Liebe Leserin, Lieber Leser,
Es hat sich längst herumgesprochen, dass Deutschland seinen zukünftigen Bedarf an Wasserstoff selbst mit einem kleinen Wunder nicht selbst sicherstellen können wird. Angewiesen ist man hierzulande auf Importe, und das im ganz großen Stil. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass auf diesem Wege rund 80 Prozent des Bedarfs gedeckt werden müssen. Angesichts dieser Tatsache hat sich bisher erstaunlich wenig getan.
Der Transport von Wasserstoff ist allerdings auch eine schwierige Angelegenheit, insbesondere über Kontinente hinweg, wo keine Pipelines genutzt werden können. In einem solchen Fall wird gerne auf Ammoniak zurückgegriffen. Darin lässt sich Wasserstoff speichern und der Transport per Schiff ist relativ problemfrei möglich. Um am Zielort dann Wasserstoff extrahieren zu können, kommen sogenannte Ammoniak-Cracker zum Einsatz.
Unper und ThyssenKrupp wollen klotzen, statt kleckern
Dabei handelt es sich nicht etwa um knusprige Snacks mit sonderbarem Geschmack, sondern industrielle Anlagen zur Umwandlung von Ammoniak. Uniper hat bereits eine Demonstrationsanlage in Gelsenkirchen in Planung. 28 Tonnen Ammoniak täglich sollen dort ab Ende 2026 pro Tag umgesetzt werden. Das geht über den Status einer Machbarkeitsstudie aber nicht hinaus.
Nun allerdings kündigte Uniper zusammen mit ThyssenKrupp Uhde einen bedeutenden Schritt nach vorne in Aussicht. Gleich sechs kommerzielle Großanlagen sollen laut einem kürzlich abgeschlossenen Rahmenvertrag entstehen. Deren Kapazität soll sich auf bis zu 7.200 Tonnen Ammoniak täglich belaufen, also rund das 250-fache der Demonstrationsanlage von Uniper. Zuerst woll ein Ammoniak-Cracker beim geplanten Wasserstoff-Importterminal in der Nähe des LNG-Terminals von Uniper in Wilhemshaven entstehen. Die Planungsphase soll Ende kommenden Jahres ins Rollen gebracht werden.
Grundlagenarbeit
Ralph Kleinschmidt von ThyssenKrupp Uhde stellt gegenüber „H2News“ einen Wirkungsgrad von 50 bis 60 Prozent bei der gesamten Kette von Stromherstellung bis zum Wasserstoffprodukt in Aussicht. In Sachen Kosten und Effizienz sei das Verfahren mit einem Transport per Pipeline ab einer Transportdistanz von 3.000 bis 5.000 Kilometern gleichauf. Zudem wird ein CO2-freies Verfahren in Aussicht gestellt. Zusätzlich benötigte Energie für die Cracker soll in einem endothermen Prozess bereitgestellt werden, also durch die Verbrennung von zugeführtem Ammoniak.
Uniper und ThyssenKrupp Uhde legen damit ein Stück weit den Grundstein für die Wasserstoff-Zukunft in Deutschland. Denn dafür wird es Importe über weite Strecken benötigen. Wasserstoff wird sich besonders dort günstig produzieren lassen, wo Erneuerbare Energien im Überfluss vorhanden sind. Dazu gehören beispielsweise Teile Afrikas und Südamerikas. In Europa ist man in dieser Hinsicht aufgrund der gemäßigten Breitengerade eher weniger gesegnet.
Das Geduldsspielchen setzt sich fort
Uniper Aktie Chart
Alles in allem klingt das Ganze nach einem sehr interessanten Vorhaben. Es könnte den Wasserstoffbereich hierzulande sogar zwei bis drei Schritte voranbringen. Passieren wird das aber selbst im besten Fall in einigen Jahren. Bis dahin bleiben die bekannten offenen Fragen, insbesondere bezüglich der Wirtschaftlichkeit. Darauf gingen Uniper und ThyssenKrupp Uhde übrigens auch nicht weiter ein.
Die Börsen zeigen sich unbeeindruckt. Die Uniper-Aktie konnte heute Morgen zwar ihre dezente Erholung fortsetzen, was mit den Ammoniak-Crackern aber nicht in Zusammenhang stand. Die Thyssenkrupp-Aktie legte zeitweise um fünf Prozent zu, was sich aber aus Fortschritten bei Verhandlungen des Verkaufs der Stahlsparte an Jindal Steel ergab. Wasserstoff spielt bei den Anteilseignern derweil nur eine sehr kleine Rolle, und vermutlich wird es dabei bei diesen beiden Aktien auch noch eine Weile lang bleiben.
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