Liebe Leserinnen und Leser,
kaum ein anderer Titel aus dem deutschen Technologie-Index TecDAX hat seine Investoren in den vergangenen Monaten so auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt wie Süss Microtec. Nachdem die Aktie im Sommer noch auf Kurse um 25 Euro abgesackt war, legte sie seither in der Spitze um fast 50 % zu. Ein kräftiges Comeback für den Spezialmaschinenbauer aus Garching, der nach einer Phase übertriebener Skepsis nun wieder die Aufmerksamkeit zurückgewinnt, die seiner technologischen Bedeutung gerecht wird. Dass Analysten wie Oddo BHF und MWB Research ihre Kursziele jüngst deutlich anhoben, ist dabei weniger eine Überraschung als vielmehr eine späte Anerkennung der Substanz, die Süss nie verloren hatte.
Tatsächlich war die negative Süss-Stimmung im Sommer ein Paradebeispiel für Übertreibung am Aktienmarkt. Süss ist damit aber nicht allein gewesen. Wer mit den Ergebnissen den Investorenerwartungen nicht gerecht wurde, verlor schnell mal 10% oder mehr an einem Tag. Bei Süss wurde auch noch Tage später weiterverkauft. Nach der Anpassung der Margenprognose stürzten Investoren in Scharen aus dem Papier, als hätte das Unternehmen seine Geschäftsperspektive komplett eingebüßt.
Doch was damals als Alarmzeichen interpretiert wurde, war in Wahrheit nur eine temporäre Anpassung an verzögerte Projekte und schwächere Auftragseingänge in Asien. Die Reduktion der Margenerwartung um zwei Prozentpunkte löste eine Lawine aus, obwohl es sich um keinen strukturellen, sondern um einen operativen Effekt handelte – ein Unterschied, der an der Börse oft ignoriert wird. Dabei blieb der Kern die Süss-Investmentstory unangetastet: Süss ist technologisch führend im Bereich der temporären und hybriden Bonding-Systeme, einer Schlüsseltechnologie für Hochleistungs-Speicherchips, die wiederum das Rückgrat des KI-Zeitalters bilden.
Analysten springen Süss zur Seite: Gewinnerwartungen für 2026 steigen
Inzwischen erkennen immer mehr Marktteilnehmer, dass die Abverkäufe im Rückblick völlig überzogen waren. Der Markt hatte schlicht zu schwarz gesehen. Während die großen Chiphersteller ihre Lieferketten nach dem KI-Investitionsrausch neu ordneten, war der Auftragsfluss bei Süss vorübergehend rückläufig. Doch mit der beginnenden Normalisierung des Investitionszyklus kehrt die Nachfrage langsam zurück. MWB-Analyst Abed Jarad spricht von einem „guten Puffer“ durch den hohen Auftragsbestand und hebt hervor, dass neue Produktionsankündigungen bei Samsung, SK Hynix und AMD die Nachfrage nach Süss-Anlagen wieder ankurbeln dürften. Die Oddo BHF-Analysten sehen die „Zeiten sinkender Gewinnerwartungen“ ebenfalls als beendet an und haben die Prognosen schon für 2026 zweistellig angehoben.
Das neue Kursziel von 45 Euro ist dabei im Vergleich zu Branchenkollegen und zur Historie keineswegs ambitioniert, sondern spiegelt lediglich eine Rückkehr zu normalen Bewertungsniveaus wider. Dass die Aktie überhaupt derart tief gefallen war, lag auch am Umfeld. Die Unsicherheit durch den globalen Handelsstreit, insbesondere durch US-Zölle auf Chip-Equipment, hatte viele Investoren verunsichert. Inzwischen ist klar: Die Maßnahmen dürften teils wieder entschärft werden, und die weltweiten Investitionen in Halbleiterfertigung ziehen wieder an. Das betrifft nicht nur die Giganten in den USA und Südkorea, sondern auch neue Werke in Japan und Taiwan – alles Märkte, in denen Süss Microtec stark vertreten ist.
KI-Wettstreit zwischen USA und China: Süss profitiert von hohen Investitionen
Besonders spannend ist auch die geopolitische Komponente: Der KI-Wettstreit zwischen den USA und China führt dazu, dass beide Seiten enorme Summen in ihre Halbleiterinfrastruktur stecken. Während die USA Milliarden über den „CHIPS Act“ in neue Fertigungskapazitäten pumpen, investiert China ebenfalls aggressiv, um technologische Unabhängigkeit zu erreichen. Für Ausrüster wie Süss bedeutet das Rückenwind von beiden Seiten. Wo immer Hochleistungs-Speicher und KI-Prozessoren entstehen, werden Bonding- und Lithographie-Systeme von Süss benötigt.
Genauer: Das Unternehmen agiert dabei als indirekter, aber essenzieller Zulieferer für die großen Namen der Branche. Süss liefert Anlagen, die im Herstellungsprozess von High-Bandwidth-Memory-Chips eingesetzt werden – Bausteine, die wiederum in Beschleunigern von Nvidia, AMD und Co. verbaut sind. Ohne die präzisen Bonding-Systeme von Süss ließen sich die aufwendigen Chip-Stacks gar nicht effizient fertigen. Damit ist Süss ein stiller, aber unverzichtbarer Teil der globalen KI-Wertschöpfungskette.
Auch nach 50%-Rally: Aktie noch immer aussichtsreich
Trotz der jüngsten Erholung bleibt die Bewertung attraktiv. Mit einem erwarteten KGV unter 15 auf Basis der 2026er-Schätzungen liegt das Unternehmen weiterhin deutlich unter dem Branchenschnitt. Gleichzeitig steht Süss mit rund 100 Millionen Euro liquiden Mitteln und einer Eigenkapitalquote von über 50% auf einer soliden finanziellen Basis. Das erlaubt es dem Management, antizyklisch zu investieren und die Kapazitäten – insbesondere in Taiwan – weiter auszubauen. Dort werden derzeit die Grundlagen gelegt, um im kommenden Investitionszyklus erneut Marktanteile zu gewinnen.
Die operative Erholung dürfte sich Schritt für Schritt in den Zahlen zeigen. Wenn die in den letzten Monaten zurückgestellten Bestellungen wieder anlaufen, wird sich die Ertragskraft rasch normalisieren. Entscheidend ist, dass die Nachfrage nach Speicher- und Logikchips langfristig nicht nachlässt. Danach sieht es nicht aus, denn mit dem rasanten Ausbau von Rechenzentren, neuen KI-Modellen und einer wachsenden Zahl von Endgeräten, die KI-Funktionalität direkt an Bord haben, steigt der Bedarf an effizient verpackten Hochleistungs-Chips weiter.
Suess MicroTec Aktie Chart
Kursschwankungen langfristig zu vernachlässigen
Natürlich bleibt der Titel nichts für schwache Nerven. Die Aktie reagiert sensibel auf Quartalsschwankungen und Stimmungsumschwünge, und die hohe Abhängigkeit von Investitionszyklen kann auch künftig zu Rücksetzern führen. Doch die Branchenentwicklung und die jüngsten Analysten-Äußerungen zeigen, dass sich das Chance-Risiko-Profil auch mittelfristig klar verbessert hat.
Im Kern bleibt die langfristige Investitionsthese unverändert: Süss Microtec ist ein technologisch führender Maschinenbauer mit exzellenter Positionierung im Zukunftsmarkt der KI-Chips. Die Börse hat zu sehr auf die Marktschwäche geschaut und das langfristige Potenzial zu gering eingeschätzt. Jetzt beginnt die Neubewertung und es wäre keine Überraschung, wenn plötzlich wieder alle dabei sein wollen. Denn (fast) so schnell wie das Geld aus Süss abgezogen wurde, könnte es auch wieder reinfließen. Dann dürften die jetzigen Kursziele auch nur eine Zwischenstation sein.
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