Liebe Leserinnen und Leser,
die Konsolidierungswelle in der Cybersecurity-Branche reißt nicht ab. Allein im Juli dieses Jahres wurden 44 namhafte Übernahme-Deals angekündigt, mit Palo Altos Übernahme von CyberArk kommt sogar ein weiterer Milliardendeal hinzu. Käufer Palo Alto legt für CyberArk rund 25 Mrd. Dollar auf den Tisch – ein tiefer Schluck aus der Pulle.
Der israelische Übernahme-Kandidat, der sich auf Identity Security und Privileged Access Management (PAM) spezialisiert hat, bringt für Palo Alto rund 1 Milliarde US-Dollar frischen Umsatz mit und wartet zeitgleich mit einem jährlichen Wachstum von über 30% auf. Vermutlich auch deswegen ist der Zukauf kein Schnäppchen, immerhin entspricht er einem Umsatzmultiplikator von etwa 19, was deutlich über Palo Altos eigener Bewertung liegt (ca. 14-faches KUV).
Klappt alles wie geplant, soll der Deal bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein. Besondere Genehmigungsbedingungen liegen nicht vor.
Übernahme rundet Palo-Altos Angebotspalette ab
Die Transaktion wird in Form von Bargeld und Aktien abgewickelt – konkret erhalten CyberArk-Aktionäre 45 US-Dollar in bar und 2,2 Aktien von Palo Alto je CyberArk-Aktie, was einer Übernahmeprämie von rund 26% entspricht. Für Palo Alto ist dies nicht nur der größte Zukauf in der Firmengeschichte, sondern auch ein gezielter Schritt zur Abrundung seiner Plattformstrategie.
Palo Alto Firmenlenker Nikesh Arora hob die Wichtigkeit des Deals im Zeitalter autonomer KI-Agenten hervor und ließ die Investoren wissen, dass Identitätssicherheit zur neuen Grundvoraussetzung für das Unternehmen werde.
Palo Alto plant also, seine Sicherheitsplattform um ein starkes Identitätsmanagement zu erweitern und sich damit gegenüber den Konkurrenten Microsoft, Cisco und CrowdStrike zu differenzieren.
Die Integration von CyberArk in die Palo-Alto-Plattformen Strata und Cortex soll eine durchgängige Sicherheitslösung schaffen, die sowohl den Zugriff von Menschen als auch von Maschinen und KI-Systemen umfassend schützt.
Diese Strategie gehen auch die Palo Alto-Konkurrenten, wie andere Deals in der Branche zeigten. Zu nennen wären hier der Milliarden-Zukauf von Alphabet (Wiz, 32 Mrd. USD), die Sentinel one-Übernahme von Prompt security oder die Secure works-Übernahme durch Sophos für knapp 900 Mio. USD.
Zugriffskontrollmarkt mit hohem Wachstum und neuen Herausforderungen
Der Markt für Identity Security und Privileged Access Management ist durch den Siegeszug von KI-Technologien massiv in Bewegung geraten. Die zunehmende Automatisierung von Prozessen und die Entstehung von KI-Agenten mit besonderen Zugriffsrechten verschärfen die Anforderungen bei der Kontrolle.
Wird der falsche Agent reingelassen, ist der Schaden schnell immens – in einigen Fällen muss sogar die ganze Firma dicht gemacht werden. Die Ausgaben für die Zugriffskontrolle steigen daher enorm an. Laut Palo Alto soll der Cybersecurity-Markt in dem Segment schon bis 2028 auf über 250 Milliarden US-Dollar anwachsen, was einer Verzwölffachung in 10 Jahren entspricht.
CyberArk ist in diesem Umfeld einer der führenden Anbieter und selbst durch Übernahmen in dem Sub-Sektor groß geworden. So haben sich die Israelis in den vergangenen Jahren durch die Übernahmen von Venafi (Maschinenidentitäten) und Zilla (Cloud-Berechtigungsmanagement) strategisch sehr gut aufgestellt.
Palo Alto will aber mit dem Deal nicht nur von dem Wachstum in dem Bereich profitieren. Die Übernahme macht auch deshalb Sinn, weil beide Unternehmen komplementäre Stärken mitbringen: Während Palo Alto mit seiner Next-Gen Security Plattform hohe Skaleneffekte erzielt, punktet CyberArk mit tiefer technologischer Expertise in der Zugriffskontrolle und bringt wichtiges Knowhow mit ein. Der Erwerb von qualifiziertem Personal zur Geschäftserweiterung-/verbesserung wird immer häufiger als Übernahme-Grund genannt.
An der Börse überwiegt kurzfristiger Pessimismus
Es wurde erwartet, dass Palo Alto sich aktiv an der Konsolidierung im Cybersecurity-Sektor beteiligen würde. Und obwohl der Deal eine gut nachvollziehbare industrielle Logik besitzt, reagierten viele Investoren zunächst negativ.
Die Aktie von Palo Alto verlor kurz nach Bekanntgabe des Zukaufs etwa 8%. Auch die Aktie von Übernahme-Kandidat CyberArk gab nach dem üblichen Kurssprung wieder etwas nach, was sich dadurch erklärt, dass eine Deal-Komponente Palo Alto-Aktien sind. Geraten die unter Druck, schmilzt auch der Übernahme-Preis für die CyberArk-Investoren.
Die Skepsis nach der Übernahme-Ankündigung ist jedoch nicht ungewöhnlich. Fließt Liquidität aus einem Unternehmen ab, geht es oft zunächst nach unten. Wie üblich äußerten auch einige Analysten Bedenken hinsichtlich des hohen Kaufpreises.
Und ebenfalls nicht neu sind Sorgen vor möglichen Integrationsrisiken, in diesem Fall allerdings nicht ganz unbegründet, da CyberArk kein kleiner Fisch ist. Das macht eine Eingliederung nicht ganz einfach.
Die Statistik zeigt, dass nicht jeder Milliarden-Deal wertsteigernd ist bzw. es vereinzelt viele Jahre dauern kann, bis sich ein Deal auszahlt. Einige Investoren wollen dann gar nicht wissen ob und wann sich der Deal auszahlt und verkaufen kurzerhand.
Zuletzt war vermutlich auch noch belastend, dass ein Teil der Übernahme in Palo Alto-Aktien bezahlt wird, weil das zu einer Verwässerung ähnlich wie bei einer Kapitalerhöhung führt.
Deal als Vorbote für schwache Quartalszahlen?
Zweifel kamen zuletzt dann auch hinsichtlich des Zeitpunkts der Übernahme auf. In den vergangenen Wochen zeigte sich das Tech-Umfeld volatiler als üblich und kurz vor den eigenen Quartalszahlen (am 18. August) könnte der Deal als Ablenkung oder als defensiver Schritt interpretiert werden.
Es ist durchaus möglich, dass Palo Alto das organische Wachstum aus eigener Kraft nicht mehr ausreichend beschleunigen kann und daher auf eine Groß-Übernahme ausgewichen ist. Denn flacht die Wachstumskurve ab, reagieren einige Investoren gnadenlos – besonders dann, wenn der Risikoappetit abnimmt.
Dann könnte die Übernahme-Wahl mit der 8%-Korrektur das kleinere Übel gewesen sein.
Langfristig überzeugend – kurzfristiger Rücksetzer ist Kaufgelegenheit
Sie kennen meine Einschätzung zu High Growth-Werten: Jeder Cent der zur Verfügung steht, sollte in die jeweilige Plattform investiert werden, um die Kundenbindung zu verbessern und das Angebot attraktiver zu machen.
Palo Alto macht genau das, in diesem Fall durch eine Milliarden-Übernahme. Das Unternehmen festigt seine Rolle als Plattformanbieter, der immer größere Teile der Sicherheitsarchitektur aus einer Hand liefert und will sich dadurch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.
Wer den Deal und den Dealpreis nur an kurzfristigen Bewertungsmultiplikatoren misst, verkennt den strategischen Sinn der Transaktion. Palo Alto kauft sich nicht Wachstum „um jeden Preis“, sondern erweitert sein Geschäftsmodell um einen Schlüsselbereich, der aufgrund wachsender KI-Gefahren und einer veränderten KI-Architektur immer wichtiger wird.
Das ist nicht einer dieser defensiven Deals zum Schutz der Plattform wie Facebook sie jahrelang machte, sondern ein offensiver Deal, um in einem attraktiven Markt noch besser aufgestellt zu sein.
Mit CyberArk sichert sich Palo Alto einen erstklassigen Partner, um sich in diesem Zukunftsmarkt das größte Stück vom Kuchen abschneiden zu können. Der Rücksetzer der Aktie bietet daher aus meiner Sicht eine willkommene Einstiegsgelegenheit. Und wer auf einige Prozentpunkte Gewinnchance verzichten will, der kann auch nach den Zahlen einsteigen. Die Übernahme ist Mitte August genauso attraktiv wie heute.
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