Progressive: Wenn Großartiges günstig wird

Der US-Versicherer Progressive verzeichnet weiterhin starkes Wachstum von 15%, profitiert von Technologieführerschaft und bietet attraktive Bewertung.

Auf einen Blick:
  • Aktie notiert 20% unter Höchststand
  • Technologievorsprung gegenüber Wettbewerbern
  • Marktanteilsgewinne trotz Verlangsamung
  • Attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

manchmal straft der Markt selbst die besten Unternehmen ab. Progressive, der zweitgrößte Autoversicherer Amerikas, hat seit seinem Höchststand im April über 20 Prozent an Wert verloren. Die Aktie notiert bei rund 218 Dollar und kratzte zuletzt am 52-Wochen-Tief, während der breite Markt neue Höchststände erreichte. Der Grund: Die Wachstumsraten verlangsamen sich. Doch diese kurzfristige Schwäche könnte langfristig orientierten Anlegern eine seltene Chance bieten, eines der erfolgreichsten Finanzunternehmen Amerikas zu einem attraktiven Preis zu erwerben.

Die Zahlen hinter dem Kursrückgang

Progressive wächst weiterhin rasant. Im September stieg die Zahl der Autoversicherungspolicen um 15 Prozent im Jahresvergleich. Das Problem: Anfang des Jahres lag diese Rate noch bei 20 Prozent. Für die Börse, die Progressive als Wachstumsaktie behandelt, ist diese Verlangsamung ein Warnsignal.

Hinzu kommt Druck auf die Preisgestaltung. Nachdem die Autoversicherungsprämien 2023 und 2024 zweistellig gestiegen waren, zeigen aktuelle Daten einen Rückgang von 0,3 Prozent. Gleichzeitig steigen die Reparaturkosten weiter. Diese Kombination deutet darauf hin, dass Progressives üppige Gewinnmargen 2026 schrumpfen könnten. Die Folge: niedrigere Gewinne im Vergleich zu 2025.

Der Markt reagiert, wie er es oft tut. Er gewichtet kurzfristige Sorgen schwerer als langfristige Perspektiven. Doch genau diese Überreaktion schafft attraktive Einstiegsmöglichkeiten für geduldige Investoren.

Ein Technologieunternehmen im Versicherungsgewand

Was macht Progressive so besonders? Das Unternehmen ist weniger ein traditioneller Versicherer als vielmehr ein Technologiekonzern, der Versicherungen verkauft. Progressive war Vorreiter beim Einsatz von Telematik und Echtzeitdaten zur Risikobeurteilung. Während andere Versicherer noch auf veraltete Modelle setzten, nutzte Progressive bereits fortschrittliche Analysen zur Preisgestaltung.

Die Strategie geht auf. Progressive verkauft einen Großteil seiner Policen direkt an Verbraucher, ein Geschäftsmodell mit höheren Wachstumsraten als der traditionelle Maklervertrieb. Aggressive Werbekampagnen, allen voran mit der Werbefigur Flo, haben die Markenbekanntheit massiv gesteigert. Das Unternehmen gibt seinen Managern in allen 50 Bundesstaaten die Freiheit, Preise basierend auf lokalen Marktbedingungen anzupassen.

Die Ergebnisse sprechen für sich. Progressives Autoversicherungs-Gewinnmarge lag 2024 bei 12 Prozent. Das sind 7,5 Prozentpunkte über dem Branchendurchschnitt. Der Umsatz stieg 2023 und 2024 jeweils um etwa 20 Prozent. Für 2025 wird ein Plus von 13 Prozent erwartet. Gemessen an der Eigenkapitalrendite übertrifft Progressive selbst Schwergewichte wie JPMorgan Chase und Chubb.

Progressive Aktie: Wachstumsstory bleibt intakt

Der amerikanische Autoversicherungsmarkt ist stark fragmentiert. Progressive hält einen Marktanteil von 17 Prozent und liegt damit knapp hinter Branchenführer State Farm. Doch der Abstand schmilzt. Mit seinem Technologievorsprung kann Progressive kontinuierlich Marktanteile von kleineren Anbietern abgreifen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen State Farm überholt, so wie es bereits Geico überholt hat.

Der Vergleich mit Geico ist aufschlussreich. Beide Unternehmen galten lange als gleichauf. Doch Progressive hat in den letzten Jahren deutlich beschleunigt. Seit Ende 2019 ist die Zahl der Policen bei Progressive um 75 Prozent auf 26,2 Millionen gestiegen. Geico verlor im gleichen Zeitraum etwa 10 Prozent und kommt noch auf rund 16 Millionen Policen. Geico kämpfte mit massiven Technologieproblemen, die das Wachstum bremsten.

Warren Buffett, dessen Berkshire Hathaway Geico besitzt, lobte zwar die Fortschritte seines Versicherers. Doch ob Geico Progressive in Sachen Technologie jemals einholen kann, bleibt fraglich. Progressive hat einen Vorsprung aufgebaut, der schwer aufzuholen ist.

Eine Bewertung, die Spielraum lässt

Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 für 2025 ist Progressive deutlich günstiger bewertet als in der Vergangenheit. Der zehnjährige Durchschnitt liegt bei 16. Im Vergleich zum S&P 500 mit einem KGV von 22 wirkt Progressive geradezu bescheiden. Analysten erwarten für 2025 einen Gewinn von knapp 18 Dollar je Aktie, für 2026 rund 16,55 Dollar.

Langfristige Aktionäre haben allen Grund zur Zufriedenheit. Seit dem Börsengang 1971 zu einem split-bereinigten Preis von acht Cent hat sich die Aktie um das 2.500-fache verteuert. Progressive hat den S&P 500 und sogar Berkshire Hathaway über fünf, zehn und zwanzig Jahre geschlagen.

Die Analysten bleiben optimistisch, dass sich die Aktie tendenziell wieder aus ihrer Talsohle herausarbeiten kann. Exemplarisch: Raymond James-Analyst Greg Peters bekräftigte kürzlich seine Outperform-Bewertung. Er senkte zwar sein Kursziel von 305 auf 265 Dollar, sieht damit aber immer noch über 20 Prozent Aufwärtspotenzial. Seine Begründung: Progressive wird weiterhin Gewinne über dem eigenen Ziel erwirtschaften.

Risiken und Chancen im Gleichgewicht

Natürlich ist nicht alles rosig. Hohe Versicherungsprämien werden zunehmend zum politischen Thema. In Staaten wie Florida stagnieren oder sinken die Preise bereits. Progressive war dort nach Rechtsreformen 2023 so profitabel, dass das Unternehmen ab 2026 etwa 950 Millionen Dollar an Versicherungsnehmer zurückzahlen wird. Die Gewinne überschritten die gesetzlichen Grenzen.

Die Branche kämpft mit hohen Reparaturkosten. Zudem könnten selbstfahrende Autos in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Unfälle senken. Das würde einige der Underwriting-Vorteile von Progressive neutralisieren. Der Wettbewerb intensiviert sich, die Margen geraten unter Druck.

Dennoch wird Progressive sein Mindest-Margenziel von 4 Prozent deutlich übertreffen. Das Unternehmen wird weiter Marktanteile gewinnen. Die kurzfristigen Herausforderungen ändern nichts an der langfristigen Attraktivität der Progressive Aktie als Kaufgelegenheit für wachstumsorientierte Anleger.

Progressive setzt zudem auf ein innovatives Kapitalrückgabeprogramm. Statt einer hohen regulären Dividende zahlt das Unternehmen eine minimale jährliche Dividende von 40 Cent. Zusätzlich gibt es Sonderdividenden, wenn sich überschüssiges Kapital ansammelt. Ende 2024 betrug die Sonderdividende 4,50 Dollar. Experten erwarten eine ähnliche Ausschüttung Ende 2025 und möglicherweise 2026.

Der richtige Zeitpunkt für konträre Anleger

Wenn großartige Unternehmen im Ausverkauf sind, ist das meist ein guter Kaufzeitpunkt. Progressive ist ohne Zweifel ein großartiges Unternehmen. Die Kombination aus Technologieführerschaft, starkem Wachstum und attraktiver Bewertung ergibt ein überzeugendes Gesamtbild.

Der Markt bestraft Progressive aktuell für verlangsamtes Wachstum. Doch das Unternehmen wächst immer noch mit 15 Prozent. Die meisten Konzerne wären froh über solche Raten. Progressive behält seine strukturellen Vorteile. Der Technologievorsprung bleibt bestehen. Die Fähigkeit, profitabler als der Wettbewerb zu arbeiten, ist intakt.

Für Anleger mit langfristigem Horizont bietet der aktuelle Kursrückgang eine attraktive Einstiegsmöglichkeit. Progressive hat über Jahrzehnte bewiesen, dass es zu den besten Finanzunternehmen Amerikas gehört. Die kurzfristige Schwäche ist eine Chance, nicht ein Grund zur Sorge.

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