PayPal im Fundamentalcheck: 2 Hoffnungsschimmer und 4 Dilemmas

Ich habe mir die Zahlen von PayPal angeschaut und 4 Probleme ausgemacht, weswegen ich nicht an eine langfristige Erholung der Aktie glaube.

Auf einen Blick:
  • Umsatz und aktive Kunden steigen
  • Kosten fürs operative Tagesgeschäft zu hoch: kaum Einsparmöglichkeiten!
  • Zu stark von Wirtschaftslage abhängig
  • PayPal hat keinen Burggraben
  • PayPal hat nicht ohne Grund ein niedriges KGV

26,3 Milliarden Transaktionen über 1,68 Bio. Dollar: Wow, beeindruckend. Und der Umsatz? PayPal hat die Marke von 30 Mrd. Dollar im letzten Jahr übersprungen. In Deutschland kommt PayPal auf einen Marktanteil von 27 Prozent, global auf 45 Prozent. Das Geschäft wächst von Jahr zu Jahr.

Und was macht die Aktie? Sie dümpelt um die 70 Dollar herum. Das Allzeithoch von Juli 2021? Da ist man mittlerweile 80 Prozent drunter. Ein Blick in die Fundamentaldaten zeigt: Es gibt zwar 2 kleine Hoffnungsschimmer, doch auch 4 große Dilemmas.

Vorab ein Hinweis: Das Geschäftsjahr bei PayPal ist das Kalenderjahr. Für den besseren Vergleich werde ich bei den aktuellen Zahlen mit den „Trading Twelve Months“ (TTM) arbeiten. Diese Kennzahl fasst die Ergebnisse der letzten vier Quartale zusammen.

PayPal Aktie Chart

Hoffnungsschimmer 1: PayPal bleibt eine Umsatzmaschine

Plus 29,5 Prozent von 2021 bis zu den TTM – was den Umsatz angeht, ist PayPal ein Wachstumswert.

Beim Gewinn haperte es allerdings lange Zeit. Jedoch: In den TTM hat sich die steigt auch der Gewinn. Er nähert sich der Marke von 5,0 Mrd. Dollar. Einziges Manko: Die Gewinnquote in den TTM liegt noch unter dem des Jahres 2021.

Umsatz und Gewinn PayPal im Überblick

JahrUmsatzGewinnGewinnmarge
202125,371 Mrd. Dollar4,169 Mrd. Dollar16,4 Prozent
202227,518 Mrd. Dollar2,419 Mrd. Dollar8,8 Prozent
202329,771 Mrd. Dollar4,246 Mrd. Dollar14,3 Prozent
202431,797 Mrd. Dollar4,147 Mrd. Dollar13,0 Prozent
TTM32,862 Mrd. Dollar4,917 Mrd. Dollar15,0 Prozent

2021 erkannte der Vorstand das Problem: Umsatz steigt, Gewinn sinkt. Um das Blatt zu wenden, strebte der Vorstand eine Restrukturierung an.

Diese Restrukturierung sah unter anderem Entlassungen vor. PayPal beschäftigte Ende 2024 noch 24.400 Mitarbeiter – oder 22,3 Prozent weniger als noch Ende 2021.

Hoffnungsschimmer 2: PayPal hat wieder mehr Kunden

Die Zahl der aktiven Kunden war lange Zeit rückläufig, doch hier hat sich das Blatt endlich gewendet. Als aktive Kunden versteht PayPal Konten, über die in den letzten 12 Monaten mindestens eine Transaktion durchgeführt wurde.

Aktive Kunden PayPal

2021426 Millionen
2022435 Millionen
2023426 Millionen
2024434 Millionen
TTM438 Millionen

Der Einsturz der aktiven Konten 2023 ist auf Apple zurückzuführen. 2022 führte Apple seine „Tap to Pay“-Funktion ein und setzte PayPal mit dieser Zahlmethode unter Druck.

Die „Tap to Pay“-Funktion von Apple ermöglicht es Kunden, Zahlungen direkt über ein iPhone zu akzeptieren, ohne dass zusätzliche Hardware wie ein Kartenleser erforderlich ist. Damit wildert Apple direkt im Geschäftsmodell von PayPal.

Dass die Zahl der aktiven Konten wieder steigt, ist positiv. Es zeigt aber auch: PayPal hat keinen dauerhaften Wettbewerbsvorteil („Burggraben“) und ist in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt aktiv.

Dilemma 1: Die Kosten für das operatives Tagesgeschäft laufen aus dem Ruder

Der Vorstand hat erkannt: Die ausufernden Kosten für das operative Tagesgeschäft mussten runter, um wieder profitabler zu werden. Dies konnte nur durch Einsparungen erreicht werden, von denen folgende Segmente betroffen waren:

  • Kundenbetreuung
  • Vertrieb und Marketing
  • Forschung und Entwicklung
  • allgemeine Verwaltungskosten

Hier war PayPal erfolgreich: Die Kosten sanken sowohl in absoluten Zahlen als auch proportional zum Umsatz. Misslungen ist aber das Ziel, die Kosten des Tagesgeschäfts in Gänze dauerhaft zu senken.

Anteil der Ausgaben für das Tagesgeschäft vom Umsatz

202183,2 Prozent
202286,1 Prozent
202383,1 Prozent
202483,3 Prozent
TTM81,8 Prozent

Man sollte sich nicht davon ablenken lassen, dass der Anteil in den TTM leicht gesunken ist. Ein Wert über 80 Prozent ist immer noch hoch. Der Grund: die Transaktionsausgaben.

Das sind Gebühren, die PayPal an die Zahlungsquelle seiner Kunden (etwa Kreditkartenanbieter oder Banken) abführen muss.

Die Höhe der Transaktionskosten variiert je nach Zahlungsquelle und Region. Abbuchungen vom Bankkonto sind günstiger als Zahlungen per Kredit- oder Debitkarte, und in den USA fallen tendenziell höhere Gebühren an als in anderen Ländern.

JahrTransaktionsgebührenAnteil am Umsatz
202110,315 Mrd. Dollar40,6 Prozent
202212,173 Mrd. Dollar44,2 Prozent
202314,385 Mrd. Dollar48,3 Prozent
202415,697 Mrd. Dollar49,4 Prozent
TTM15,732 Mrd. Dollar47,9 Prozent

Die Situation hat sich in den TTM leicht entspannt. Doch er liegt immer noch 7,3 Prozentpunkte über dem Jahres 2021. Oder mit anderen Worten: Von 100 Dollar Umsatz muss PayPal 7,30 Dollar mehr an die Finanzanbieter überweisen.

PayPal zieht das Geld von den hinterlegten Zahlungsquellen seiner Nutzer ein. Auf die Kosten, die die Banken und Kreditkartenanbieter erheben, hat PayPal jedoch keinen Einfluss.

Das Dilemma: Die Einsparmöglichkeiten in den anderen Bereichen des operativen Tagesgeschäfts kommen an ihre Grenzen. Die Höhe der Transaktionsgebühren frisst die Einsparungen in den anderen Bereichen weitestgehend wieder auf.

Dilemma 2: Die unkalkulierbare Wirtschaftslage

Der Vorstand von PayPal weist in jedem seiner Berichte auf Folgendes hin: Der Erfolg hängt stark von der allgemeinen Wirtschaftslage ab. Ein Blick auf die Transaktionsverluste zeigt diesen Zusammenhang eindeutig. Transaktionsverluste entstehen, etwa durch Rückbuchungen und Insolvenzen.

JahrTransaktionsverlustAnteil am Umsatz
20211,060 Mrd. Dollar4,2 Prozent
20221,572 Mrd. Dollar5,7 Prozent
20231,682 Mrd. Dollar5,6 Prozent
20241,442 Mrd. Dollar4,5 Prozent
TTM1,764 Mrd. Dollar5,4 Prozent

Das Dilemma: Die Quote ist sehr volatil. Der Vorstand gibt es in seinen Berichten zu, dass er nicht in der Lage ist, diese Ausfälle vorher einzuschätzen. Diese Quote ist daher die große Unbekannte. Sie lässt sich nicht einschätzen – weder vom Vorstand, boch von den Investoren.

Dilemma 3: Der fehlende Burggraben

PayPal hat schon lange keinen dauerhaften Wettbewerbsvorteil mehr, der auch als „Burggraben“ bekannt ist. Unter Burggraben versteht man wettbewerbsrelevante Vorteile, die einem Unternehmen eine dauerhaft starke Position am Markt sichern. Für Wettbewerber ist es schwer, auf dem Markt Fuß zu fassen.

Die „Payment Industry“ ist ein heiß umkämpfter Markt, in dem die Konkurrenz keine Pause macht und bereit ist, ihre Marktanteile massiv auszubauen. PayPal steht nicht nur in direkter Konkurrenz zu den etablierten Größen wie Visa und Mastercard, sondern muss auch gegen die aufstrebenden Herausforderer wie Klarna, Amazon Pay, Apple Pay und Google Pay bestehen.

Ein Beispiel für PayPals Gegenwehr ist die E-Wallet Venmo, über die Nutzer blitzschnell und unkompliziert Geld an andere übertragen können – eine Funktion, die PayPal als Antwort auf die wachsende Konkurrenz gezielt ausbaut.

Die Nutzung ist denkbar einfach: Alles, was man für eine Überweisung braucht, ist entweder die Handynummer oder die E-Mail-Adresse des Empfängers. Auch Händler profitieren davon, denn sie können bargeldlose Zahlungen über ihr Smartphone abwickeln, ohne zusätzliche Hardware wie Bezahlterminals zu benötigen.

Die E-Wallets sind populär, besonders in den USA. Sie sind sogar so populär, dass mittlerweile immer mehr Anbieter auf diesen Markt drängen – von Apple und Amazon bis hin zu Google und sogar der Supermarktkette Walmart.

Venmo, PayPals E-Wallet, ist dabei das Herzstück der Kundenakquise. PayPal nutzt Venmo, um Nutzer für sein gesamtes Produktportfolio zu gewinnen. Doch genau hier liegt das Problem: Angesichts der immer zahlreicher werdenden Konkurrenz wird es zunehmend schwieriger, diese Strategie erfolgreich umzusetzen. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen: Das wird schwer. PayPal fehlt der Burggraben.

Dilemma 4: PayPal ist nicht ohne Grund preiswert

Aktuell fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wie PayPal wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden kann. Die Gewinne steigen zwar wieder leicht und die Zahl der aktiven Konten ebenso, doch der Konzern muss weiterhin knapp 50 Prozent seines Umsatzes als Transaktionsgebühren an die Finanzdienstleister bezahlen.

Hier kann man nur mit Wachstum mehr Gewinne erzielen. Doch PayPal ist in einem Markt aktiv, in dem die Konkurrenz aggressiv um Marktanteile kämpft, um ihren Marktanteil im Zahlungsverkehr auszubauen.

PayPal hat derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 und ist damit so günstig wie nie zuvor. Wenn der Gewinn und der Aktienkurs gleich bleiben, bräuchte PayPal 13 Jahre, um mit seinen Gewinnen alle eigenen Aktien zu kaufen.

Auf den ersten Blick sieht das wie ein Schnäppchen aus, denn vor wenigen Jahren lag das KGV noch bei über 50. Das erwartete KGV für die kommenden 12 Monate beträgt lediglich 12.

Dennoch sollten Anleger sich nicht vom niedrigen KGV täuschen lassen. Ja, PayPal ist aktuell preiswert, aber das hat fundamentale Gründe. Momentan gibt es wenig, was für einen Einstieg spricht.

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