Nagarro-Aktie schnellt hoch: Kurzer Hype oder verdiente Aufholjagd?

Nagarro meldet sich eindrucksvoll zurück – starke Zahlen, Rückkäufe und steigende Margen sprechen für ein Comeback.

Auf einen Blick:
  • Kursrally nach monatelanger Schwächephase
  • Starkes Quartal mit Margenanstieg
  • Analysten sehen Potenzial bis 95 €

 

Liebe Leserinnen und Leser,

In den vergangenen Monaten mussten Investoren, die die Nagarro-Aktie im Depot haben, einen Nackenschlag nach dem anderen einstecken. Das Sentiment verdüsterte sich immer weiter – obwohl man mit Blick auf die Bewertungskennziffern ruhig hätte annehmen dürfen, dass wenigstens die 50-Euro-Marke hält. Doch Börse ist nicht immer rational – schon gar nicht, wenn es sich um deutsche Nebenwerte handelt. So ging es immer weiter bergab mit dem Papier, ob gerechtfertigt oder nicht spielt dabei keine Rolle.

Wer der Aktie dennoch treu geblieben ist, wurde in der Vorwoche belohnt. Kostete das Papier im Tief Anfang November nur rund 43 Euro ist der Kurs in wenigen Tagen auf aktuell gut 64 Euro nach oben geschossen – ein Sprung von fast 50 % innerhalb einer Woche. Keine Frage: Von Kursen über 120 Euro Anfang 2023 ist die Aktie noch immer 50% entfernt, aber zumindest Investoren, die in den vergangenen 6 Monaten zugriffen, konnten ihre Verluste in nur einer Woche egalisieren. Und vieles spricht dafür, dass das aktuelle Kursniveau noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, sondern die Kurserholung lediglich der Beginn einer überfälligen Neubewertung ist. Der Aktienmarkt hat bei Nagarro über den kompletten Sommer hinweg vor allem auf „Noise“ reagiert und dabei das große Bild im IT-Services-Markt aus den Augen verloren. Denn Nagarro ist kein Zykliker, der jetzt zufällig mal ein gutes Quartal erwischt hat, sondern ein erstklassiges deutsches Mittelstands-Unternehmen im Bereich „digital engineering“.

Überzeugende Quartalszahlen von Umsatz bis Gewinn

Zur Erklärung: Damit wird allgemein Cloud-Migration, moderne Software-Architektur, Daten- und KI-Plattform, Experience-Design oder die Automatisierung von Geschäftsprozessen bezeichnet. Das Unternehmen arbeitet für Kunden aus der Automobilindustrie, dem Finanzsektor, Industrie, Telekom, Software/Hi-Tech und vielen weiteren Branchen und ist eng mit den führenden US-amerikanischen Hyperscalern wie AWS, Microsoft Azure und Google Cloud verzahnt. Die Geschäfte laufen gut, Analysten erwarten für den globalen IT-Services-Markt in diesem Jahr ein Ausgabenwachstum von rund 9% in US-Dollar, nach gut 5% im Vorjahr. Die Nachfrage nach Services rund um Cloud, Daten, KI und Modernisierung von Legacy-Landschaften wächst also wieder deutlich schneller.

Dementsprechend stark waren auch die Nagarro-Geschäftszahlen vor einer Woche. Im dritten Quartal stieg der Umsatz auf 254,6 Mio. Euro, ein Plus von 4,8% gegenüber dem Vorjahr – in konstanter Währung sogar um 9,4%. Der Großteil des Wachstums ist organisch, also ohne große Zukäufe. Die organische Wachstumsrate lag bei 8,2% in konstanten Wechselkursen. Parallel dazu hat sich die Nagarro-Profitabilität spürbar verbessert: Die Bruttomarge legte von 31,5% auf 33,1% zu, sodass es weiter unten in der Gewinn- und Verlustrechnung zu einem Sprung beim bereinigten operativen Ergebnis (EBITDA) um 27% auf 44,0 Mio. Euro kam. Wenn Sie noch weiter unten schauen, ist der Hebel am Ergebnis sogar noch größer: Der operative Gewinn (EBIT) stieg von 22,5 auf hohe 34,9 Mio. Euro und ganz unten unter dem Strich steht ein Quartalsüberschuss in Höhe von 21,4 Mio. Euro nach 12,7 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

Ziele bestätigt, Aktionäre belohnt

Nagarros Management hat seinen Ankündigungen im Rahmen der Halbjahreszahlen im dritten Quartal Taten folgen lassen und die Schwäche aus den ersten beiden Quartalen ausgebügelt. Dort steckte die vermeintliche Schwäche im Detail und wer genau hinschaute, erkannte, dass es operativ deutlich besser lief, als die gefetteten Zahlen in den Berichten vermuten ließen. Die Margen wurden in den ersten beiden Quartalen nämlich massiv von Währungseffekten belastet – konkret von der Abschwächung des US-Dollars auf konzerninterne Darlehen und abgesicherten Positionen. Insgesamt schlugen diese Effekte in den ersten neun Monaten mit knapp 20 Mio. Euro negativ zu Buche. Bereinigt um diesen Sondereffekt ist das Nagarro-Gesamtbild weitaus freundlicher, das EBITDA wäre um knapp 20% höher gewesen.

Nagarro hat die Jahresprognose für 2025 bestätigt. Das Management rechnet weiterhin mit einem Umsatz zwischen 1,02 und 1,08 Mrd. Euro und einer bereinigten EBITDA-Marge von 14,5 bis 15,5%. Damit würde das Unternehmen wieder an das Margenniveau des Rekordjahres anknüpfen, in denen die Aktie zu Kursen oberhalb von 100 Euro den Besitzer wechselte. Positiv hervorzuheben ist auch die Aktionärspolitik. Nach der Dividendenausschüttung über 1,00 Euro je Aktie Einstieg im Juni, hat der Vorstand nun beschlossen, 850.000 eigene Aktien einzustampfen und zusätzlich bis zu 450.000 weitere Papiere im Volumen von bis zu 20 Mio. Euro zurückzukaufen. In Summe reduziert Nagarro damit die Zahl der ausstehenden Aktien spürbar und der Anteil am Nagarro-Kuchen wird für die bestehenden Aktionäre automatisch größer. Gleichzeitig zeigt dies, dass das Management die Aktie für stark unterbewertet hält.

Bewertung im Branchenvergleich klar zu niedrig – Analysten sehen Potenzial bis 95 Euro

Werden die aktuellen Zahlen mit der Bewertung zusammengebracht, wird auch schnell sichtbar, warum das Management dies so einschätzt. Auf Basis der aktuellen Kurse um die 64 Euro liegt das EV/EBITDA-Verhältnis bei etwa 7 bis 8 – für einen globalen Digital-Engineering-Spezialisten, einem strukturellen Wachstumsmarkt, der soliden Bilanz und dem aktionärsfreundlichen Management ist das alles andere als anspruchsvoll. Zur Erinnerung: Noch Ende 2024 kostete die Aktie zeitweise über 100 Euro und die operative Qualität des Geschäfts ist meines Erachtens seitdem nicht schlechter geworden – eher im Gegenteil.

Die jüngsten Analystenreaktionen passen in dieses Bild. Warburg Research hat das Kursziel gerade erst von 90 auf 95 Euro angehoben und die Einstufung „Buy“ bestätigt. Die solide Geschäftsentwicklung im dritten Quartal habe die Wechselkursbelastungen mehr als ausgeglichen, die mittelfristigen Perspektiven blieben attraktiv urteilt das Analysehaus und schlägt damit in die exakt gleiche Kerbe. Auch andere Analysehäuser liegen mit ihren Zwölfmonatszielen mittlerweile wieder in verständlicheren Regionen, bis zum Durchschnitt von 86,50 Euro fehlen aber immer noch gut 35%.

Nagarro-Aktie kann in einem „normalen“ Umfeld die 100 Euro zurückerobern

Die Kursrallye der letzten Tage ist auch aus meiner Sicht kein Strohfeuer, sondern der Startschuss für eine längst überfällige Korrektur einer Markt-Fehleinschätzung. Über Monate wurde Nagarro so bewertet, als ob Wachstum und Margen dauerhaft unter Druck stünden, obwohl die Zahlen vor allem einen Währungseffekt und eine zyklische Atempause in den Budgets widerspiegelten.

Das dritte Quartal hat gezeigt, was Nagarro in einem soliden Umfeld ohne außerordentliche Belastungen leisten kann: Zweistellige Margen, steigende Gewinne, wachsenden Kundenstamm, bestätigten Ausblick und aktionärsfreundliche Kapitalmaßnahmen. Daher ist die Aktie auch auf dem jetzigen Niveau noch aussichtsreich; setzt sich 2026 das profitable Wachstum fort, sind auch die alten Kurse jenseits der 100 Euro-Marke wieder vorstellbar.

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