Liebe Leserin, Lieber Leser,
eigentlich sollte ArcelorMittal beim Thema grüner Stahl als leuchtendes Beispiel vorangehen. Zwei Standorte dafür waren in Deutschland geplant, der Bund wollte das Ganze mit 1,3 Milliarden Euro an Förderungen unterstützen. Trotz solcher Zusagen ließ das Unternehmen nun jedoch mitteilen, in dem Vorhaben keinen wirtschaftlichen Nutzen zu sehen. De Projekte wurden gestoppt, die Fördersummen dankend abgelehnt.
Die Gründe dürften Leserinnen und Lesern bestens bekannt sein. Für den Betrieb einer Direktreduktionsanlage wäre ArcelorMittal auf Wasserstoff angewiesen. Wenn das Ganze klimaneutral sein soll, hätte es sich auch noch um grünen Wasserstoff handeln müssen. Der ist aber noch immer rar und teuer und die Verfügbarkeit ist weit entfernt von dem, wovon vor fünf Jahren vielleicht noch geträumt wurde. Mit Blick auf ein ohnehin schwieriges Umfeld scheint ArcelorMittal da keine Risiken eingehen zu wollen und sich lieber auf lukrativere Vorhaben zu konzentrieren.
Wer ist schuld?
Die Entscheidung kommt natürlich nicht überall gut an. Insbesondere aus der SPD gibt es viel Kritik. Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte wirft dem Unternehemn vor, sich von der Transformation der Stahlindustrie verabschiedet zu haben. Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke will sich derweil um den Erhalt von Arbeitsplätzen bemühen. Kritik mag berechtigt sein, allerdings muss die Politik sich solche ebenfalls gefallen lassen.
Denn dass Wasserstoff nicht aus den Kinderschuhen herauskommt, daran trägt die Politik ohne Frage eine Teilschuld. Über Jahre hinweg war es Erzeugern nicht möglich, im großen Stil zu expandieren, denn es fehlte an Aufträgen. Potenzielle Abnehmer hielten sich hingegen aufgrund hoher Preise und mangelnder Verfügbarkeit zurück. Es liegt an der Politik, dieses Henne-Ei-Problem zu lösen. Denn der Markt folgt stets dem günstigsten Angebot, solange nicht eingegriffen wird. Wasserstoff hat da aktuell keine Chance.
Thyssenkrupp: Bleibt es dabei?
Völlig abgesagt ist grüner Stahl in Deutschland noch nicht. ArcelorMittal will wohl weiter an elektrisch betriebenen Hochöfen arbeiten, die dann irgendwann in Zukunft zum Einsatz kommen könnten, so es die Marktgegebenheiten erlauben. ThyssenKrupp werkelt zumindest offiziell noch an Stahlorten für grünen Stahl. Im Frühjahr drohte das Unternehmen zwar damit, dass dies aufgegeben werden könnte. Dazu ist es bisher aber nicht gekommen.
Während vielerorts Katerstimmung herrscht, verkraften die Märkte die Entscheidung von ArcelorMittal ausgesprochen gut. Die Aktie kletterte heute Morgen um 1,9 Prozent auf 26,33 Euro in die Höhe. ThyssenKrupp legte gar um 3,4 Prozent zu, wobei hier auch die allgemein freundlichere Stimmung und anhaltende Spekulationen um die Marinetochter TKMS eine Rolle spielen. Wasserstoff bleibt bei den Stahlkonzernen Nebensache, nach dem heutigen Tage wohl noch mehr als zuvor.
Arcelormittal Aktie Chart
ThyssenKrupp Nucera schlägt zu
Das Fähnchen hochgehalten wird immerhin noch von ThyssenKrupp Nucera, wo man an ein Ende von Wasserstoff gar nicht denkt. Stattdessen sicherte das Unternehmen sich eine Hochdruck-Elektrolyse-Technologie eines insolventen dänischen Konkurrenten, wie „Der Aktionär“ berichtet. Zum Einsatz könnte der damit hochverdichtete Wasserstoff beispielsweise bei der Einspeisung in Pipelines kommen. Dem Aktienkurs hilft es nicht weiter und es gibt keine finanziellen Details zur Transaktion. Es zeigt sich daran aber vielleicht recht deutlich, dass die Konsolidierung im Segment gerade erst richtig anrollt. Das könnte eine schmerzliche, am Ende aber auch heilsame Angelegenheit werden.
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