Liebe Leserin, lieber Leser,
NIO hält seine Anleger derzeit ziemlich in Atem. Nachdem der chinesische Elektroauto-Hersteller am Dienstag seine Quartalszahlen veröffentlicht hatte, sackte die Aktie zunächst bis auf 5,13 US-Dollar ab. Gegenüber dem Freitagsschlusskurs, als NIO bei 5,77 Dollar gehandelt worden war, bedeutete dies ein Minus von mehr als elf Prozent. Am Mittwoch allerdings der Stimmungsumschwung: Am späten Nachmittag notierte die Nio-Aktie plötzlich sogar über dem Kursstand vom Freitag. Das hatte mit dem Start-up selbst aber wohl weniger zu tun, als vielmehr mit einer politischen Entscheidung.
China will Aktienmarkt schützen
Denn laut übereinstimmender Berichte vom Mittwoch, hat die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC mitgeteilt, dass man Kleinanleger besser schützen und den Aktienmarkt attraktiver machen wolle – und dass das Institut in extremen Fällen „Marktversagen“ beheben werde. Auch die Qualitätskriterien für gelistete Unternehmen sollen demnach angehoben werden. „China wirft das Rettungsnetz aus“, hieß es beim Anlegermagazin Der Aktionär. Davon erhoffe sich der neue CSRC-Chef Wu Qing mehr Investitionen, insbesondere über langfristige Fonds, schreibt das Handelsblatt. Um das Vertrauen von Investoren zurückzugewinnen, wolle die Behörde „tief verwurzelte Probleme“ auf dem weltweit zweitgrößten Aktienmarkt angehen.
„Wir werden hart gegen Betrug, Marktmanipulation und Insiderhandel vorgehen“, wird der Behördenchef zitiert. Der chinesische Wertpapiermarkt sei unter anderem wegen der schleppenden Wirtschaft, regulatorischen Maßnahmen und einer Immobilienkrise drei Jahre in Folge geschrumpft, so der Bericht. „Anfang Februar markierte der Blue-Chip-Index CSI300 den tiefsten Stand seit fünf Jahren.“ Dann übernahm Wu den Chefposten bei der CSRC und verschärfte demnach die Gangart gegenüber Leerverkäufen und Wertpapierbetrug. Der Index sei seit seinem Amtsantritt um etwa 14 Prozent gestiegen.
Alibaba und BYD im Plus, aber NIO hebt ab
Auf die Ankündigung vom Mittwoch reagierten die Märkte mit weiterer Zuversicht. Die Aktie des chinesischen Handelsriesen Alibaba legte bis zum Abend um knapp drei Prozent zu, Techgigant Tencent gewann rund zwei Prozent, Autobauer BYD immerhin ein Prozent. Bei NIO allerdings ging es richtig ab:
- Von 5,38 US-Dollar zum Handelsbeginn in New York schossen die Anteilscheine auf bis zu 5,82 US-Dollar
- Zum Vortagesschlusskurs bedeutete dies einen Aufschlag von zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent
Dabei hatten die Ergebnisse von NIO aus dem 4. Quartal sowie dem Gesamtjahr 2023 am Dienstag noch für reichlich Frust unter Anlegern gesorgt. „E-Autobauer NIO verfehlt Erwartungen“, titelte der Nachrichtensende n-tv auf seiner Seite. Sorgen machten die Nachfrage und die Preisgestaltung.
NIO weitete 2023 Verluste deutlich aus
In der Bilanz steht demnach für 2023 zwar ein Umsatz von umgerechnet 7,2 Milliarden Euro, eine Steigerung um 12,9 Prozent zu 2022. Bei den Auslieferungen legte NIO sogar gut 30 Prozent auf 160.038 Fahrzeuge zu. Dennoch weist das Start-up für 2023 laut ecomento.de einen Nettoverlust von 2,65 Milliarden Euro aus. „Damit hat NIO seine Verluste im Vergleich zum Vorjahr um 43,5 Prozent ausweitet“, so der Bericht.
Doch NIO-Gründer und -CEO William Li versuchte, die schlechte Bilanz einzuordnen: „Unsere kontinuierlichen Investitionen in Technologien, Batteriewechselnetzwerk und Benutzergemeinschaft werden unsere Wettbewerbsvorteile bei der Bewältigung der künftigen Konkurrenz stärken“, wird er zitiert. So investiere das Start-up nicht nur in seine Hauptmarke und die Infrastruktur, sondern auch in neue Submarken. Unter dem Namen „Alps“ soll die erste im zweiten Quartal 2024 starten, die Marke „Firefly“ soll sich ab 2025 als Volumenmarke speziell an europäische Kunden richten.
Absatzzahlen bei NIO eingebrochen
Ob dieses Vorhaben gelingen wird? Ungewiss. Bislang ist der Erfolg in Europa ausgeblieben. Doch auch die Absatzzahlen im Heimatmarkt waren zuletzt eingebrochen:
- Im Februar lieferte NIO insgesamt lediglich 8.132 Fahrzeuge aus, nach 10.055 abgesetzten Fahrzeugen im Januar (-19 Prozent)
- Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren die weltweiten Auslieferungszahlen sogar um ein Drittel zurückgegangen
Dabei hatte NIO bereits im vergangenen Jahr die eigenen Ziele deutlich verfehlt. Als Konsequenz kündigte der defizitäre Elektroautobauer im November an, zehn Prozent aller Jobs zu streichen. Man müsse die Effizienz steigern und die Kosten senken, hieß es. „Dies ist eine harte, aber notwendige Entscheidung angesichts des harten Wettbewerbs“, schrieb NIO damals an die Beschäftigten lkaut der Agentur Reuters in einer E-Mail. Gemeint war wohl vor allem der von Tesla angezettelte Preiskrieg, der den Autobauern in dem hart umkämpften Markt zusetzt, auch BYD senkte die Preise massiv. Die NIO-Aktie verlor derweil innerhalb eines halben Jahres rund die Hälfte ihres Werts.
Nio Aktie Chart
Analysten reduzierten Kursziele für NIO-Aktie
Und auch die Analysten sind insgesamt vorsichtiger geworden. Im November 2023 lag das durchschnittliche Kursziel für die NIO-Aktie noch bei rund 13 US-Dollar, mittlerweile ist es auf 9,31 Dollar zurückgegangen. Damit allerdings prognostizieren die derzeit von marketscreener.com aufgeführten 28 Beobachter noch immer ein mittelfristiges Kurspotential von etwa 70 Prozent. Demnach würden
- 18 davon die NIO-Aktie derzeit kaufen oder aufstocken
- 9 Analysten raten im Moment zum Halten der Papiere
- Außer JPMorgan hat aber keiner NIO auf der Verlaufsliste
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