NIO-Aktie: Jetzt geht es Schlag auf Schlag!

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von NIO schien ihre Durststrecke zunächst überwunden zu haben. Am letzten Septembertag in New York noch bei 9,22 US-Dollar gehandelt, waren die Papiere des aufstrebenden, chinesischen Elektroautoherstellers zum Wochenbeginn bis auf 8,11 Dollar eingeknickt. Dann der positive Umschwung: Am Mittwoch durchbrach die Nio-Aktie wieder die 9-Dollar-Marke, nur um am Donnerstag wieder zurück bis auf 8,45 Dollar zu rutschen. Und auch sonst sorgt das Start-up derzeit für ordentlich Aufsehen, es geht nachrichtlich gerade Schlag auf Schlag.

NIO steht wohl unmittelbar vor Frankreich-Start

Was der NIO-Aktie zur Wochenmitte auf die Sprünge geholfen hat, war zweifellos das insgesamt wieder freundlichere Marktumfeld. Doch auch eine Neuigkeit aus einem Nachbarland könnte eine wichtige Rolle gespielt haben. Laut eines Medienberichts steht die Marke offenbar unmittelbar vor seinem Markteintritt in Frankreich. NIO Ltd. eröffne ein Büro in Frankreich und stelle einen General Manager ein, berichtete der Branchendienst IT Times, „ein Zeichen dafür, dass der Markteintritt mit Elektroautos kurz bevor steht“.

NIO hat demnach sein französisches Kernteam unter der Leitung von Nicolas Vincelot als General Manager vorgestellt, der nach 2,5 Jahren im Headquarter von NIO in Shanghai nach Frankreich wechselt. „Das Unternehmen eröffnete außerdem ein neues Büro in Paris. Mit von der Partie sind auch zwei ehemalige Tesla-Manager, die angeworben wurden“, heißt es.

• Es ist ein weiterer Schritt des Premium-Herstellers auf dem Kontinent, nachdem NIO 2021 erstmals in Norwegen die Bühne betrat
• Ende 2022 startete der Hersteller dann in weiteren europäischen Ländern, darunter Deutschland, Dänemark und die Niederlande

NIO verbucht 30 Millionen Batteriewechsel

Die nächste Erfolgsmeldung allerdings stammt aus dem Heimatmarkt: Zu Beginn der Woche habe NIO bekanntgegeben, dass sein Batteriewechselservice an den so genannten Power Swap Stations (PPS) insgesamt 30 Millionen Mal in Anspruch genommen worden seien, berichtet Elektroauto News. Dieser Meilenstein sei lediglich sechs Monate nach Erreichen der 20-Millionen-Marke erreicht worden, so der Bericht. „Heruntergebrochen bedeutet dies, dass NIO mehr als 60.000 Batteriewechsel pro Tag durchführt. Das entspricht einem vollständig geladenen Batteriewechsel für ein Fahrzeug alle 1,4 Sekunden.“

Noch vor dem offiziellen Markteintritt von NIO am 7. Oktober in Deutschland war hierzulande die erste PSS bei Zusmarshausen eröffnet worden, danach war der Ausbau aber zunächst ins Stocken geraten. Im August dann hieß es, man schreite mit dem Ausbau der Infrastruktur in Deutschland voran. In Ulm-Seligweiler und Regensburg seien zwei weitere von insgesamt sieben Wechselstationen in Deutschland an den Start gegangen. Für zwei Stationen in Bayern sowie eine in Niedersachsen habe NIO zudem die Genehmigungen erhalten und teilweise mit dem Bau begonnen.

Rekordabsatz und Millionenverlust

Also alles im grünen Bereich? Zumal, da NIO Anfang des Monats von einem neuen Verkaufsrekord berichtete? Denn in der Tat meldete der chinesische E-Autohersteller aus dem September insgesamt 15.641 Auslieferungen weltweit, was einer Steigerung um 43,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche, so die Mitteilung. „Im dritten Quartal wurden insgesamt 55.432 Fahrzeuge ausgeliefert, was einer Steigerung von 75,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem vierteljährlichen Rekordwert entspricht“.

Das Dumme ist nur, dass NIO nach Informationen einer nicht unbedeutenden Zeitung mit jedem verkauften Fahrzeug Geld verliert, und zwar im fünfstelligen Dollar-Bereich.  NIO beschäftige 11.000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, habe massiv in Roboter investiert und bringe demnächst sein eigenes Smartphone auf den Markt, „und nichts davon ist profitabel – ganz im Gegenteil. NIO verlor im zweiten Quartal 835 Millionen US-Dollar oder 35.000 US-Dollar für jedes verkaufte Auto“, meldete jüngst die New York Times.

„NIO hatte im Jahr 2020 fast kein Geld mehr“

Wie kann ein Start-up das überstehen? Auch darauf hat das Blatt eine Antwort: NIO und andere Unternehmen in Chinas weitläufigem Elektroautosektor verfügten über eine beeindruckende staatliche Unterstützung, die es ihnen ermöglicht, solche Verluste zu überstehen und weiter zu wachsen, so der Bericht. „Als NIO im Jahr 2020 fast kein Geld mehr hatte, spendete eine lokale Regierung sofort 1 Milliarde US-Dollar für einen 24-Prozent-Anteil, und eine staatlich kontrollierte Bank veranlasste eine Gruppe anderer Kreditgeber, weitere 1,6 Milliarden US-Dollar einzupumpen“, so die NYT.

Und so glauben auch die Analysten mehrheitlich weiter an das defizitäre Unternehmen. Umgerechnet 13,62 US-Dollar lautet das durchschnittliche Kursziel für die NIO-Aktie laut marketscreener.com, erwartet von 26 Experten aus unterschiedlichen Instituten.

• Die Analysten sehen somit im Mittel ein Kurspotenzial von mehr als 50 Prozent
• Der optimistischste unter ihnen geht gar von einem Plus von 145 Prozent aus

NIO-Kursziele von Analysten drastisch gekürzt

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Erwartungen an die Papiere  schon weitaus größere waren. Vor zwei Jahren, im Oktober 2021, lag das Kursziel für NIO im Schnitt noch bei knapp 54 US-Dollar. In der Tat hatten die Anteilscheine im Juli 2021 die Marke von 50 Dollar kurzzeitig übersprungen. Seitdem allerdings hat die Aktie wieder rund 85 Prozent an Wert eingebüßt.

Nio Aktie Chart