Während die Börsen noch versuchen, die aktuellen Ereignisse in Nahost einzupreisen, vollzieht sich in der Luftfahrtbranche eine bemerkenswerte Wende. Boeing, der krisengeplagte US-Flugzeugbauer, hat seinen europäischen Rivalen Airbus bei den Bestellungen deutlich überholt und sammelt Aufträge im Wert von über 55 Milliarden Dollar. Diese Entwicklung kommt überraschend, denn noch vor wenigen Monaten schien Boeing von Skandalen und Produktionsproblemen gelähmt.
Der unerwartete Aufschwung bei Boeing
Boeing führt die Bestellungsschlacht mit einem Vorsprung von 95 Einheiten bei Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen und sogar 202 Einheiten bei Langstreckenmaschinen. Besonders beeindruckend ist die Dominanz beim Bestellwert. Mit 55,1 Milliarden Dollar an Netto-Aufträgen liegt Boeing um 36,7 Milliarden Dollar vor Airbus, der lediglich 18,3 Milliarden Dollar verbuchen konnte.
Dieser Erfolg ist hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen. Erstens konnte Boeing einen Großauftrag von Qatar Airways an Land ziehen, der dem Unternehmen einen erheblichen Schub verlieh. Zweitens bestellten nicht identifizierte Kunden über 100 Boeing 737 MAX-Flugzeuge, was die Nachfrage nach dem umstrittenen Modell unterstreicht.
Die Boeing 737 MAX, einst das Sorgenkind des Unternehmens nach zwei tödlichen Abstürzen, erweist sich nun als Verkaufsschlager. Die starke Nachfrage zeigt, dass Airlines das Vertrauen in das Flugzeug zurückgewonnen haben und die Kostenvorteile des modernen Jets zu schätzen wissen.
Airbus kämpft mit Lieferkettenproblemen
Während Boeing bei den Bestellungen triumphiert, zeigt sich bei Airbus ein anderes Bild. Der europäische Konkurrent konnte im Mai keine neuen Aufträge verbuchen und sparte sich die Bestellungsfinalisierungen für die Pariser Luftfahrtmesse im Juni auf. Diese Strategie ist typisch für die Branche, bei der große Aufträge oft bei prestigeträchtigen Veranstaltungen angekündigt werden.
Das eigentliche Problem von Airbus liegt jedoch nicht bei den Bestellungen, sondern bei den Auslieferungen. Trotz eines robusten Auftragsbestands kämpft das Unternehmen mit anhaltenden Lieferkettenproblemen, die eine Steigerung der Produktion und Auslieferungen erschweren. Diese Herausforderung könnte sich langfristig als kritisch erweisen, denn ohne robustes Wachstum bei den Auslieferungen könnten Kunden irgendwann auf mehr Planungssicherheit bei den Lieferterminen bestehen, bevor sie weitere Bestellungen aufgeben.
Die Auslieferungsschlacht bleibt eng
Bei den tatsächlichen Auslieferungen präsentiert sich ein ausgeglicheneres Bild. Airbus führt mit einem knappen Vorsprung von 23 Einheiten, wobei der europäische Hersteller besonders bei Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen stark ist. Boeing hingegen dominiert bei den Langstreckenmaschinen und profitiert von einem starken Frachtflugzeug-Portfolio.
Ein interessanter Aspekt ist, dass Boeing trotz niedrigerer Produktionsraten durch bereits gebaute Flugzeuge aus dem Lagerbestand punkten kann. Das Unternehmen hat etwa 40 Boeing 737 MAX-Flugzeuge für China fertiggestellt, deren Auslieferung jedoch vorübergehend gestoppt wurde. Diese Situation verdeutlicht sowohl die Chancen als auch die Risiken in Boeings Geschäftsmodell.
Beim Auslieferungswert zeigt sich Boeings Vorteil deutlicher. Mit 16,5 Milliarden Dollar liegt das Unternehmen um 1,4 Milliarden Dollar vor Airbus mit 15,2 Milliarden Dollar. Diese Differenz resultiert hauptsächlich aus Boeings Stärke bei den margenstarken Langstrecken- und Frachtflugzeugen.
Regulatorische Hürden bremsen Boeing
Trotz des Erfolgs bei den Bestellungen steht Boeing vor erheblichen regulatorischen Herausforderungen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat die Produktion der 737 MAX auf 38 Flugzeuge pro Monat begrenzt. Diese Beschränkung ist das Haupthindernis für Boeings Wachstumsambitionen, nicht die Lieferkettenprobleme, die Airbus plagen.
Der tragische Absturz einer Air India Boeing 787 könnte die Situation weiter verkomplizieren. Obwohl nicht unbedingt ein Hinweis auf Probleme bei Boeing selbst, könnte der Unfall dazu führen, dass Regulierungsbehörden weniger geneigt sind, höhere Produktionsraten zu genehmigen. Die Medienaufmerksamkeit macht jede Entscheidung zur Produktionssteigerung zu einem heiklen politischen Thema.
Marktdynamik spricht für beide Unternehmen
Die Gesamtnachfrage nach Verkehrsflugzeugen zeigt eine beeindruckende Dynamik. Boeing und Airbus verbuchten zusammen 727 Netto-Bestellungen, verglichen mit nur 340 im Vorjahreszeitraum. Der Bestellwert stieg von 33,1 Milliarden Dollar auf 73,4 Milliarden Dollar, was die Stärke der Branchenerholung unterstreicht.
Diese Entwicklung wird durch mehrere Faktoren getrieben. Die Nachfrage nach Flugreisen erholt sich weiterhin von der Pandemie, Airlines modernisieren ihre Flotten mit treibstoffeffizienteren Maschinen, und das Wachstum in Schwellenländern schafft neue Märkte. Beide Hersteller verfügen über robuste Auftragsbücher von fast 15.000 Flugzeugen, die Arbeit für Jahre garantieren.
Umweltschutz in der Luft
Die Verschiebung hin zu umweltfreundlicheren Flugzeugen spielt dabei eine zentrale Rolle. Airlines stehen unter zunehmendem Druck, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, was die Nachfrage nach modernen, treibstoffeffizienten Jets anheizt. Sowohl Boeing als auch Airbus profitieren von diesem Trend, da ihre neuesten Modelle deutlich sparsamer sind als ältere Generationen.
Zusätzlich treibt die Expansion von Low-Cost-Airlines in Asien und Afrika die Nachfrage nach Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen an. Diese Märkte zeigen noch enormes Wachstumspotenzial, da die Durchdringung mit Flugreisen weit unter dem Niveau entwickelter Länder liegt. Experten prognostizieren, dass der asiatische Markt in den nächsten zwei Jahrzehnten für etwa die Hälfte aller neuen Flugzeugbestellungen verantwortlich sein wird.
Investmentchancen in der Luftfahrt
Für Anleger bieten beide Unternehmen interessante, aber unterschiedliche Gelegenheiten. Airbus profitiert von einer stabilen Marktposition und einem diversifizierten Portfolio, kämpft aber mit Lieferkettenproblemen, die das Wachstum begrenzen. Das Unternehmen dürfte kurzfristig die bessere Wahl für 2025 sein, da es weniger regulatorischen Risiken ausgesetzt ist.
Boeing hingegen bietet größeres langfristiges Potenzial, besonders beim freien Cashflow. Sobald die regulatorischen Hürden überwunden sind und die Produktion wieder hochgefahren werden kann, sollte das Unternehmen überproportional von der steigenden Nachfrage profitieren. Die bereits gebauten Flugzeuge im Lager können dann schnell ausgeliefert werden, was zu einem Cashflow-Schub führen würde.
Unterschiedliche Risikoprofile
Die Bewertungsunterschiede zwischen beiden Aktien spiegeln diese verschiedenen Risikoprofile wider. Während Airbus-Aktien mit einer Prämie für Stabilität gehandelt werden, bietet Boeing möglicherweise mehr Aufwärtspotenzial für risikobereite Investoren. Die Erholung des US-Konzerns könnte schneller und ausgeprägter ausfallen, als der Markt derzeit einpreist.
Boeing Aktie Chart
Besonders interessant wird die Entwicklung der Verteidigungssparte von Boeing. Mit steigenden Militärausgaben weltweit und der geopolitischen Instabilität könnte dieser Geschäftsbereich zusätzlichen Rückenwind erhalten. Diese Diversifikation unterscheidet Boeing von Airbus und könnte sich als strategischer Vorteil erweisen.
Duopol mit verschiedenen Herausforderungen
Die Luftfahrtbranche zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Wege zum Erfolg sein können. Boeing kämpft mit regulatorischen Beschränkungen, während Airbus unter Lieferkettenproblemen leidet. Beide Herausforderungen sind jedoch überwindbar und sollten die langfristige Wachstumsstory nicht gefährden.
Die starke Nachfrage nach modernen, treibstoffeffizienten Flugzeugen bleibt intakt. Wer als Anleger von diesem Megatrend profitieren möchte, sollte beide Unternehmen im Auge behalten. Airbus für die kurzfristige Stabilität, Boeing für das langfristige Upside-Potenzial. Die Luftfahrt hebt wieder ab – und kluge Investoren können mitfliegen.
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