Jahresbilanz 2026: Diese altmodische Strategie brachte die besseren Renditen

Traditionelle 60/40-Portfolios und breit gestreute Strategien erzielten 2025 überraschend starke Ergebnisse, während Anleger weiter auf konzentrierte Tech-Wetten setzten.

Auf einen Blick:
  • Klassische 60/40-Portfolios mit bestem Jahr seit 2019
  • Starke Kapitalabflüsse aus Multi-Asset-Fonds trotz Erfolg
  • Renaissance von Value-Aktien und internationalen Märkten
  • Warnung vor Risiken einseitiger Tech-Konzentration

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Börsenjahr 2025 hält eine bemerkenswerte Ironie bereit. Während Anleger weltweit ihre Portfolios auf künstliche Intelligenz, Kryptowährungen und Big-Tech-Titel konzentrierten, lieferte ausgerechnet eine als verstaubt geltende Strategie beeindruckende Ergebnisse. Die Rede ist von klassischer Diversifikation.

Einfache Portfolios aus Aktien und Anleihen erzielten zweistellige Renditen. Multi-Asset-Strategien übertrafen den S&P 500. Internationale Aktienfonds verbuchten ihre stärksten Zuflüsse seit Jahren. Doch kaum jemand nahm davon Notiz. Die Masse der Anleger bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung.

Das beste Jahr seit 2019 – und niemand bemerkte es

Ein klassisches 60/40-Portfolio legte 2025 das beste Jahr seit 2019 hin. Diese Aufteilung bedeutet 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen. Das klingt langweilig. Genau deshalb ignorierten es die meisten Investoren.

Diversifizierte Strategien, die Rohstoffe, Anleihen und globale Aktien kombinieren, schlugen sogar den amerikanischen Leitindex. Ein breit gestreuter Fonds mit 29 verschiedenen ETFs aus globalen Märkten verzeichnete sein erfolgreichstes Jahr seit der Auflage. Der Grund lag vor allem in starken Gewinnen außerhalb der USA.

Der jüngste Inflationsbericht unterstrich diese Entwicklung eindrucksvoll. Als die amerikanischen Verbraucherpreise schwächer als erwartet ausfielen, stiegen Aktien und Anleihen gleichzeitig. Solche Phasen belohnen ausgewogene Portfolios besonders stark. Die Diversifikation funktionierte wieder wie im Lehrbuch.

Die paradoxe Kapitalflucht aus ausgewogenen Fonds

Trotz dieser Performance wandten sich Anleger massenhaft von balancierten Strategien ab. Multi-Asset-Fonds verzeichneten 13 Quartale in Folge Mittelabflüsse. Erst im Herbst 2025 kehrte eine zaghafte Trendwende ein.

Das Kapital floss stattdessen in konzentrierte Tech-Positionen, Themeninvestments von Kernkraft bis Quantencomputing und defensive Absicherungen wie Gold. Die klassische Mischung aus Aktien und Anleihen blieb unbeliebt. Dabei boten gerade diese Strategien das, wonach viele Anleger angeblich suchen: stabile Renditen bei kontrollierbarem Risiko.

Die Ursachen für diese Flucht reichen mehrere Jahre zurück. Von 2020 bis 2022 enttäuschten diversifizierte Portfolios. Aktien und Anleihen fielen zeitweise gemeinsam. Das war ungewöhnlich. Normalerweise stabilisieren Anleihen das Depot, wenn Aktien schwächeln.

Der Anleihen-Schock von 2022 wirkt nach

Besonders der Anleihencrash 2022 hinterließ tiefe Spuren. Aggressive Zinserhöhungen der Notenbanken ließen Anleihenkurse einbrechen. Viele Privatanleger verloren das Vertrauen in festverzinsliche Papiere. Die traditionelle Schutzfunktion von Bonds schien nicht mehr zu funktionieren.

Diese Erfahrung prägt das Verhalten bis heute. Anleger springen von einem Trend zum nächsten. Von Kryptowährungen zu KI-Aktien, von Themenfonds zu Edelmetallen. Die geduldige, langfristige Allokation über verschiedene Anlageklassen erscheint vielen zu passiv.

Im April 2025 zeigte sich erneut, wie nervös die Märkte geworden sind. Als neue Zollankündigungen die Runde machten, fiel der S&P 500 binnen einer Woche um neun Prozent. Ein 60/40-Portfolio verlor über fünf Prozent. US-Staatsanleihen stiegen, Gold fiel, Bitcoin stürzte ab und erholte sich rasch wieder. Das Auf und Ab verstärkte die Unsicherheit zusätzlich.

Die stille Renaissance von Value und internationalen Aktien

Unter der Oberfläche vollzog sich dennoch eine bemerkenswerte Verschiebung. Value-orientierte Aktien-ETFs sammelten 56 Milliarden Dollar ein. Das war die zweithöchste Summe seit dem Jahr 2000. Diese Fonds meiden die überbewerteten Tech-Giganten und setzen auf günstig bewertete Unternehmen.

Ein globaler Value-ETF legte rund 50 Prozent zu. Das beste Jahr seit der Auflegung. Internationale Aktien profitierten von fiskalischen Reformen und einem schwächeren Dollar. Nebenwerte übertrafen im vierten Quartal die großen Indizes.

Diese Entwicklung könnte sich 2026 fortsetzen. Das Gewinnwachstum amerikanischer Unternehmen dürfte sich verbreitern. Kleine und mittelgroße Firmen könnten aufholen. Internationale Märkte bleiben attraktiv bewertet.

Auch Anleihen gewinnen wieder an Bedeutung. Kommunalanleihen bieten nach Steuern höhere Renditen als Staatsanleihen. Die Nachfrage institutioneller Investoren bleibt robust. Schwellenländeranleihen und britische Gilts rücken ins Blickfeld.

Konzentration als unterschätztes Risiko

Dennoch warnen Beobachter vor übertriebener Konzentration. Die Bank of America stellte fest, dass 2025 das zweitstärkste Jahr für Käufe bei Kursrückgängen seit fast einem Jahrhundert war. Jeder kleine Rücksetzer wurde zum Einstieg genutzt.

Diese Mentalität birgt Gefahren. Märkte haben sich von fundamentalen Bewertungen abgekoppelt. Momentum dominiert. Gewinnwachstum und Kennzahlen scheinen zeitweise irrelevant. Das funktioniert gut in einem Bullenmarkt. Bei einer Trendwende aber verstärkt es die Verluste.

Viele Anleger suchen mittlerweile alternative Wege zur Diversifikation. Private Kredite, Infrastruktur, Hedgefonds und digitale Assets ziehen Kapital an. Der Wunsch nach Streuung ist vorhanden. Die Form verändert sich.

Das 60/40-Portfolio entwickelt sich weiter

Die klassische Aufteilung stirbt nicht aus. Sie wandelt sich. Was 25 Jahre lang funktionierte, muss für die nächsten 25 Jahre angepasst werden. Das Grundprinzip der Diversifikation bleibt gültig. Die Werkzeuge erweitern sich.

Anleger haben heute mehr Optionen als je zuvor. Neben Aktien und Anleihen stehen alternative Anlageklassen zur Verfügung. Die Herausforderung liegt darin, diese sinnvoll zu kombinieren. Nicht jede Ergänzung verbessert das Portfolio. Manche erhöhen nur die Komplexität.

Für Privatanleger bedeutet das: Diversifikation lohnt sich weiterhin. Die Zusammensetzung darf modern sein. Die Prinzipien bleiben zeitlos. Wer 2025 breit gestreut investierte, wurde belohnt. Die meisten verpassten diese Lektion, weil sie den Verlockungen konzentrierter Wetten erlagen.

Was 2026 bringen könnte

Die kommenden Monate könnten die Trendwende markieren. Wenn sich das Gewinnwachstum tatsächlich verbreitert, profitieren diversifizierte Portfolios besonders. Kleine Unternehmen und internationale Märkte bieten Aufholpotenzial. Value-Aktien bleiben günstig bewertet.

Gleichzeitig steigen die Risiken konzentrierter Tech-Wetten. Die Bewertungen haben Niveaus erreicht, die historisch selten waren. Eine Enttäuschung bei den großen KI-Favoriten würde überproportionale Verluste bedeuten.

Anleihen könnten ihre Schutzfunktion zurückgewinnen. Nach Jahren steigender Zinsen stabilisiert sich das Umfeld. Die Renditen bieten wieder attraktive Einstiegschancen. Für defensive Portfoliobestandteile spricht vieles.

Der Schlüssel liegt in der Balance. Nicht die völlige Vermeidung von Tech-Aktien. Aber auch nicht die einseitige Konzentration. Eine breite Streuung über Regionen, Branchen und Anlageklassen mindert Risiken. Das Jahr 2025 hat das eindrucksvoll bewiesen.

Die Lektion eines übersehenen Erfolgs

Das Börsenjahr 2025 wird in die Geschichtsbücher eingehen als weiteres KI-Jahr. Die Schlagzeilen gehörten Nvidia, künstlicher Intelligenz und spektakulären Tech-Bewertungen. Die besseren Renditen lieferten oft die unbeachteten Strategien.

Diversifikation mag langweilig klingen. Sie funktioniert aber. Gerade in turbulenten Zeiten bietet sie Stabilität. Die Anleger, die das erkannten, fuhren gut. Die Mehrheit jagte weiter den nächsten heißen Trend.

Für 2026 gilt: Wer aus 2025 lernt, setzt auf Ausgewogenheit. Die Chancen stehen gut, dass sich diese Strategie erneut bewährt. Während andere von einem Hype zum nächsten springen, profitieren geduldige Investoren von breiter Streuung.

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