Lieber Leserin, lieber Leser,
der November war ein bislang bitterer Börsenmonat für das chinesische Elektroauto-Start-up NIO: Ende Oktober noch mit mehr als 6 US-Dollar gehandelt, ist die Aktie mittlerweile noch 4,38 Dollar wert – ein Minus von annähernd 30 Prozent. Während die NIO-Aktie an den US-Börsen wegen Thanksgiving am Donnerstag nicht gehandelt wurde, rutschte sie in Frankfurt noch weiter ab. Am Freitag im frühen Handel dann leichte Erhohlungstendenzen. Möglicherweise weil der Premium-Hersteller endlich auf den miserablen Start in Europa reagiert, wie am Vortag bekannt wurde. BYD lässt grüßen.
BYD hat bereits auf Europa-Desaster reagiert
Denn auch beim größten Autobauer Chinas waren die Verkaufszahlen auf dem Kontinent bis dato alles andere als erfreulich. Insbesondere in Deutschland fanden sich bislang kaum Interessenten für die relativ teuren Modelle. In den ersten zehn Monaten brachte BYD gerade einmal 2.137 Autos auf die bundesdeutschen Straßen. Der Oktober immerhin hatte mit 347 Neuzulassungen eine leichte Tendenz zum Positiven gezeigt.
BYD allerdings sah sich angesichts der Absatzkrise bereits im August dazu veranlasst, eine Neuausrichtung seines Vertriebs vorzunehmen und sich vom bisherigen Partner Hedin zu trennen. Den Vertrieb übernehmen die Chinesen nun selbst. Man werde zudem das Händlernetz in Europa bis Ende nächsten Jahres „verdoppeln bis verdreifachen“, ließ Europachefin Stella Li auf dem Pariser Autosalon wissen.
- Es ist der verzweifelte Versuch, hierzulande doch noch Fuß fassen zu können
- Im Oktober lag der Marktanteil laut Kraftfahrtbundesamt bei 0,1 Prozent
NIO verkaufte 15 E-Autos in Deutschland
Davon, so niedrig die Zahl auch sein mag, kann der Herausforderer NIO nur träumen. 15 deutsche Kunden entschieden sich im Oktober für ein Modell des chinesischen Start-up. Zum Mitschreiben: Fünfzehn! Das war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Absturz um 94 Prozent. Seit Januar hat NIO damit in Deutschland gerade einmal 338 Neuwagen verkauft. Im Jahresvergleich ein Rückgang um gut 70 Prozent. Auch im Rest von Europa interessiert sich bislang kaum jemand für die Premium-Stromer. Dass es so nicht weitergehen kann, das ist den Verantwortlichen offenbar jetzt klar geworden.
„NIO krempelt Expansionsstrategie nach dem Fehlstart radikal um“, meldete am Donnerstag das Manager Magazin. Für 2025 habe sich Nio-Chef William Li nicht weniger vorgenommen, als die Verkaufszahlen seines Elektroautobauers zu verdoppeln. Ohne eine Planänderung aber werde Li seine Ziele kaum erreichen können. „Und tatsächlich, der Chef legt Hand an: Neue Marken, neue Partner, vielleicht auch neue Werke“, heißt es. Demnach ist der Hersteller, der seine Elektrofahrzeuge bislang ausschließlich selbst in Stores und im Internet vertreibt, bereits auf der Suche nach einem passenden Partner
NIO sucht angeblich einem Importeur
Denn das maue Geschäft hierzulande liege dem Bericht zufolge vor allem am Vertrieb. In Testberichten der deutschen Fachpresse würden die Modelle hingegen sehr gute Urteile erhalten. „Bislang habe der Hersteller jedoch alles beim Vertrieb alleine gemacht und Gerüchte über mögliche Zusammenarbeit mit Händlern dementiert“, schreibt Business Insider. Das solle sich jetzt ändern. Demnächst wolle das Unternehmen „nicht mehr nur mit seiner Kernmarke NIO, sondern auch mit den zwei Tochtermarken Onvo und Firefly auf dem europäischen Markt vertreten sein“. Der Verkaufsstart für Firefly ist demnach für 2025 fest angekündigt.
- „Die Autos sollen angeblich über einen Importeur verkauft werden“, so der Bericht
- NIO selbst habe diese Information auf Nachfrage allerdings nicht kommentieren wollen
NIO-Aktie hat sich im Wert halbiert
Sollten diese zutreffen: Wird der Plan NIO wieder zurück in die Spur bringen – und die Aktie gleich mit? Denn tatsächlich ist deren Richtung eine äußerst bedenkliche. Seit ihrem Zwischenhoch Ende Dezember 2023 hat das Unternehmen wieder mehr als die Hälfte an Börsenwert eingebüßt. Die kurzzeitige Erholung im Spätsommer, die die Nio-Aktie auf wieder mehr als 7 US-Dollar brachte, erwies sich als Strohfeuer.
Und das verwundert kaum: NIO arbeitet weiter hoch defizitär, die Bruttomargen waren im dritten Quartal 2024 sogar zurückgegangen. Und so haben auch die Analysten ihre Erwartungen zuletzt zurückgeschraubt. Goldman Sachs etwa hat die Aktie laut aktiencheck.de zum Wochenbeginn von „neutral“ auf „sell“ herabgestuft, das Kursziel wurde von 4,80 auf nur noch 3,90 US Dollar gesenkt. Die US-Bank erwartet demnach, „dass das begrenzte Angebot neuer Modelle der Marke NIO sowie der langsame Produktionshochlauf der Onvo-Marke die Position des Unternehmens bis 2025 erschweren“.
Zudem geht Goldman Sachs dem Bericht zufolge davon aus, dass der Wettbewerb ab dem ersten Quartal 2025 deutlich intensiver wird, was NIOs Herausforderungen weiter verschärfen dürfte. Man erwarte, dass die Ausweitung des Verkaufsnetzes für die Onvo-Marke die Betriebskosten erheblich steigern werde, heißt es. Dies könnte den Weg von NIO zur Profitabilität in den nächsten drei Jahren deutlich behindern.
Kursziele gekürzt, trotzdem Hoffnung
Insgesamt jedoch sind die Kursziele für die NIO-Aktie zuletzt insgesamt zwar gefallen, mit umgerechnet 6,48 US-Dollar erwarten die Analysten im Schnitt laut marketscreener.com dennoch eine deutliche Erholung von annähernd 50 Prozent. Entsprechend lauten auch die Empfehlungen:
- 13 Beobachter würden NIO aktuell kaufen
- fünf raten zum Aufstocken der Papiere
- neun vergeben eine Halten-Bewertung
- lediglich zwei raten zum Verkauf
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