OpenAI vs. JPMorgan: Wer baut das Finanzsystem der Zukunft? Zwei Schritte, die alles verändern

OpenAI entwickelt sich zur Everything App, JPMorgan bringt einen regulierten Deposit Token auf die Blockchain. Zwei Schritte, die das Finanzsystem neu gestalten.

Auf einen Blick:
  • OpenAI baut die westliche Everything App – und verändert die Rolle der Banken dauerhaft
  • Warum ChatGPTs neue Kollaborationsfunktionen Teil einer größeren Plattformstrategie sind
  • JPMorgan definiert Blockchain-Finance neu: Der Deposit Token als Institutionsstandard
  • Wie KI-Interfaces und tokenisierte Einlagen den globalen Finanzmarkt neu organisieren

Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Money Trail!

In der heutigen Ausgabe beschäftigen wir uns mit:

  • OpenAIs Weg zur Everything App
  • Die strategischen Folgen für Finanzdienstleister
  • JPMorgans Deposit Token und der nächste Schritt Richtung Blockchain-Finance

OpenAI und JPMorgan: Wer die Regeln bricht, bestimmt die Zukunft – zwei Entwicklungen, die das globale Finanzsystem neu ordnen

Der technologische Wandel nimmt Geschwindigkeit auf, und zwei Namen stechen diese Woche besonders hervor: OpenAI und JPMorgan.

Beide Unternehmen haben Entwicklungen vorgestellt, die nicht nur zukunftsweisend sind, sondern potenziell gesamte Wertschöpfungsketten verschieben – von Software über Handel bis hin zu Zahlungsverkehr und Kapitalmarktinfrastruktur. Obwohl die Nachrichten auf den ersten Blick thematisch weit auseinanderliegen, ergibt sich im Zusammenspiel ein klares Bild: Die nächste Phase digitaler Transformation findet an der Schnittstelle zwischen KI, Plattformen und tokenisierten Finanzsystemen statt.

OpenAI baut systematisch eine neue Plattform-Ära auf

Die jüngste Einführung von Gruppen-Chats in ChatGPT ist weit mehr als die logische Erweiterung einer KI-Interaktion. Viele Beobachter unterschätzen, wie strategisch bedeutend ein kollaboratives Element in einem KI-Interface ist. Während traditionelle Apps Kommunikation oder Produktivität abbilden, verschmelzen bei OpenAI zunehmend sämtliche Interaktionen – beruflich, sozial, organisatorisch – in einem einzigen Einstiegspunkt.

Bis zu 20 Nutzer können gemeinsam arbeiten, planen und Dokumente oder Ideen mithilfe eines KI-Assistenten entwickeln. Das klingt unspektakulär, passt aber perfekt zu OpenAIs langfristigem Ziel: der Aufbau einer Plattform, die nicht länger nur Abfragen beantwortet, sondern Arbeitsprozesse steuert und Entscheidungen vorbereitet.

Parallel dazu wächst das Ökosystem rasant:

  • Ein eigenes Apps-SDK, das Drittanbietern ermöglicht, native Funktionen direkt in ChatGPT zu integrieren.
  • Der Atlas-Browser, der Webinhalte nicht einfach darstellt, sondern kontextualisiert und interpretierbar macht.
  • Sora, das KI-Video-Ökosystem, das eine neue Form sozialer Medien ermöglichen dürfte.
  • Erste kommerzielle Funktionen über das Agentic Commerce Protocol, das perspektivisch Transaktionen und Dienstleistungen im Hintergrund automatisiert.

Damit entsteht eine Struktur, die klassische App-Store-Modelle infrage stellt. Wer ChatGPT täglich nutzt, hinterlegt dort nicht nur Informationen, sondern baut Arbeitsläufe auf und schafft ein persönliches Archiv – eine Art kognitive Infrastruktur, die nur schwer zu ersetzen ist.

Warum OpenAI für Finanzdienstleister zur Herausforderung wird

Bis vor Kurzem schien die Finanzbranche immun gegen „Super Apps“ westlicher Prägung. Doch KI verändert die Dynamik grundlegend. Statt Transaktionen über spezialisierte Banking- oder FinTech-Apps abzuwickeln, könnte die Interaktion künftig stärker über KI-gestützte Konversationen laufen. Nutzer entdecken, vergleichen und erwerben Finanzprodukte nicht mehr aktiv – sie werden algorithmisch geführt.

Das bedeutet:

  • Preis- und Angebotsvergleiche können in Echtzeit automatisiert erfolgen.
  • KI-Agenten könnten Zahlungen, Portfolioentscheidungen, Versicherungsvergleiche oder Kreditprozesse autonom steuern.
  • Banken verlieren die Hoheit über die Benutzeroberfläche – ähnlich wie Händler die Kontrolle an Amazon verloren haben.

Für Finanzdienstleister wird die Frage künftig sein, ob sie:

  1. OpenAI-Integration betreiben, um sichtbar zu bleiben, oder
  2. eine unabhängige App-Struktur aufrechterhalten, was erhebliche Customer-Acquisition-Kosten verursacht.

Regulierung rückt in den Mittelpunkt

Je stärker KI in Transaktionen eingebunden wird, desto intensiver werden regulatorische Fragen: Wer haftet bei Fehlentscheidungen? Wie lässt sich algorithmische Objektivität gewährleisten? Wie transparent müssen Entscheidungswege sein?

Unternehmen, die KI-Sicherheit, Betrugserkennung oder Risikobewertung anbieten, werden an Bedeutung gewinnen. Systeme wie die von Oscilar – die Echtzeit-Betrugserkennung und Agent Verification ermöglichen – werden unverzichtbar, wenn KI-Agenten zunehmend autonom handeln.

JPMorgan verschiebt die Grenzen zwischen Bankensystem und Blockchain

Während OpenAI das Interface neu definiert, gestaltet JPMorgan die Infrastruktur neu – und zwar fundamentaler, als die meisten denken.

Die Bank hat als erste große US-Institution einen regulierten Deposit Token auf einer öffentlichen Blockchain herausgebracht. Der Token namens JPMD wird auf Coinbase’ Layer-2-Netzwerk Base betrieben und steht für reale Dollar-Einlagen, die auf der Bilanz von JPMorgan verbleiben.

Der entscheidende Unterschied zu bekannten Stablecoins:

  • Stablecoins sind Produkte privater Emittenten.
  • Deposit Tokens sind vollwertige Bankverbindlichkeiten unter bestehender Regulierung.
  • Sie können – anders als Stablecoins – verzinst werden.
  • Sie unterliegen Aufsicht, KYC, AML und FDIC-Rahmenbedingungen.

Damit entsteht eine neue Form digitaler Bankeinlage, die die Effizienz von Blockchain-Systemen mit regulatorischer Sicherheit kombiniert.

JPMorgan Aktie Chart

Warum Base als Plattform so wichtig ist

Base hat sich unauffällig, aber nachhaltig zur zentralen Infrastruktur für institutionelle Transaktionen entwickelt. Mit rund fünf Milliarden Dollar TVL und hoher technischer Stabilität eignet sich das Netzwerk für die Abwicklung großer Kapitalströme. Für Unternehmen bedeutet das:

  • Abwicklungen in Sekunden statt Tagen.
  • 24/7-Verfügbarkeit ohne Abhängigkeit von Banköffnungszeiten.
  • Automatisierbare Treasury-Prozesse.

JPMorgans Blockchain-Einheit Kinexys hat bereits knapp zwei Billionen Dollar über private Netzwerke verarbeitet. Nun überträgt man diese Erfahrung auf eine öffentliche Infrastruktur – ohne Kompromisse bei Compliance.

JPMorgan Aktie Chart

Die drei strukturellen Folgen

  1. Ein institutioneller Settlement-Layer entstehtWenn weitere Banken eigene Deposit Tokens emittieren, entsteht eine gemeinsame Schicht für digitale Interbankentransaktionen – effizienter als heutige Korrespondenzbankmodelle.
  2. Deposit Tokens greifen Stablecoins anUnternehmen mit hohen Cash-Beständen könnten lieber verzinste, bankregulierte Token halten statt private Stablecoins.
  3. Tokenisierte Finanzmärkte skalieren schnellerDer Markt für tokenisierte reale Vermögenswerte ist seit 2022 von 2,9 auf über 30 Milliarden Dollar gewachsen. Deposit Tokens schaffen die fehlende Abwicklungs- und Sicherungsumgebung, die für Wachstum in Billionenhöhe erforderlich ist.

JPMorgan arbeitet bereits an eurobasierten Tokens (JPME) und an Interoperabilitätsstandards, die künftig internationale Zahlungssysteme entlasten könnten.

Fazit: Zwei Entwicklungen, ein Trend

OpenAI gestaltet die Interaktionsebene neu, JPMorgan die Abwicklungsebene. Zusammen ergeben diese Entwicklungen ein Ökosystem, in dem:

  • Entscheidungen über KI-Interfaces laufen,
  • Transaktionen über tokenisierte Bankverbindlichkeiten abgewickelt werden,
  • und Plattformen zu zentralen Gatekeepern zwischen Kunde und Produkt werden.

Für Banken, Payment-Anbieter und FinTechs sind das strukturelle Veränderungen, die vergleichbar sind mit der Einführung des Smartphones – nur schneller und umfassender.

JPMorgan-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue JPMorgan-Analyse vom 15. November liefert die Antwort:

Die neusten JPMorgan-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für JPMorgan-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 15. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

JPMorgan: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)