates und das vorliegende genehmigte Kapital von bis zu fast 50 % des Grundkapitals. Frau Nordbakk antwortete, dass man die aufsichtsratsbezogenen Themen dieses Jahr nochmal diskutieren werde. Die Frage, ob man im Zuge des Rechtsformwechsels bereit sei, dass genehmigte Kapital zu senken, verneinte sie. Hier gab es also keine konkreten Zugeständnisse an die freien Aktionäre.
Abschließend äußerte sich Herr Petzelberger zu den TOP 5 und hinterfragte, welche Kunden denn genau wann Forderungen bezüglich eines Schutzes vor einer Übernahme gestellt hätten. Auch hinterfragte er, was genau denn eigentlich gefordert würde, sprich welche Veränderungen in der Eigentümerstruktur als kritisch erachtet werden. Herr Nordbakk führte als Antwort an, dass jeder der Kunden dies schon gefordert hätte und dass ein einzelner Marktteilnehmer mit einem Anteilsbesitz in Höhe von 30 % als kritisch erachtet werde. Es folgten im Laufe der HV noch drei weitere Wortbeiträge von Herrn Petzelberger, der sich aktiv für den Aktionärsschutz einsetzte.
Im Folgenden gehe ich auf den Inhalt der Wortbeiträge ein. Er stellte heraus, dass zahlreiche Aussagen von Herr Nordbakk nicht richtig seien. Zum Beispiel habe dieser immer wieder behauptet, dass ein einzelner Marktteilnehmer mit 30 % Anteil die Möglichkeit hätte, den kompletten Aufsichtsrat auszutauschen. Herr Petzelberger führte an, dass dies schon allein aufgrund der Tatsache, dass Herr Nordbakk ein durch die Satzung festgeschriebenes Entsendungsrecht für ein AR-Mitglied habe, nicht richtig sei. Um dieses zu löschen, bräuchte ein einzelner Marktteilnehmer 75 % der Stimmen auf der Hauptversammlung. Weiterhin stritt er sich um den Punkt, dass die Aktionärsrechte laut Herrn Nordbakk bei einem Rechtsformwechsel in eine KGaA nicht beschnitten werden würden. Herr Petzelberger konkretisierte, dass durch die Tatsache, dass der Komplementär den Vorstand bestelle und nicht mehr der AR, die Einflussmöglichkeiten sehr wohl stark beschnitten werden würden.
In einem weiteren Wortbeitrag und nach zahlreichen Nachfragen erhielten die Aktionäre in diesem Punkt noch wichtige Informationen. Es wurde nämlich kritisch hinterfragt, inwiefern hier überhaupt konkrete Forderungen bestehen, da ja Kunden wie Daimler, BMW und Audi dennoch die Partnerschaften eingegangen seien. Eine konkrete Frage zum Thema lautete: Bestehen bezüglich einer Ablehnung zu TOP 5 für Daimler, Audi oder BMW Kündigungsoptionen, die die Partnerschaften betreffen. Er verneinte dies. Durch diese Antwort blieben leider bis zum Schluss Zweifel, ob wirklich Forderungen bestehen oder dieser Punkt nur von dem Management vorgeschoben wird, um sich die Macht im Unternehmen zulasten der Aktionäre zu sichern.
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Fast 10 Aktionäre traten auf der Hauptversammlung der Norcom AG ans Rednerpult und stellten Fragen zum Geschäftsverlauf und der Tagesordnung.
Als zweiter Redner hinter Herrn Petzelberger sprach Herr Streck, welcher darauf hinwies, dass als Folge der Verkündung von TOP 5 am Aktienmarkt der Kurs schon stark eingebrochen sei und dies zeige, wie aktionärsfeindlich das Vorgehen des Managements wahrgenommen werde. Hierfür hob er 55 Euro in Scheinen empor und schmiss dann den Fünf-Euro-Schein unter Lachen und Beifall des Publikums Herrn Nordbakk vor die Füße. Weiterhin fragte er, wie auch später weitere Aktionäre, warum Herr Nordbakk nicht einfach seine Aktien verleihe und Anteilsbesitz aufbaue. Herr Nordbakk konterte amüsiert: „Ich stelle meinen Hut hin, dann sammeln wir Geld ein und übernehmen gemeinsam“. „Man bräuchte halt das nötige Kleingeld dafür“.
Weitere Sprecher waren u.a. Herr Stauffenberg, Herr Spang, Herr Hartmann, Herr Martius und Herr Budjewicz. Herr Spang kritisierte, dass NorCom mit der Umwandlung in eine KGaA zu einer One-Man-Show von Herr Nordbakk werde. Er bat mit zahlreichen Fragen nach mehr operativen Informationen, die Herr Nordbakk zum Großteil, auch auf Nachfragen, nicht beantwortete. Herr Spang führte an, dass ihm als weitere Automobilzulieferer nur Paragon und Hella bekannt seien, die als Rechtsform eine KGaA führen. Man verstehe also nicht, warum dies so notwendig sei. Herr Nordbakk antwortete, dass es aufgrund des Asset-Based Consulting einen sehr hohen Stellenwert für NorCom habe. Er wiederholte auch die auf der vorherigen HV im letzten Jahr getätigte Aussage: „Allein mit Daimler können wir 10-Mal so groß werden.“ Darum ordne er alles diesen Partnerschaften unter.
Herr Martius hinterfragte, warum so ein großer Anteil eigener Aktien gehalten werde. Herr Nordbakk führte aus, dass dies hilfreich für das Aufnehmen von Krediten sei. Damit ist wohl gemeint, dass die eigenen Aktien als Sicherheit hinterlegt werden könnten.
Im Laufe des Nachmittags verließ AR-Mitglied Herr Liebl die Hauptversammlung, da er in den Urlaub musste, was bei der Versammlung zu viel Gelächter und Spott führte. Ein solches Verhalten ist absolut unüblich und sollte eigentlich Konsequenzen nach sich ziehen. Der Aufsichtsrat und der Vorstand müssen sich nur einmal im Jahr den Fragen der Aktionäre stellen, da sollte man nicht in den Urlaub fahren.
Abschließend blieb bis zum Schluss die Thematik offen, ob es nicht die bessere Alternative sei, wie im Gegenantrag von der SdK vorgesehen, weitere Investoren, Kunden und Projektpartner anzusprechen, damit sich diese direkt am Unternehmen beteiligen. Hierzu wurde auch die Aussage von Frau Nordbakk aufgegriffen, dass zahlreiche Anfragen von Investoren aus China und Indien vorlägen. Dies zeige, dass das Risiko einer dem Management feindlich gesinnten Übernahme kaum vorhanden sei. Interessierte Investoren fragen aufgrund des hohen Anteilsbesitzes der Familie Nordbakk bei diesen selber an.
Von einer feindlichen Übernahme kann also beim besten Willen nicht die Rede sein. Die Familie Nordbakk halte ja schon über 30 % der Anteile und dominiere mit ihrem Stimmrecht die HV. Wenn sich nun noch ein paar Investoren und Kunden mit kleinen Beiträgen an NorCom beteiligen, ist eine externe Übernahme kaum mehr möglich. Die SdK erklärte Widerspruch zu allen Tagesordnungspunkten. Die HV endete um circa 17:30 Uhr mit folgenden Ergebnissen:
TOP 2 – Entlastung des Vorstands: 94,37%
TOP 3 – Entlastung des Aufsichtsrats: 97,61%
TOP 4 – Wahl des Abschlußprüfers: 98,42%
TOP 5 – Umwandlung in eine KGaA: 96,35%
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