Liebe Leserinnen, Liebe Leser
Der KI-Champion Nvidia setzte zu Wochenbeginn den lautesten Paukenschlag in den Börsennews. Nach der überraschenden Milliarden-Beteiligung an Chip-Hersteller Intel kündigte der Marktführer nur wenige Tage später eine strategische Partnerschaft für KI-Prozessoren mit OpenAI an. Der Del ist keine einfache Beteiligung, sondern eine Kooperation der Spitzenklasse, die sich Nvidia (zunächst) einiges kosten lässt. Der KI-Konzern will bis zu 100 Milliarden US-Dollar in den ChatGPT-Entwickler investieren.
Dies markiert den Beginn des größten KI-Infrastrukturprojekts der Geschichte und unterstreicht, wie sehr sich die globale Wirtschaft auf Rechenleistung als zwingenden „Rohstoff“ stützt. Der Deal ist noch nicht unterschrieben, aber wenn er wie beabsichtigt zustande kommt, wäre er extrem positiv zu werten.
Geplant ist der Aufbau von Rechenzentren mit einer Gesamtleistung von mindestens zehn Gigawatt. Für Sie zur Einordnung: Das entspricht dem jährlichen Strombedarf Hessens oder der Produktion aller in Nordrhein-Westfalen aktiven Kohleblöcke (10). Die Dimension zeigt, wohin sich die KI-Branche bewegt: KI-Modelle der nächsten Generation verschlingen ungeheure Mengen an Energie und Hardware, und nur wenige Unternehmen besitzen die Finanzkraft, um solche gigantischen Vorhaben zu stemmen.
Investitionsgelder kommen gestaffelt zurück – zuzüglich Extra-Einnahmen
Laut den bisher bekannten Eckpunkten in der Absichtserklärung wird Nvidia das Kapital in mehreren Stufen bereitstellen. Die ersten zehn Milliarden Dollar fließen an OpenAI bei Vertragsunterzeichnung, weitere Tranchen folgen, sobald jeweils ein Gigawatt an Rechenleistung ans Netz geht. Für das Geld erhält Nvidia nicht-stimmberechtigte Anteile an OpenAI. Die Besonderheit: OpenAI wird im Gegenzug mit dem bereitgestellten Geldern Nvidia-Chips kaufen – ein Kreislauf, der für Nvidia extrem vorteilhaft ist, da man quasi in sich selbst investiert.
Analysten schätzen, dass allein ein Gigawatt Rechenleistung Hardware im Wert von mehreren zehn Milliarden Dollar erfordert. Damit könnte der Umsatzbeitrag durch den Vertrag am Ende weit über der eigentlichen Investitionssumme liegen. Der Deal ist so groß, dass andere Kunden bereits Angst haben, dass Lieferprobleme aufkommen könnten. Doch Konzernchef Jensen Huang betont, man habe ausreichende Kapazitäten und kein Kunde werde benachteiligt. Dies ist besonders an Microsoft, Meta oder Amazon gerichtet, die auf Nvidias Produkte für ihre eigenen KI-Entwicklungen angewiesen sind.
Immer mehr Rechenzentren der Superlative – DAS wird teuer
Das Vorhaben reiht sich in ein beispielloses Wettrennen um die Bereitstellung von Rechenleistung ein. Meta plant ein fünf Gigawatt starkes Zentrum im US-Bundesstaat Louisiana, Microsoft investiert allein im laufenden Quartal 30 Milliarden Dollar in Cloud-Kapazitäten und Oracle arbeitet mit OpenAI und SoftBank am 500-Milliarden-Projekt „Stargate“. Und das ist erst der Anfang. Allein die führenden KI-Firmen müssten einer Studie zufolge bis 2030 rund zwei Billionen Dollar Umsatz erwirtschaften, um den künftigen Bedarf an Rechenleistung (Bau und Betrieb der Zentren plus Strombedarf) zu finanzieren.
Nvidia positioniert sich hier als Schlüssellieferant und macht sich unverzichtbar für den Aufbau dieser „Super-Clouds“. Die geplante Infrastruktur wird auf Nvidias künftiger Vera-Rubin-Plattform basieren, die mehr als doppelt so leistungsfähig sein soll wie die aktuelle Grace-Blackwell-Generation. Insgesamt könnten bis zu fünf Millionen GPUs verbaut werden – das entspricht der gesamten aktuellen Jahresproduktion des Unternehmens.
Aktie klettert auf Rekordhoch
An der Börse wurde die Ankündigung – wenig verwunderlich – mit Begeisterung von den Investoren aufgenommen. Die Aktie sprang zu Wochenbeginn um knapp 4% auf ein neues Rekordhoch bei 184,55 US-Dollar. Seit Jahresbeginn liegt das Papier weitere knapp 37% im Plus, nicht wenige Früh-Investoren liegen über 1.000% im Plus. Nvidia ist seit Beginn des KI-Zeitalters vom einfachen Grafikkarten-Chipproduzenten zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen.
Doch damit nicht genug: Mit Blick auf die neuen Umsatzperspektiven sehen viele Analysten ebenso wie ich noch ausreichend Luft nach oben. Bedenken Sie, dass KI noch längst nicht seine vollen Möglichkeiten entfaltet hat und auch noch nicht so im Alltag angekommen ist wie es sein könnte. Kritische Stimmen verweisen zwar darauf, dass Schätzungen zum KI-Markt schwierig sind, ich gehe aber davon aus, dass KI Nvidia auf lange Sicht erfolgreich machen wird, das wird die Aktie weiter stützen/antreiben.
Energiebedarf und Angebotsoligopol: Deal deckt auch Probleme auf
Nvidia verknüpft seine technologische Führerschaft mit finanzieller Schlagkraft wie kein zweiter Konzern. Die Nvidia-Investitionssumme entspricht immerhin dem ursprünglichen Sondervermögen Deutschlands zur Aufrüstung der Bundeswehr. Viele Unternehmen – schon gar nicht in Europa – gibt es nicht, die genug finanzielle Mittel für solche Mammut-Projekte haben. Nvidia ist offenbar unverzichtbar für das KI-Zeitalter, was Abhängigkeiten erzeugt.
Zum Ende des letzten Quartals verfügte Nviida über fast 57 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln, kann also solche Megadeals mühelos aus eigener Kraft stemmen. CFO Colette Kress kündigte an, die starke Bilanz gezielt für den globalen KI-Ausbau einzusetzen. Dass Nvidia parallel auch in Intel, britische Rechenzentren und diverse Start-ups investiert, zeigt, dass die US-Amerikaner nicht nur Chip-Lieferant, sondern auch Architekt einer weltweiten KI-Infrastruktur sein möchten. Dieser Aspekt ist beachtenswert, immerhin eröffnet er die Chance auf attraktive wiederkehrende Erlöse abseits der Chip-Verkäufe in der Zukunft.
Die Dimension des OpenAI-Projekts wirft jedoch nicht nur die Frage auf, wie die mangelnde Anzahl möglicher Anbieter zu werten ist, sondern auch: Woher soll die enorme Energiemenge für die Rechenzentren herkommen? Zehn Gigawatt Dauerlast entsprechen dem Jahresverbrauch kleiner Staaten. Für Investoren eröffnet sich damit ein zweiter Blickwinkel: Ohne massive Investitionen in erneuerbare Energien und effiziente Kühlungssysteme wird die volle Anzahl benötigter Rechenzentren in einer KI-Welt nicht betrieben werden können.
Nvidia könnte also – gewollt oder ungewollt – zum Treiber für den Ausbau grüner/grauer Energien werden. Schon heute experimentieren Unternehmen mit Wind- und Solarkraft, Flüssigkühlung und Wasserstoff-Backups. Wer den KI-Boom spielen will und nach über 1.000% Kursanstieg Nvidia nicht mehr kaufen will, kann also auch ausgewählte Versorger und Spezialisten für nachhaltige Rechenzentren als Investitionsansatz ins Auge fassen.
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