Liebe Leserinnen und Leser,
der erste Handelstag der TKMS-Aktie hat die Rollen im deutschen Rüstungssektor kurzzeitig neu verteilt. Der Marineschiffbauer startete am 20. Oktober 2025 zu 60 Euro in Frankfurt, schoss in der Spitze bis auf 107 Euro und schloss bei 81,10 Euro. Für einige Stunden überstieg die Marktkapitalisierung mit rund 6,8 Milliarden Euro sogar den Börsenwert des vormaligen Mutterkonzerns Thyssenkrupp, der durch die Abspaltung zeitweise unter die Marke von 6 Milliarden Euro rutschte.
Die Kursbewegung war nicht nur Spektakel, sie setzte auch die Messlatte: TKMS muss die Erwartungen an Wachstum, Marge und Auftragsumsetzung nun operativ untermauern. Gemeinsam blicken wir heute auf alle Hintergründe.
Wie der Börsengang ablief – und warum Thyssenkrupp schwächelte!
Der Börsengang wurde in einem Umfeld vollzogen, in dem Rüstungswerte an der Börse eine hohe Aufmerksamkeit genießen. Direkt nach der Notiz platzierte sich die TKMS-Aktie als gefragter Neuzugang, während die Thyssenkrupp-Aktie am Tag der Abspaltung und in den Folgestunden schwächer tendierte. Kapital rotierte – Anleger sicherten sich das vermeintlich reinere Rüstungsprofil von TKMS, während der Mischkonzern die Last der Portfoliobereinigung trug.
Thyssenkrupp Aktie Chart
Schon am ersten Handelstag war zu lesen, dass beide Titel gefragt blieben, doch der Abgabedruck bei Thyssenkrupp war deutlich sichtbar. Später ließ das anfängliche Jagdfieber um die TKMS-Aktie nach, und Thyssenkrupp rutschte tief ins Minus. Die Botschaft: Nach dem Feuerwerk folgt die nüchterne Sortierung der Mittel über fundamentale Argumente.
TKMS-Aktie: Wachstumsziel und Margenpfad!
Damit die Bewertung tragfähig bleibt, braucht es Planungssicherheit. TKMS hat im Rahmen der Börseneinführung einen klaren mittelfristigen Korridor skizziert: ein jährliches Umsatzwachstum von rund 10 Prozent sowie eine Steigerung der EBIT-Marge auf über 7 Prozent.
Diese Leitplanken liefern Investoren einen Kompass, an dem sich Berichtssaison für Berichtssaison überprüfen lässt, ob die Transformation vom Konzerntochter-Status zum eigenständigen Marine-Spezialisten gelingt. In einem projektlastigen Schiffbau-Geschäft mit langen Vorläufen und Meilensteinzahlungen ist die Sichtbarkeit des Umsatzes zentral – umso mehr, wenn Großaufträge parallel hochgefahren werden und Kapazitäten gebunden sind.
Auftragsbuch als Sicherheitsnetz!
Die analytische Begleitung nach dem Börsengang fiel nicht einheitlich aus. Besonders positiv sticht die Argumentation von MWB Research hervor: Der „außergewöhnliche“ Auftragsbestand sorge für hohe Umsatzsicherheit, was die Konjunkturabhängigkeit reduziert und die Planbarkeit verbessert.
Kurz nach Handelsstart bekräftigte das Haus seine Kaufempfehlung für die TKMS-Aktie. Aus Investorensicht ist die Aussage zum Auftragsbuch entscheidend, denn sie verbindet die Wachstums- und Margenambition mit realer Pipeline. Je schneller TKMS Werften, Zulieferketten und Personal entlang der Projekte taktet und Meilensteine fakturiert, desto eher lässt sich die anvisierte Profitabilität ablesen.
Gegenstimme von Bernstein!
Auf der anderen Seite meldete sich Bernstein mit einem kühlen Starturteil: „Underperform“ und ein Kursziel von 74 Euro. Der Tenor: Die anfangs sehr hohe Nachfrage könnte Erwartungen in die Bewertung eingepreist haben, die operativ erst zu verdienen sind. Solche Gegenstimmen sind in der frühen Börsenphase normal, denn die Preissetzung ist noch fragil und reagiert stärker auf Nachrichtenfluss.
Für Anleger heißt das, die Brücke zwischen ambitionierter Equity-Story und belastbarer Ergebnisdynamik kritisch zu verfolgen. Die Spanne der Analystenstimmen erklärt auch die volatile Kursentwicklung unmittelbar nach dem Debüt.
Politische Großprojekte als Taktgeber!
Fakt ist: Großaufträge im Unterseeboot- und Überwasserschiffbau entstehen nicht im Monatstakt. Das sind meist politische Projekte, mit langen Ausschreibungen und industriepolitischer Flankierung. Besonders beachtet wurde zuletzt die Perspektive eines kanadischen U-Boot-Programms, für das Deutschland als Wunschpartner genannt wurde. Für die TKMS-Aktie ist das kein gesicherter Umsatz, aber ein Hinweis auf die außen- und sicherheitspolitische Positionierung, aus der in den Folgejahren konkrete Vergaben entstehen können.
In Verbindung mit europäischen Beschaffungsprogrammen würde ein solches Projekt die Grundauslastung stützen, Investitionsentscheidungen erleichtern und die visierte Margenlinie absichern. Bis dahin bleibt es jedoch bei Erwartungswerten – entscheidend ist, wie viele dieser politischen Fährten in verbindliche Verträge übergehen.
Der zweite Handelstag sortiert – Nachfrage bleibt, Euphorie weicht Disziplin!
Am Tag nach dem Börsengang blieb das Interesse an TKMS und an der abgespaltenen Muttergesellschaft hoch, doch die Marktmechanik normalisierte sich. Kurzfristige Akteure nahmen Gewinne mit, indexnahe Investoren kalibrierten Positionen. Diese Phase ist typisch: Der Handel wechselt von Event-getrieben auf datengetrieben. Für die TKMS-Aktie beginnt damit die eigentliche Arbeit am Markt.
Was die Kennzahlen für die nächsten Quartale bedeuten!
Die mittelfristige Zielgröße von über 7 Prozent EBIT-Marge wirkt im maritimen Großanlagenbau anspruchsvoll, aber erreichbar, wenn die Projektabwicklung reibungslos läuft. Kostenseitig helfen Skalierung in seriennahen Teilen, stabile Lieferketten für hochspezialisierte Komponenten und eine disziplinierte Personalplanung über die Auftragskurve. Einnahmenseitig sind Meilensteinzahlungen aus Export- und NATO-Partnerprojekten die Hebel. Das anvisierte Umsatzwachstum von rund 10 Prozent jährlich verlangt keinen sprunghaften Bestelleingang, wohl aber eine verlässliche Taktung großer Programme.
Für die TKMS-Aktie wird daher die Konvertierung des Auftragsbestands in Cash-Flow zum Lackmustest. Analysten wie MWB Research verweisen genau darauf – und setzen ihre positive Einschätzung mit der Visibilität aus dem Auftragsbuch in Beziehung. Die skeptischere Bernstein-Sicht rückt hingegen Bewertungsdisziplin und Ausführungsrisiken in den Vordergrund.
Einordnung des fulminanten Starts in den Branchenkontext!
Der fulminante Start der TKMS-Aktie passt in den Trend, dass europäische Verteidigungswerte seit geraumer Zeit Kapital anziehen. Anders als rein elektroniklastige Wehrtechnikunternehmen ist TKMS als Systemhaus im Unterseeboot- und Überwasserschiffbau stark projektorientiert. Das führt zu weniger stetigen Umsatzverläufen, aber zu strukturell hohen Eintrittsbarrieren. Die Preisbildung folgt selten Quartalspunkten, sondern Meilensteinen über mehrere Jahre.
Das erklärt, warum die Kursreaktion auf den Börsengang so kräftig ausfiel, aber ebenso, warum sie in den Tagen danach an Dynamik verlor. Der Markt will Belege, dass die publizierten Ziele in realen Werftkalendern, Personalplänen und Zulieferketten ankommen – und dass die Vergabeseite in NATO- und Partnerländern die erwarteten Impulse liefert.
Das Fazit des Tages – zwischen Rückenwind und Bringschuld!
Aus Sicht eines langfristig orientierten Anlegers steht die TKMS-Aktie nach dem starken Debüt vor einer Übergangsphase. Die öffentlich kommunizierten Ziele – etwa 10 Prozent Umsatzplus pro Jahr und eine EBIT-Marge von über 7 Prozent – sind eine nachvollziehbare Agenda. Das außergewöhnlich gut gefüllte Auftragsbuch liefert Rückenwind, die politische Großwetterlage hält die Nachfrage nach maritimen Fähigkeiten hoch, und potenzielle Programme wie das kanadische U-Boot-Projekt deuten zusätzliche Chancen an.
Gleichzeitig mahnt die frühe Bernstein-Bewertung zur Vorsicht: Die anfängliche Euphorie darf die Execution-Risiken nicht überdecken. Wer investiert, sollte die kommenden Zwischenmitteilungen auf harte Indikatoren abklopfen. Für die TKMS-Aktie wird das Zusammenspiel von Projektabwicklung und Kapitaldisziplin entscheidend sein. Der Börsengang hat die Bühne bereitet. Die Bewertung wird sich daran messen lassen, wie diszipliniert und planbar TKMS das Programm über die nächsten Jahre abarbeitet.
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