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Zoll-Deal: Wer verliert, wer gewinnt

Die neue Zollvereinbarung zwischen USA und EU stärkt den US-Dollar und belastet europäische Exporteure. Gewinner sind ganz andere.

Auf einen Blick:
  • US-Dollar erreicht Zwei-Monats-Hoch nach Deal
  • Europäische Autoindustrie mit Milliardenbelastung
  • Amerikanische Energiefirmen als klare Gewinner
  • Langfristige Investitionschancen in den USA

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

während die Märkte noch über die Auswirkungen der jüngsten Handelsgespräche diskutieren und versuchen, die einzuordnen, hat sich bereits ein klarer Gewinner herauskristallisiert: der US-Dollar. Die am Sonntag zwischen Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erzielte Einigung über 15-prozentige Zölle auf die meisten europäischen Exporte in die USA hat den Greenback auf ein Zwei-Monats-Hoch katapultiert. Das mag auf den ersten Blick für europäische Exporteure etwas Entlastung bringen – doch beginnt tatsächlich eine neue Ära der Unsicherheit. Mit weitreichenden Folgen für Anleger auf beiden Seiten des Atlantiks.

Die Einigung im Detail: Ein teurer Kompromiss

Was Ursula von der Leyen als „das Beste, was wir erreichen konnten“ bezeichnete, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als schmerzhafter Kompromiss für die europäische Wirtschaft. Die Vereinbarung sieht vor, dass die EU 15-prozentige Zölle auf die meisten ihrer Exporte in die USA akzeptiert, während sie im Gegenzug amerikanische Produkte teilweise zollfrei importiert. Zusätzlich verpflichtet sich Europa zum Kauf amerikanischer Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden Dollar und zu Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA.

Diese asymmetrische Vereinbarung spiegelt die veränderten Machtverhältnisse im transatlantischen Handel wider. Während die durchschnittliche Zollrate zwischen USA und EU vor Trumps Amtsantritt bei etwa einem Prozent lag, steigt sie durch die neue Einigung auf 16 Prozent. Bloomberg Economics schätzt, dass ohne Abkommen die effektive US-Zollrate auf 18 Prozent geklettert wäre – die Einigung bringt also lediglich eine moderate Entlastung.

Dollarstärke als Spiegelbild amerikanischer Verhandlungsmacht

Die Marktreaktion ließ nicht lange auf sich warten. Der Dollar legte gegenüber dem Euro um bis zu ein Prozent zu und markierte damit den stärksten Anstieg seit Mai. Der Euro fiel auf 1,1626 Dollar und wurde damit zur schwächsten Währung in einem Korb wichtiger Devisen. Diese Entwicklung unterstreicht, wie die Märkte die Einigung interpretieren: als klaren Verhandlungssieg für die USA.

Für Anleger bedeutet die neue Dollarstärke zunächst eine mögliche Trendwende und die Chance, wieder von der weiterhin festen Situation an der Wall Street stärker zu profitieren, als es in den vergangen Wochen und Monaten der Fall gewesen war. Gleichzeitig werden europäische Exporte durch den schwächeren Euro zwar preislich wettbewerbsfähiger, doch die 15-prozentigen Zölle dürften diesen Vorteil mehr als aufwiegen.

Branchen im Fokus: Gewinner und Verlierer der Zoll-Einigung

Die Auswirkungen der Einigung treffen verschiedene Sektoren unterschiedlich hart. Besonders betroffen ist die europäische Automobilindustrie, die 2024 Fahrzeuge und Autoteile im Wert von 34,9 Milliarden Dollar in die USA exportierte. Deutsche Premiumhersteller wie BMW, Mercedes-Benz und die Volkswagen-Gruppe stehen vor erheblichen Herausforderungen. Volkswagen warnte bereits, dass die Zölle mehrere Milliarden Euro zusätzliche Kosten verursachen und die Gewinnprognosen für Audi und Porsche belasten werden.

Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie bezeichnete die Einigung als „unzureichenden Kompromiss“ und warnte vor „immensen negativen Auswirkungen“ auf die exportorientierte deutsche Industrie. Selbst die reduzierten 15 Prozent werden die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Automobilhersteller erheblich beeinträchtigen.

Auf der anderen Seite könnten amerikanische Energieunternehmen zu den großen Gewinnern gehören. Die Verpflichtung der EU, Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden Dollar zu kaufen, dürfte insbesondere Produzenten von Flüssiggas und anderen Energieträgern zugutekommen. Auch amerikanische Rüstungskonzerne könnten profitieren, da die EU „große Mengen“ militärischer Ausrüstung kaufen will.

Investitionsstrategien in unsicheren Zeiten

Für Anleger ergeben sich aus der neuen Handelsdynamik sowohl Chancen als auch Risiken. Die Dollarstärke macht amerikanische Aktien für europäische Investoren teurer, könnte aber die Gewinne US-amerikanischer Unternehmen stützen. Gleichzeitig werden europäische Exportaktien durch die Zölle unter Druck geraten, was selektive Kaufgelegenheiten schaffen könnte.

Clemens Fuest vom ifo Institut bezeichnete die Einigung als „Demütigung“, die das Machtungleichgewicht zwischen EU und USA widerspiegele. Seine Empfehlung: Europa müsse sich mehr auf wirtschaftliche Stärke konzentrieren und seine militärische und technologische Abhängigkeit von den USA reduzieren. Für Anleger könnte dies bedeuten, dass europäische Unternehmen verstärkt in Technologie und Verteidigung investieren werden.

Langfristige Perspektiven: Strukturwandel mit Chancen

Trotz der kurzfristigen Verwerfungen könnte die Zoll-Einigung langfristig neue Investitionsmöglichkeiten schaffen. Die geplanten 600 Milliarden Dollar an EU-Investitionen in den USA werden zwar Zeit brauchen, bis sie sich materialisieren, könnten aber infrastrukturellen und technologischen Projekten zugutekommen. Europäische Unternehmen, die in den USA investieren, könnten von niedrigeren Zöllen profitieren – ein Anreiz für eine strategische Neuausrichtung.

Die Vereinbarung zeigt auch, dass Trump bereit ist, Kompromisse zu schließen, wenn seine Verhandlungspartner entgegenkommen. Dies könnte ein Modell für weitere Handelsabkommen sein und die Unsicherheit an den Märkten reduzieren.

Sektorrotation als Chance: Wo sich Umschichtungen lohnen

Besonders interessant wird die Entwicklung im Technologiesektor. Während europäische Chipausrüster wie ASML unter den Zöllen leiden könnten, profitieren amerikanische Technologiekonzerne von der neuen Handelsdynamik. Microsoft, Meta, Apple und Amazon melden in dieser Woche ihre Quartalszahlen – ein perfekter Zeitpunkt, um zu bewerten, wie sich die veränderten Handelsbeziehungen auf ihre Geschäftsmodelle auswirken.

Die Pharmaindustrie steht vor ähnlichen Herausforderungen. Deutsche und schweizerische Pharmariesen wie Bayer, BASF oder Novartis müssen ihre Preisstrategien überdenken, um die 15-prozentigen Zölle zu kompensieren. Gleichzeitig könnte dies amerikanischen Konkurrenten wie Pfizer oder Johnson & Johnson Marktanteile verschaffen.

Ausblick: Neue Realitäten erfordern neue Strategien

Die USA-EU-Einigung markiert einen Wendepunkt in den transatlantischen Handelsbeziehungen. Während die unmittelbaren Auswirkungen für europäische Exporteure schmerzhaft sind, eröffnet die neue Handelsdynamik auch Chancen für Unternehmen, die sich rechtzeitig anpassen.

Für Anleger bedeutet dies: Die Zeit der reibungslosen Globalisierung ist vorbei. Erfolgreich werden jene sein, die die neuen geopolitischen Realitäten in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen und frühzeitig auf die sich verändernden Handelsströme setzen. Die mögliche neue Dollarstärke ist dabei nur der Anfang einer größeren Neuordnung, die sowohl Risiken als auch Chancen birgt.

Die Botschaft ist klar: In einer Welt zunehmender Handelskonflikte gewinnen jene, die sich am schnellsten anpassen können. Ich habe Ihnen gezeigt, wie die neue Zoll-Realität die Märkte prägt und welche Investmentchancen sich daraus ergeben. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihr Portfolio für die neue Ära des Protektionismus zu rüsten.

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