Die unterschätzte Infrastruktur: Warum zwei unscheinbare Aktien jetzt glänzen könnten

Die beiden führenden US-Kühllagerbetreiber notieren mit historisch niedrigen Bewertungen und attraktiven Dividendenrenditen.

Auf einen Blick:
  • Historisch niedrige Bewertungen im REIT-Sektor
  • Attraktive Dividendenrenditen bis 7,4 Prozent
  • Marktführer in nordamerikanischer Kühllogistik
  • Automatisierung steigert Effizienz der Lager

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

es gibt Unternehmen, die im Rampenlicht stehen. Tesla, Apple, Nvidia – jeder kennt sie, jeder hat eine Meinung dazu. Und dann gibt es jene Firmen, die im Verborgenen arbeiten. Unternehmen, deren Geschäftsmodell so unspektakulär klingt, dass es kaum jemand auf dem Radar hat. Doch manchmal verbergen sich gerade dort die interessantesten Gelegenheiten.

Heute möchte ich Ihnen von zwei Aktien erzählen, die Sie vermutlich noch nie in Erwägung gezogen haben. Es geht nicht um revolutionäre Technologien oder bahnbrechende Innovationen. Es geht um etwas viel Grundlegenderes: um die stille Infrastruktur, die unsere Lebensmittelversorgung am Laufen hält. Um Lagerhäuser für Tiefkühlkost und frische Nahrungsmittel. Klingt langweilig? Vielleicht. Aber die Zahlen erzählen eine ganz andere Geschichte.

Der unsichtbare Riese der Lebensmittelkette

Bevor Ihr Steak im Supermarkt landet, bevor die Erdbeeren in Ihrem Kühlschrank liegen, durchlaufen diese Produkte eine komplexe Logistikkette. Ein entscheidender Teil davon sind Kühllagerhäuser, in denen Obst, Gemüse, Eier, Milchprodukte, Fisch und Fleisch auf dem Weg von Bauernhöfen, Produktionsstätten und Fleischverpackern zu den Lebensmittelgeschäften zwischengelagert werden. Zu den Kunden dieser Lager gehören Giganten wie Kraft Heinz, Perdue Farms, General Mills und Danone.

Zwei Unternehmen dominieren diesen Markt in Nordamerika: Lineage und Americold Realty Trust. Beide sind als Real Estate Investment Trusts strukturiert und betreiben hunderte solcher Kühllagerhäuser. Lineage kontrolliert etwa ein Drittel des nordamerikanischen Marktes mit fast 500 Lagerhäusern weltweit, während Americold mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent die Nummer zwei ist.

Und genau diese beiden Aktien stehen derzeit massiv unter Druck. Americold ist in diesem Jahr um 42 Prozent gefallen und notiert beim niedrigsten Stand seit dem Börsengang 2018. Lineage hat 32 Prozent verloren und wird zur Hälfte des Ausgabepreises vom Juli 2024 gehandelt. Die Wall Street hat beide Unternehmen regelrecht eingefroren.

Warum der Absturz?

Die Gründe für den drastischen Kursverfall sind vielschichtig. Die Kühllagerbetreiber waren Pandemie-Gewinner, als Amerikaner zu Hause blieben und ihre Vorratskammern und Gefrierschränke füllten. Americold erreichte im April 2021 einen Höchststand von mehr als 40 Dollar – mehr als das Dreifache des aktuellen Kurses.

Seither hat sich das Blatt gewendet. Neue Lagerkapazitäten kamen auf den Markt, die Pandemie-bedingte Vorratshaltung kehrte sich um, Hersteller reduzierten ihre Lagerbestände. Hinzu kommt ein unerwarteter Faktor: GLP-1-Diätmedikamente wie Ozempic haben den Lebensmittelkonsum insgesamt reduziert. Mehrere Wall Street-Analysten haben kürzlich negative Berichte veröffentlicht oder Gewinnprognosen gesenkt und warnen vor schwächeren Trends, die bis 2026 oder sogar 2027 anhalten könnten.

Beide Unternehmen senkten im August bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen vorsichtig ihre Jahresprognosen und verwiesen auf eine gedämpfte Nachfrage- und Preisaussicht. Das Geschäft ist zudem saisonabhängig: Die Lagerbestände steigen im Herbst vor Thanksgiving und Weihnachten und sinken dann zu Jahresbeginn wieder.

Die Bewertung offenbart das wahre Potenzial

Doch hier wird es interessant. Trotz aller kurzfristigen Herausforderungen bieten beide Aktien nun attraktive Dividendenrenditen: Lineage zahlt 5,3 Prozent, Americold sogar 7,4 Prozent. Die Ausschüttungsquoten liegen bei etwa 65 Prozent der bereinigten Funds from Operations, was die Dividenden als sicher erscheinen lässt.

Die eigentliche Sensation aber ist die Bewertung. Americold wird mit weniger als dem Zehnfachen der erwarteten bereinigten Funds from Operations für 2025 gehandelt, Lineage mit etwa dem Zwölffachen. Zum Vergleich: REITs werden im Durchschnitt mit mehr als dem Zwanzigfachen bewertet. Damit gehören die beiden Kühllagerbetreiber zu den günstigsten Aktien im gesamten REIT-Sektor.

Steve Sakwa von Evercore ISI bringt es auf den Punkt: Die Aktien seien wirklich billig. Viele Investoren seien kurzfristig orientiert und meiden Unternehmen mit schwierigen aktuellen Fundamentaldaten, unabhängig von der Bewertung. Anleger hätten wenig Vertrauen in die Gewinnentwicklung. Doch geduldige Investoren könnten belohnt werden. Sakwa empfiehlt Americold mit einem Kursziel von 19 Dollar.

Americold als die bessere Wahl

Während beide Aktien günstig erscheinen, könnte Americold die interessantere Option sein. Das Unternehmen hat eine niedrigere Bewertung, eine höhere Dividendenrendite und eine überschaubarere Marktkapitalisierung von 3,5 Milliarden Dollar gegenüber 9,2 Milliarden Dollar bei Lineage. Zudem hat Americold keinen kontrollierenden Großaktionär, während bei Lineage die Investmentfirma Bay Grove etwa 70 Prozent der Aktien hält. Diese Faktoren könnten Americold für potenzielle Übernehmer attraktiver machen.

Auch die Unternehmen selbst halten ihre Aktien für unterbewertet. Jay Wells, Finanzvorstand von Americold, erklärte auf der Analystenkonferenz im August: Americold werde weit unter seinem Vermögenswert gehandelt, egal ob man Kapitalisierungsraten, Wiederbeschaffungskosten oder Kosten pro Palette betrachte. Greg Lehmkuhl, Chef von Lineage, meinte, man werde zu 55 bis 60 Prozent des Nettovermögenswertes gehandelt und sei offensichtlich unterbewertet.

Die langfristigen Aussichten bleiben intakt

Die optimistische These lautet: Die Bewertungen sind niedrig, die langfristigen Trends eines höheren Fleisch- und Frischwarenkonsums sind positiv, die Kapazitätserweiterungen in der Branche verlangsamen sich, und die Unternehmen werden mit einem erheblichen Abschlag zu Wiederbeschaffungskosten und privaten Marktwerten gehandelt.

Kühllagerbetriebe müssen schwere Paletten mit Lebensmitteln bewegen, und beide Unternehmen modernisieren ihre Anlagen mit Robotern und nehmen sich ein Beispiel an Amazon. Das Ausmaß an Automatisierung und Computerisierung sei erstaunlich, bemerkte Analyst Alex Goldfarb von Piper Sandler, der Lineage mit einem Kursziel von 55 Dollar als kaufenswert einstuft.

Ein positives Zeichen wäre, wenn beide Unternehmen ihre Aussagen über günstige Aktienkurse durch Aktienrückkaufprogramme untermauern würden. Ihre Aktien sind finanziell attraktivere Investitionen als neue Kühllagerhäuser oder Expansionen.

Fazit: Geduld wird belohnt

Günstige Immobilienwerte wie Americold und Lineage bleiben oft nicht lange unentdeckt. Lineage wies darauf hin, dass an öffentlichen Märkten gehandelte Kühllagerbetreiber mit einem Abschlag zu privat gehaltenen Betreibern bewertet werden. Das könnte große private Immobilieninvestoren wie Brookfield oder Blackstone auf den Plan rufen.

Der Kritikpunkt an beiden Aktien ist klar: Die Fundamentaldaten sind derzeit nicht großartig, und unmittelbare Katalysatoren fehlen. Doch günstige Aktien können ihre eigenen Katalysatoren schaffen. Americold und Lineage liefern kritische Infrastruktur für die Lebensmittelindustrie. Alles, was nicht in Dosen oder Kartons verpackt ist, durchläuft in der Regel Kühllagerhäuser.

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