Woodside Energy-Aktie: Führungswechsel in kritischer Projektphase

Der unerwartete Abgang der Konzernchefin Meg O'Neill zu BP belastet Woodside Energy

Auf einen Blick:
  • Aktie verliert nach CEO-Wechsel deutlich
  • Louisiana-LNG-Projekt in entscheidender Phase
  • Suche nach Partnern zur Risikobegrenzung
  • Marktumfeld für LNG wird zunehmend angespannt

Die Aktie von Woodside Energy geriet heute unter Druck und verlor 2,65 Prozent, nachdem bekannt wurde, dass Konzernchefin Meg O’Neill überraschend zum britischen Ölkonzern BP wechselt. Der Abgang kommt für den australischen Energiekonzern zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Mehrere milliardenschwere Großprojekte stehen vor entscheidenden Phasen, während sich am globalen LNG-Markt erste Anzeichen eines Überangebots abzeichnen.

Besonders im Fokus steht das rund 17,5 Milliarden US-Dollar schwere Louisiana-LNG-Projekt. Nach der Übernahme des US-Entwicklers Tellurian für 1,2 Milliarden Dollar sucht Woodside nun nach weiteren Partnern, um die Kapitalrisiken zu begrenzen. Langfristig soll der eigene Anteil auf etwa 50 Prozent reduziert werden.

Neuer CEO vor komplexen Herausforderungen

„Der neue CEO wird erhebliche Baurisiken managen müssen“, sagt Joshua Runciman vom Institute for Energy Economics and Financial Analysis. Die Herausforderungen reichten jedoch weit über das Louisiana-Projekt hinaus. Woodside müsse langfristige Abnehmer für sein LNG in einem zunehmend angespannten Marktumfeld finden, in dem die Nachfrageentwicklung unsicherer werde.

Auch im Heimatmarkt Australien steht das Unternehmen unter Druck. Großkunden in Western Australia werfen Woodside vor, aus dem Pluto-LNG-Projekt nicht ausreichend Gas zu liefern. Gleichzeitig müssen die Großprojekte Scarborough und Browse vorangetrieben werden. „Die Gasnachfrage hier steigt weiter“, betont Kaushal Ramesh, Vizepräsident bei Rystad Energy. Insbesondere das Browse-Projekt sei entscheidend – nicht nur wegen der stabilen Nachfrage aus Japan, Südkorea und Taiwan, sondern auch, weil dem heimischen Markt zunehmend Alternativen fehlten.

Risiko eines Führungs- und Strategievakuums

Als mögliche Nachfolger gelten vor allem interne Kandidaten, darunter Interims-CEO Liz Westcott, Vertriebschef Mark Abbotsford und Finanzvorstand Graham Tiver. O’Neills Abgang erfolgt jedoch noch vor der ersten LNG-Lieferung aus dem Scarborough-Projekt im kommenden Jahr und während Woodside weitere Anteilsverkäufe für Louisiana LNG vorbereitet.

„Es besteht die Gefahr eines Verantwortungsvakuums“, warnt Saul Kavonic von MST Marquee. Gerade jetzt sei es entscheidend, stabile Beziehungen zu Partnern, Joint-Venture-Beteiligten und potenziellen Kunden aufrechtzuerhalten. Hinzu kommt der Ausblick auf ein mögliches globales LNG-Überangebot in den 2030er-Jahren, wenn zusätzliche Mengen aus Nordamerika und Katars Expansionspläne auf den Markt treffen.

Investoren dürften daher genau beobachten, wie schnell Woodside die Nachfolge klärt und ob der neue Konzernchef strategische Kontinuität sicherstellen kann. Die Aktie hat in den vergangenen fünf Jahren bereits schlechter abgeschnitten als viele internationale Wettbewerber. Welche Auswirkungen der Führungswechsel auf laufende Verhandlungen und Projektzeitpläne haben wird, bleibt vorerst offen.

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