Am vergangenen Mittwoch, dem 17. September 2025, war es endlich so weit. Der in den USA für die Geldpolitik zuständige Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee, kurz: FOMC) verkündete seine aktuelle Leitzinsentscheidung. Bereits im Vorfeld war, mit einer Wahrscheinlichkeit von weit über 90%, eine US-Leitzinssenkung um 25 Basispunkte (0,25%) erwartet worden. Genau dies wurde auch entschieden und verkündet. Konkret wurde die Federal Funds Rate von zuvor 4,25 bis 4,5 Prozent auf 4,0 bis 4,25 Prozent reduziert.
Da es genauso erwartet wurde, war dies eigentlich ein Non-Event. Spannender war daher, wie genau im Offenmarktausschuss entschieden wurde. Sowie, natürlich, wie die US-Notenbank die weitere Entwicklung einschätzt. Genau dies konnte man anhand des Statements zur Zinsentscheidung, den Dot Plots sowie der Pressekonferenz (PK) mit Fed-Chef Jerome „Jay“ Powell erfahren.
Der Offenmarktausschuss steht (noch) zusammen gegen den US-Präsidenten
Beginnen wir dabei mit dem einfachsten, weil es im Statement zur Zinsentscheidung wörtlich zu lesen ist. Die Entscheidung zu einer 25 Basispunkte-Zinssenkung fiel demnach nahezu einstimmig. Einzig der, erst kurzfristig von US-Präsident Donald Trump ins FOMC entsandte, US-Wirtschaftsberater Stephen I. Miran hatte für eine große Leitzinssenkung (um 50 Basispunkte) gestimmt. Ganz im Sinne von Donald Trump.
Dies war insofern überraschend, weil es auf der FOMC-Sitzung zuvor mit Christopher J. Waller und Michelle W. Bowman zwei FOMC-Mitglieder gegeben hatte, die bereits für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte gestimmt hatten. Daher war erwartet worden, dass sie dieses Mal direkt für eine 50 Basispunkte-Zinssenkung stimmen könnten. Damit hätte es dann aber drei Abweichler gegeben, was nicht unproblematisch gewesen wäre.
Stattdessen stimmten Christopher J. Waller und Michelle W. Bowman mit der Mehrheit, so dass Trump-Mann Miran der einzige Abweichler blieb. Dies wurde von Marktbeobachtern durchaus positiv gewertet. Denn damit, so hieß es, habe die US-Notenbank gezeigt, dass sie sich nicht politischem Druck beuge. US-Präsident Donald Trump sei es also nicht gelungen die Mitglieder des Offenmarktausschusses auseinander zu dividieren.
US-Präsident Donald Trump wird jedoch nicht lockerlassen – und sitzt am längeren Hebel!
Noch ist das richtig. Aber… das FOMC-Mitglied Adriana D. Kugler ist kürzlich zurückgetreten (ohne Angabe von Gründen). Dafür hat Trump „seinen Mann“, Stephen I. Miran, in den FOMC geschickt. Vorerst nur interimsmäßig. Da Miran zugleich seinen Posten als Wirtschaftsberater des US-Präsidenten weiter behalten hat, gab es massive Kritik daran. Dementsprechend knapp fiel auch die Bestätigung Mirans durch den US-Senat aus. Erst einmal sitzt Stephen I. Miran nun jedoch da.
Selbst wenn er dann bald diesen Platz räumen muss, darf Trump einen „richtigen“ Nachfolger ernennen. Darüber hinaus hat Trump zuletzt das FOMC-Mitglied Lisa D. Cook, wegen angeblichem Kreditbetrug, entlassen. Per einstweiliger Verfügung erstritt sich Frau Cook jedoch ihr Recht weiterhin im FOMC bleiben zu dürfen. Eine endgültige Gerichtsentscheidung, vermutlich durch den Supreme Court, steht dort aber noch aus. Gewinnt Trump vor Gericht, dürfte er noch eine Position im FOMC nach seinem Gusto besetzen.
Zu guter Letzt läuft die Amtszeit von Notenbankchef Powell im Mai 2026 regulär aus. Powell könnte zwar anschließend noch im FOMC bleiben. Normalerweise scheiden „abgesetzte“ Notenbankchefs jedoch dann freiwillig aus. Egal, was Powell tut, einen neuen Notenbankchef darf Donald Trump definitiv auswählen. Er hat auch bereits angekündigt, dies tun zu wollen. Vermutlich wird der neue Fed-Chef dann eine geldpolitische Taube sein.
US-Notenbank stellt noch zwei weitere Leitzinssenkungen bis Jahresende in Aussicht…
Auf Basis der aktualisierten Dot Plots stellen die US-Notenbänker nun plötzlich noch zwei weitere US-Leitzinssenkungen bis Jahresende in Aussicht. Hier wurde wohl zur Kenntnis genommen, dass die US-Inflation zwar nach wie vor problematisch erhöht ist (was auch mit Trumps Zöllen zu tun hat!). Aber eben auch, dass auf der anderen Seite der US-Arbeitsmarkt stärker schwächelt als zuletzt gedacht.
Zur Ehrenrettung der US-Notenbänker muss man jedoch feststellen, dass die entsprechenden Statistiken zuletzt nicht sehr zuverlässig waren und massiv revidiert wurden. Was ja auch BLS-Chefin Erika McEntarfer ihren Job gekostet hat. Grundsätzlich war jedoch schon die aktuelle Leitzinssenkung schwierig zu begründen. Weitere Leitzinssenkungen sind es noch mehr. Allerdings schaffte es Fed-Chef Powell hier die Anleger mit einer etwas verblüffenden Argumentation zu überzeugen.
So würde man derzeit zwar steigende Güterpreise (wohl aufgrund der Zölle) sehen, zugleich jedoch Disinflation im Bereich der Dienstleistungen (Services). Die USA sind aber, bekanntlich, längst eine Dienstleistungsgesellschaft. Daher kann die Entwicklung im Dienstleistungssektor von den US-Notenbank stärker berücksichtigt werden. Somit lassen sich für die US-Notenbank auch weitere Leitzinssenkungen ganz gut begründen.
Selbst dann, wenn die US-Inflation weiterhin problematisch erhöht bleiben würde. Man kann Powell daher viel vorwerfen. Aber nicht, dass er ungeschickt agieren würde. Ganz im Gegenteil! Zumal er zugleich auch noch betonte, dass die US-Notenbank sich keineswegs auf einem vorgegebenen geldpolitischen Kurs befinde („not on a pre-set course“), sondern weiterhin datenabhängig entscheide.
Anleger können sich jedoch jetzt schon auf die Past Powell-Fed freuen
Dennoch dürften die Leitzinssenkungen bis Jahresende nur ein Auftakt für mehr sein. Denn spätestens im Mai 2026 kommt ja ein neuer Fed-Chef von Trumps Gnaden – und somit wohl eben eine geldpolitische Taube. Unter neuer Führung sind daher, spätestens ab Mitte 2026, weitere Leitzinssenkungen zu erwarten. Zumal dem neuen Fed-Chef, wer immer es auch werden mag, die Statistik in die Karten spielen dürfte.
Denn Inflation wird ja immer gegenüber dem Vormonat oder Vorjahr gemessen. Der „Liberation Day“ – mit den Zöllen – fand jedoch im April 2025 statt. Zwar wurden die Zölle schnell ausgesetzt und entsprechende Deals verhandelt. Aber ab Mai/Juni 2025 sollten die Zölle langsam die Inflation angeheizt haben. Damit aber würde wohl ab Juni/Juli 2026 die ersten Preissteigerungen wieder aus der Statistik rausfallen, so dass die US-Inflation besser aussehen würde.
Darüber hinaus hat der US-Wirtschaftswissenschaftler Charles P. Kindleberger, der seinerzeit sehr stark an Zöllen und deren Auswirkungen geforscht hat, herausgefunden, dass Zölle kurzfristig erst einmal preistreibend (inflationär) wirken. Aber mittelfristig dann sogar preissenkend (disinflationär oder sogar deflationär). Was ebenfalls für mit Amtsantritt des neuen Fed-Chef langsam rückläufige Inflation spricht. Was dem neuen Fed-Chef dann auch tatsächlich weitere Leitzinssenkungen erlauben würde!
Genau deshalb war, bin und bleibe ich auch positiv für das Jahresende 2025 respektive den Jahresanfang 2026. Auch und sogar besonders für die Kryptos (wie Bitcoin, Ether(eum), Solana und Co.). In diesem Sinne wünsche allen Leserinnen und Lesern, wie immer, ein schönes, geruhsames und sonniges Wochenende.
Ihr
Sascha Huber
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