Liebe Leserinnen und Leser,
Heidelberger Druck ist mit einem Knall zurück in den Fokus der breiten Anlegerschaft gerückt. Als der Verwaltungsrat von am Morgen des 29. Juli eine Absichtserklärung mit dem Hamburger Wehrtechnik‑Spezialisten Vincorion veröffentlichte, wechselte das Unternehmen schlagartig die Branchenzuordnung: Vom Drucktechnik‑Pure‑Play zum künftigen Systemlieferanten für sicherheitskritische Energieregler.
Die Börse honorierte den Schritt sofort. Die Heidelberger Druck‑Aktie sprang zunächst um über 36 Prozent in die Höhe und durchbrach damit die 2-Euro-Marke. Damit wurde der höchste Stand seit rund drei Jahren erreicht. Lassen Sie uns nun gemeinsam alle relevanten Hintergründe sowie die aktuelle Ausgangslage begutachten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der heutigen Ausgabe und bedanke mich herzlich bei Ihnen für Ihre Lesertreue!
Das steckt dahinter!
Fangen wir einmal von vorne an. Mit dem Deal liefert Heidelberg in erster Linie hochintegrierte Leistungs‑ und Verteilerschränke, die in Notstromgeneratoren für den Eurofighter und andere Plattformen eingesetzt werden. Vorstandschef Jürgen Otto spricht von einem „ersten konkreten Projekt aus der Rüstungsindustrie“ und beziffert das Umsatzpotenzial des neuen Industriesegments, in dem die Aktivitäten gebündelt werden, auf mindestens 100 Millionen Euro binnen drei Jahren.
Für den traditionsreichen Maschinenbauer ist das mehr als nur ein Nebengeschäft – es ist der Eintritt in einen Markt, der durch den geplanten Verteidigungsetat von 3,5 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (+1,5% in sicherheitsrelevante Segmente) bis 2 029 strukturell wächst. Zum Vergleich: Aktuell hat das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von rund 670 Millionen Euro. Der potenzielle Umsatzschub ist also beachtlich im Verhältnis.
Rüstung als Wachstumsturbo – Marktpotenzial in Milliardenhöhe!
Hinter der Kooperation steht jedoch ein Makrotrend. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine haben europäische Staaten zusätzliche Hunderte Milliarden Euro für Verteidigung eingeplant . In diesem Aufrüstungszyklus brauchen Wehrtechnik‑OEMs Hochpräzisions‑Lieferanten.
Heidelberg bringt jahrzehntelange Erfahrung in Gießerei, Mechatronik, Leistungselektronik und Software unter einem Dach mit. Das sind Fähigkeiten, die sich eins zu eins in den Bau militärischer Energiesysteme übertragen lassen.
Und Vincorion?
Zur Einordnung: Vincorion selbst produziert bereits Generatoren für den Eurofighter. Gemeinsam will man nun komplette Steuer‑ und Verteilereinheiten entwickeln. Nach Angaben des Managements könnte der Auftragseingang nach formaler Genehmigung der Haushaltsausschüsse rasch anlaufen. Für Anleger ist das derweil durchaus interessant, weil jeder Prozentpunkt Marge, den Heidelberg mit seinen Elektronik‑Baugruppen erwirtschaftet, eine deutlich höhere Kapitalrendite liefert als das weitgehend ausgelastete Druckmaschinengeschäft.
Traditionsgeschäft Drucktechnik bleibt Cash‑Generator!
Dabei hat das Unternehmen weiterhin eine gute Ausgangslage, um die Expansion in ein neues Segment zu finanzieren. Trotz des neuen Fokus ist der Bogenoffset‑Druck nach wie vor das ökonomische Rückgrat. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Heidelberg einen Umsatz von 2,39 Milliarden Euro und ein Ergebnis nach Steuern von 39 Millionen Euro. Besonders das Verpackungssegment sticht in diesem Kontext hervor: Auf der Branchenmesse Drupa orderten Kunden Aufträge im mittleren dreistelligen Millionenbereich, sodass der Auftragsbestand vor Beginn des Geschäftsjahres 2025/26 bei 953 Millionen Euro lag.
Die hohe Grundauslastung verschafft dementsprechend Luft für die Transformation. Während Wettbewerber in den USA kaum existieren, kann Heidelberg auch etwaige Zollkosten an Kunden weiterreichen . Zugleich soll die bereinigte EBITDA‑Marge im laufenden Jahr auf bis zu acht Prozent steigen – für einen Anlagenbauer dieser Größe ein respektabler Wert.
E‑Mobilität und Power‑Electronics stärken Technologiekompetenz!
Die von Heidelberg abgespaltene Amperfied‑Tochter hat gezeigt, dass sich Leistungselektronik profitabel skalieren lässt. Schon in früheren Jahren hat das Segment mehr als 20 Millionen Euro Umsatz erzielt und schwarze Zahlen geschrieben.
Genau diese Expertise in Gleichstromtechnik ist jetzt entscheidend für den Rüstungsauftrag: Die Steuerungsschränke, die künftig in Generatoren und möglicherweise auch in modernen Rad‑ oder Kettenfahrzeugen arbeiten, basieren auf denselben Halbleitermodulen wie Hochleistungs‑Ladegeräte. Der Konzern kann also Entwicklungs‑ und Beschaffungskosten verteilt über zwei Wachstumsbranchen amortisieren – eine klassische Effizienz zum skalieren, die das Gewinnprofil der Heidelberger Druck‑Aktie attraktiver macht.
Übernahme von Polar Mohr und Analystenlob stützen Neubewertung!
Rund eine Woche vor dem Vincorion‑Deal meldete Heidelberg den Erwerb sämtlicher Technologie‑, Patent‑ und Markenrechte des langjährigen Partners Polar Mohr. Damit sichert sich der Konzern exklusiven Zugang zu hochautomatisierten Schneide‑ und Etikettiersystemen für die Weiterverarbeitung und positioniert sich als Systemintegrator im wachsenden Verpackungs‑ und Labelmarkt.
Der Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank sieht sowohl in der Breite des Portfolios als auch in den neuen Verteidigungs‑Impulsen Potenzial für deutlich höhere Margen. Die Konsequenz: Der Analyst bestätigte sein Kauf‑Rating mit einem Kursziel von 2 Euro. Er verwies ebenso auf einen erwarteten Umsatzanstieg sowie eine verbesserte Profitabilität im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025/26.
Mit dem neuen Verteidigungsstandbein gewinnt dieses Szenario an Glaubwürdigkeit: Jede zusätzliche Umsatztranche von beispielsweise 100 Millionen Euro aus Militärprojekten könnte den operativen Mittelzufluss spürbar steigern, da die Elektronik‑Fertigung höhere Margen erzielt als der klassische Druckmaschinenbau. Gleichwohl bleiben Risiken: Die Auftragsfinanzierung hängt von politischen Entscheidungen ab, und die Integration neuer Geschäftsfelder bindet Management‑Ressourcen.
Das Fazit des Tages!
Der Schulterschluss mit Vincorion macht aus der Heidelberger Druck‑Aktie binnen eines Handelstages einen ernst zu nehmenden Rüstungstitel, ohne das bewährte Cash‑Gerüst aus Druckmaschinen und Verpackungen zu gefährden. Zusammen mit der Polar‑Mohr‑Akquisition und positiven Analystenresonanzen entsteht eine Transformation, die das Papier strukturell aufwertet.
Entscheidend bleibt nun die zügige Umsetzung der Projekte in belastbare Aufträge – gelingt das, dürfte die Neubewertung weitergehen. Selbst wenn das Kernsegment auf dem aktuellen Niveau stagniert, könnten schon moderate Verteidigungsaufträge die Umsatzbasis um hohe zweistellige Millionenbeträge erweitern.
Auf der Risikoseite stehen eine mögliche Verzögerung öffentlicher Aufträge sowie eine Konjunkturabkühlung, die das Investitionsklima im Drucksektor belasten könnte. Dennoch ist die Heidelberger Druck‑Aktie mit ihrer Kombination aus stabilem Cash‑Flow, wachstumsstarken Elektroniksparten und nun einem Einstieg in einen strukturell wachsenden Rüstungsmarkt so gut diversifiziert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wer den Titel bisher als reinen Druckmaschinenhersteller abgestempelt hat, sollte sein Bild spätestens jetzt revidieren.
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