Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle noch, aufgrund des Ergebnisses der FOMC-Tagung vom 16./17. September, dass US-Zinssenkungen nun nahezu sicher seien – und war daher recht bullish. Doch stattdessen kam es in der laufenden Woche dann zu deutlichen Kursrücksetzern an allen Märkten, besonders aber bei den Kryptos. Wie aber passt das zusammen? Lag ich etwa falsch und die US-Zinssenkungen kommen doch nicht? Schauen wir es uns gemeinsam und wie immer, in aller Ruhe, an!
Zunächst einmal sei vorgeschickt: Wenn ich eine falsche Einschätzung vorgenommen hätte, würde ich dies zugeben. Denn nur wenn man Fehler einsieht, kann man aus ihnen lernen und damit besser werden. Ich denke aber nicht, dass ich falsch gelegen habe beziehungsweise falsch liege. Das heißt, dass ich weiterhin unverändert von US-Zinssenkungen ausgehe. Dennoch hatten die Rücksetzer natürlich Gründe.
Die Gründe für die Kursrücksetzer…
Zunächst einmal waren die Märkte jedoch positiv in die Woche gestartet. Am Dienstagabend (deutscher Zeit) hielt Fed-Chef Jerome „Jay“ Powell dann aber eine Rede bei der Handelskammer der Region Greater Providence („Greater Providence Chamber of Commerce“) in Rhode Island. In dieser führte er aus, dass die Risiken bei der Inflation derzeit nach oben tendieren und die Risiken am US-Arbeitsmarkt nach unten gerichtet seien, was die Aufgabe in Sachen Geldpolitik nicht einfacher mache.
Konkret beschrieb er dort also eine Art Stagflationsszenario, was schon mal eher bearish zu werten war. Dann führte er aus, dass aufgrund dieser Gemengelage US-Zinssenkungen keineswegs so sicher seien, wie derzeit an den Märkten gespielt werde. Vielmehr bekenne man sich bei der US-Notenbank weiterhin dazu datenabhängig zu entscheiden und man habe das Ziel die US-Inflationsrate auf zwei Prozent zurückzuführen nicht aufgegeben. Das war klar hawkish und somit auch eher bearish.
Aber selbst das war noch nicht alles. Diese Worte hatten zwar schon einen Dip an den Märkten zur Folge, aber dieser wurde – wie zuletzt fast immer – gekauft. Vielmehr nahm der Fed-Chef anschließend noch an einer Podiumsdiskussion teil. Dort wurde er dann nach seiner Einschätzung der US-Märkte gefragt. Seine klare Antwort darauf: „Nach Auffassung der meisten Experten und auf Basis verschiedener Vergleichsmaßstäbe seien US-Assets derzeit ziemlich hoch bewertet („fairly high valued“).
Das war dann zu viel für die Bullen und sie warfen das Handtuch. Soweit zur Erklärung, was wir zuletzt an den US-Märkten gesehen haben. Zumal dann, im weiteren Verlauf der Woche, weitere FOMC-Mitglieder herauskamen und diese Sicht von Fed-Chef Powell untermauerten. So habe man zuletzt die Leitzinsen aus Vorsicht gesenkt, aber weitere Zinssenkungen seien nicht sicher. Vielmehr würde man datenabhängig entscheiden, so deren Tenor. Doch was ist davon zu halten?
Sind US-Assets wirklich ziemlich hoch bewertet?
Ganz grundsätzlich hat der Fed-Chef mit seiner Aussage nicht ganz Unrecht. Schnäppchen sind US-Aktien derzeit sicherlich nicht (mehr). Allerdings waren, sind und bleiben die relativ hohen Bewertungen sehr gut fundamental untermauert. Weil bei den entscheidenden Unternehmen eben auch das Wachstum, insbesondere das Gewinnwachstum, gestimmt hat. Eine spekulative Blase wie zu Zeiten der „Dotcom Bubble“ sehe ich daher derzeit, bei aller KI/AI-Euphorie, noch längst nicht.
Apropos „Dotcom Bubble“! Im Dezember 1996 sagte der damalige Fed-Chef Alan Greenspan, dass sich die US-Märkte in einem Zustand eines „irrationalen Überschwangs“ (im Englischen Original: „irrational exuberance“) befinden würden. Seinerzeit belastete das die Märkte auch für ein paar Tage (ein bis zwei Wochen). Anschließend ging man zum business as usual über und die Märkte stiegen weiter. Bis dann schließlich eben, im Jahr 2000, die „Dotcom Bubble“ platzte.
Warum ich das erwähne? Um aufzuzeigen, dass US-Notenbankchefs ja durchaus diese Meinung haben und sie auch äußern können. Dass man als Anleger aber nicht unbedingt nach den „Tipps“ dieser Menschen handeln sollte. Hätte man jedenfalls im Dezember 1996 seine Positionen glattgestellt, hätte man anschließend eine echte Monsterrally verpasst. Daher würde ich schreiben, dass wir die Einschätzung/Meinung von Fed-Chef Powell zur Kenntnis nehmen – mehr aber auch nicht!
Powells Worte reichten jedoch, um kurzfristig Unsicherheit zu schüren
Zumindest eines ist dem Fed-Chef aber mit seinen Aussagen gelungen. Anleger haben kurzfristig Zweifel an weiteren US-Zinssenkungen bekommen. Das mag auch seine Absicht gewesen sein. Dennoch bleibt mein View, wie übrigens auch der generelle View der Anleger, unverändert. Zwar sind zuletzt die Wahrscheinlichkeiten für weitere US-Zinssenkungen etwas zurückgekommen. Die deutliche Mehrheit erwartet diese aber, wie ich auch, unverändert.
Dass es aber die, durch Powell, etwas gesunkenen Zinssenkungshoffnungen waren, die die Märkte belasteten, zeigt sich an den Marktentwicklungen sehr deutlich. Schließlich wurden die sehr zinssensitiven Kryptos weitaus stärker abgestraft als die, im Vergleich zu den Kryptos, etwas weniger zinssensitiven Aktien. Kein Wunder, denn für Aktien mag eine etwas weniger starke Liquiditätsausweitung ähnlich schlecht sein wie für Kryptos.
Aber wenn die weniger starke Liquiditätsausweitung an einer besser laufenden US-Wirtschaft liegt, verbessern sich die Gewinnerwartungen an den Aktienmärkten – und stützen somit deren fundamentale Bewertungen. Doch ist das nun wirklich ein so großes Problem, dass ein Abverkauf, wie er insbesondere an den Krypto-Märkten zu sehen war, gerechtfertigt ist?
Fazit: Weiterhin nicht verunsichern und ins Bockshorn jagen lassen!
Meine Antwort darauf lautet: Nein. Alles in allem denke ich daher unverändert, dass man sich nicht von kurzfristigen Marktbewegungen verunsichern und ins Bockshorn jagen lassen sollte. Ganz grundsätzlich werden die US-Zinssenkungen wohl, wie erwartet, kommen. Das stützt dann alle spekulativen Assets, auch und besonders sogar die Kryptos. Dennoch denke ich ebenfalls weiterhin, dass der große Krypto-Bullrun erst zum Jahresende 2025 bzw. Jahreswechsel 2025/2026 kommen wird.
Denn dann beginnt so langsam die Vorfreude auf einen neuen US-Notenbankchef, einem Notenbankchef von US-Präsident Donald Trumps Gnaden. Dieser neue Mann (oder die neue Frau) an der Spitze der US-Notenbank dürfte, ganz in Trumps Sinne, eine deutlich lockerere Geldpolitik bevorzugen/fahren. Was spekulative Assets, allen voran die Kryptos und hier neben dem Bitcoin viele Altcoins, „freuen“ (und damit haussieren lassen) sollte.
In diesem Sinne wünsche allen Leserinnen und Lesern, wie immer, ein schönes, geruhsames und sonniges Wochenende.
Ihr
Sascha Huber
Bitcoin-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Bitcoin-Analyse vom 27. September liefert die Antwort:
Die neusten Bitcoin-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Bitcoin-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 27. September erfahren Sie was jetzt zu tun ist.