Liebe Leserinnen und Leser,
Nvidia gilt bislang als unangreifbarer Champion im KI-Zeitalter. Doch zu Wochenbeginn sorgte die Meldung, dass Alphabet künftig spezialisierte KI-Chips an Meta liefern will, für Unruhe. Einige Beobachter sahen darin einen neuen Belastungsfaktor für Nvidia, auf den viele Analysten seit Monaten hinweisen: Competion – Wettbewerb. Die Aktie reagierte mit Abschlägen, ist die Vormachtstellung von Nvidia etwa bedroht, wie zu lesen ist?
Dieser Schluss ist aus meiner Sicht jedoch voreilig. Denn es ist völlig offen, ob die Chips im industriellen Maßstab die Leistungsfähigkeit der aktuellen Nvidia-Plattformen erreichen können. Noch gibt es überhaupt keine Informationen dazu. Gleichzeitig sollte nicht vergessen werden, dass der KI-Hardwaremarkt inzwischen so groß geworden ist, dass zusätzliche Chipanbieter die Nachfrage nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Nvidia kann ruhig „etwas abgeben“.
Und zuletzt kommt noch hinzu, dass der Bedarf an Rechenleistung mit jeder neuen KI-Generation ansteigt und interne Lösungen die Beschaffungsstrategien der großen Tech-Konzerne nicht vollständig ersetzen werden. Dafür ist der technologische Vorsprung (noch) zu groß. Selbst Unternehmen, die eigene Chips entwickeln, werden weiter Nvidia-Hardware bestellen müssen, weil sie auf kurze Sicht nicht in die Kapazitätssphären vordringen können, die für globale KI-Modelle notwendig sind. Erst wenn interne Chipprojekte richtig weiterverfolgt werden und die Einsatzfähigkeit größer wird, kann man vorsichtig darüber nachdenken, ob sich eventuell der Markt verschiebt. Das ist aber noch sehr weit weg.
Nvidia Ergebnisse einmal mehr „off scale“
Und so wird es auch erst einmal weiterhin heißen: Nvidia-Umsätze pulverisieren Schätzungen, Gewinne explodieren. So wie in der vergangenen Woche, als das Unternehmen die jüngsten Geschäftszahlen vorlegte. Der Konzern meldete für das abgelaufene Quartal einen Umsatz von 57,2 Milliarden US-Dollar, ein Wachstum von 62% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Gewinn je Aktie stieg auf 1,41 US-Dollar und lag damit teils deutlich über den Erwartungen der Analysten. Die Zahlen zeigen ein Unternehmen, das operativ aus allen Rohren feuert. Keine Konkurrenz, keine KI-Blase, keine Wachstumseinbußen durch Exportkontrollen.
Besonders deutlich wird die Stärke des Nvidia-Geschäftsmodells und der Marktnachfrage in der Rechenzentrums-Sparte: Mit über 46 Milliarden Dollar Umsatz bleibt sie der unangefochtene Wachstumsmotor und legte im Jahresvergleich erneut um etwa 70 Prozent zu. Die Nachfrage der Hyperscaler blieb hoch, und obwohl interne Chipentwicklungen im Markt Gesprächsthema sind, schlägt sich das in den Zahlen nicht nieder. Im Gegenteil: Nvidia meldet für seine Blackwell-Serie eine nahezu vollständige Auslastung der Produktionskapazitäten für dieses und Teile des kommenden Jahres. Bestellungen für 2026 und 2027 gehen bereits ein, was zeigt, wie hoch die Planungssicherheit auf Kundenseite ist.
Wenn man ein Haar in der Suppe finden möchte, dann vielleicht doch die Exportbeschränkungen gegenüber China. Diese bremsen das Unternehmen ein wenig aus. Zur Einordnung: Nvidia kann bestimmte leistungsstarke GPU-Varianten in China derzeit nicht verkaufen, und interne wie externe Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 4 bis 6 Mrd. Dollar Umsatz pro Quartal durch die Beschränkungen verloren gehen.
Noch vor wenigen Jahren war China für mehr als ein Viertel des Umsatzes verantwortlich, inzwischen spielt der Markt operativ nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Nachfrage aus den USA, Europa, Japan und dem Mittleren Osten kompensiert das China-Defizit vollständig und Analysten betonen, dass die globalen Infrastrukturprojekte der großen Cloudanbieter inzwischen derart groß dimensioniert sind, dass der Ausfall eines Landes – selbst China – durch die internationale Nachfrage ausgeglichen wird.
Nvidias Q4-Guidance: Wachstumsraten, die andere Unternehmen nicht auf Jahressicht schaffen
Für das kommende Quartal stellt Nvidia einen Umsatz von rund 65 Mrd. Dollar in Aussicht. Die Prognose basiert auf klar identifizierbaren Treibern: ein hoher Blackwell-Backlog, die wachsende Bedeutung von Unternehmens-KI sowie der globale Ausbau von Rechenzentren mit hohen zweistelligen Wachstumsraten. Analysten sprechen inzwischen von einer „zweiten Phase“ des KI-Zyklus.
Während die erste Phase primär durch Training riesiger Modelle geprägt war, beginnt nun eine breit aufgestellte Nachfragewelle, die von Inferenz-Anwendungen, produktiver Unternehmens-KI und Edge-KI getragen wird. Das bedeutet für Nvidia eine diversifiziertere Kundenlandschaft und eine höhere Planbarkeit, weil die Nachfrage nicht mehr ausschließlich von wenigen Hyperscalern getrieben wird. Auch hier vielleicht eine leichte Kritik: Die aktuelle Kundenstruktur zeigt eine erhöhte Abhängigkeit der Top 4.
Zurück zu den Chancen: Die politische Situation rund um China könnte in den kommenden Monaten an Dynamik gewinnen. In Washington wird Medienberichten zufolge derzeit geprüft, ob bestimmte KI-Chips – unter anderem die leistungsstarke H200-Serie – wieder eingeschränkt nach China exportiert werden dürfen.
Sollte diese Tür geöffnet werden, würde ein Markt mit großem Nachholbedarf entstehen. Die Exportlücke der vergangenen Quartale hat in China natürlich einen akuten Mangel an Hochleistungs-Hardware geschaffen, den Nvidia sofort bedienen könnte. Noch ist keine Entscheidung gefallen, aber jede Lockerung wäre eine direkte Umsatzwirkung auf die ohnehin schon grandiosen Wachstumsraten.
Aktie ideale Depot-Ergänzung für Investoren mit Weitsicht
Nvidia bleibt also unter dem Strich trotz geopolitischer Risiken, neuer Wettbewerber und interner Chipinitiativen anderer Tech-Konzerne der unangefochtene Champion für die globale KI-Infrastruktur. Die Geschäftszahlen liefern keine Hinweise auf ein Nachlassen der Nachfrage, und der Markt für Rechenleistung wächst schneller, als neue Anbieter zusätzliche Kapazitäten schaffen können.
Selbst wenn Alphabet oder Meta Fortschritte mit eigenen Chips erzielen, führt angesichts der Größenordnungen derzeit kein Weg an Nvidia vorbei. Der Konzern bleibt technologisch führend, operativ stark und strategisch im Zentrum des größten Technologiezyklus seit der Erfindung der Dampfmaschine. Die Aktie gehört aus meiner Sicht als langfristiges Basisinvestment in jedes auf Technologie-Titel ausgerichtete Depot.
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