Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
während die Börsen neue Höchststände erreichen und Anleger von glänzenden Renditen schwärmen, verbirgt sich hinter der scheinbaren Stärke eine beunruhigende Wahrheit: Der gesamte Aktienmarkt hängt mittlerweile von einer verschwindend kleinen Anzahl von Unternehmen ab. Diese gefährliche Konzentration könnte die Weichen für eine der größten Umschichtungen in der Börsengeschichte stellen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die zehn größten Positionen im S&P 500 machen heute 39,4% des gesamten Index aus – der höchste Wert seit den 1920er Jahren. Neun Unternehmen haben bereits eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Dollar erreicht. Gleichzeitig haben vier von fünf S&P 500-Unternehmen eine geringere Marktkapitalisierung als das, was Broadcom allein in der vergangenen Woche hinzugewonnen hat.
Der Triumph der Tech-Giganten verstärkt gefährliche Marktkonzentration
Diese extreme Konzentration ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bemerkenswerten Entwicklung der vergangenen Dekade. Seit 2014 hat der NYSE FANG Index, der die größten Technologieunternehmen abbildet, eine jährliche Rendite von 28,8% erzielt – mehr als zehn Prozentpunkte über dem Nasdaq-100. Eine Investition von 10.000 Dollar wäre auf über 125.600 Dollar angewachsen.
Der Wendepunkt kam 2015, als Exxon Mobil aus den Top 10 des S&P 500 fiel und die Technologieunternehmen ihre Dominanz etablierten. Seitdem ist es eine Einbahnstraße: Der gewichtete S&P 500 übertrifft konstant seinen gleichgewichteten Bruder, da die Mega-Caps den Index nach oben ziehen.
Die Gründe für diese Dominanz sind offensichtlich. Amerikas größte Konzerne verfügen über leicht skalierbare Geschäftsmodelle, sei es Cloud-Computing, Chipvertrieb oder soziale Medien. Ihre Bilanzen sind so stark, dass sie sogar von den Zinserhöhungen nach der Pandemie profitierten, als ihre Bargeldreserven plötzlich mehr Zinserträge generierten. Ihre Forschungs- und Entwicklungsbudgets sowie Investitionskapazitäten übertreffen die meisten Konkurrenten bei weitem.
Doch diese scheinbare Stärke hat einen entscheidenden Schwachpunkt geschaffen. Der Herfindahl-Hirschman-Index, der von Kartellbehörden zur Messung der Marktkonzentration verwendet wird, zeigt alarmierende Werte. Aktuell entspricht die Diversifikation des S&P 500 der von weniger als 50 Einzelaktien – der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Künstliche Intelligenz macht 70% des Marktes abhängig
Die wahre Brisanz der aktuellen Situation wird erst deutlich, wenn man die Rolle der Künstlichen Intelligenz betrachtet. Laut einer Analyse von Horizon Kinetics sind mittlerweile rund 70% des S&P 500 direkte Nutznießer der KI-Revolution: 40% entfallen auf den Technologiesektor, 15% auf Finanzdienstleistungen und 11% auf das Gesundheitswesen.
Im Gesundheitswesen beispielsweise sollen die KI-gestützten Ausgaben für Medikamentenforschung um 27% jährlich wachsen. Die Entwicklungszeit für Blockbuster-Medikamente könnte von zehn Jahren auf etwas mehr als ein Jahr verkürzt werden. Große Finanzkonzerne wie JPMorgan, die 51 Milliarden Dollar Personalkosten für 320.000 Mitarbeiter zahlen, könnten durch selbst kleine Effizienzgewinne erheblich profitieren.
Meta Platforms allein plant, bis 2028 mindestens 600 Milliarden Dollar in US-Rechenzentren zu investieren. Diese aggressiven Ausgaben sind für die Tech-Giganten überlebenswichtig, da die Disruption durch KI so groß ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Unternehmen stehen unter enormem Druck, ihre Marktposition zu verteidigen, was zu einem regelrechten Wettrüsten bei den Investitionen führt.
Diese Dynamik verstärkt die Abhängigkeit des gesamten Marktes von wenigen Playern. Während früher verschiedene Sektoren unterschiedliche Konjunkturzyklen durchliefen, bewegen sich heute immer mehr Branchen im Gleichschritt mit der KI-Entwicklung.
Die Ein-Prozent-Anomalie wird zum Investmentthema
Hier offenbart sich das eigentliche Problem: Während 70% des Marktes von KI abhängen, machen die Unternehmen, die diese KI-Revolution erst ermöglichen, weniger als 1% des S&P 500 aus. Diese „KI-Engpass-Aktien“ umfassen:
Metall- und Bergbauunternehmen haben nur 0,2% bis 0,3% Gewichtung im Index, obwohl sie den Stahl für Rechenzentren und Energieproduktion liefern. Energieunternehmen kommen auf knapp 3%, aber ohne Öl schrumpft der erdgasfokussierte Anteil auf nur 1%. Landbesitz, Wasser für die Kühlung von Rechenzentren und Rechenzentren-REITs haben zusammen ebenfalls weniger als 1% Gewichtung.
Diese Diskrepanz wird besonders brisant, wenn man bedenkt, dass Rechenzentren bis 2028 voraussichtlich 12% des gesamten Strombedarfs ausmachen werden – gegenüber 4,4% im Jahr 2023. Kinder Morgan erwartet bis 2030 einen Anstieg der täglichen Erdgasnachfrage um 28 Milliarden Kubikfuß, hauptsächlich getrieben durch Rechenzentren.
Die Ironie ist offensichtlich: Der Markt hat jahrelang Kapital in die Nutznießer der Digitalisierung gepumpt, dabei aber die physische Infrastruktur vernachlässigt, die diese Revolution überhaupt erst möglich macht. Energieexperten bringen es auf den Punkt: Man kann nicht bullisch für den Nasdaq sein, ohne bullisch für Erdgas zu sein.
Bevorstehende Marktrotation schafft Chancen für clevere Anleger
Die extreme Konzentration auf wenige Tech-Giganten bei gleichzeitiger Vernachlässigung der unterstützenden Infrastruktur schafft eine unhaltbare Situation. Wenn auch nur ein Prozentpunkt der indexierten Aktien im Wert von 14 bis 26 Billionen Dollar in diese KI-Engpass-Bereiche fließt, entspricht das 140 bis 260 Milliarden Dollar Kaufinteresse.
Das Problem: Es gibt schlichtweg nicht genug Marktkapitalisierung in diesem Bereich, um solche Kapitalströme zu absorbieren. Die Aktien würden förmlich überrannt werden, was sich in erheblichen Kursgewinnen niederschlagen könnte.
Diese Entwicklung muss nicht sofort eintreten, aber sie ist mathematisch unvermeidlich. Die Bewertungen der Tech-Giganten sind mittlerweile so hoch – der S&P 500 handelt mit einem Forward-KGV von fast 23 –, dass eine Korrektur wahrscheinlicher wird. Gleichzeitig werden die Engpässe bei der KI-Infrastruktur immer offensichtlicher.
Hinzu kommt ein psychologischer Faktor: Immer mehr Anleger erkennen, dass die Performance ihrer Portfolios vollständig von einer Handvoll Unternehmen abhängt. Diese Erkenntnis könnte zu bewussteren Diversifikationsentscheidungen führen, die genau jenen Bereichen zugutekommen, die bisher vernachlässigt wurden.
Die Warnsignale mehren sich bereits
Erste Anzeichen für die kommende Rotation sind bereits erkennbar. Der Energiesektor, der jahrelang als Auslaufmodell galt, erlebt eine Renaissance. Erdgasunternehmen profitieren nicht nur von der steigenden Nachfrage durch Rechenzentren, sondern auch von der geopolitischen Lage und dem Übergang von Kohle zu saubereren Energieträgern.
Gleichzeitig zeigen Insider-Verkäufe bei Tech-Giganten, dass selbst die bestinformierten Investoren Gewinne mitnehmen. Während Privatanleger weiterhin Tesla-Aktien kaufen und auf das nächste große Ding setzen, beginnen institutionelle Investoren, ihre Portfolios zu diversifizieren.
Positionierung für die große Umschichtung
Für Anleger bedeutet dies eine einmalige Gelegenheit, sich vor der großen Marktrotation zu positionieren. Unternehmen wie Texas Pacific Land, das über Land, Wasser und Energiezugang verfügt, Comfort Systems USA im Bereich Rechenzentrumsinfrastruktur oder Erdgasunternehmen könnten von dieser Entwicklung überproportional profitieren.
Dabei geht es nicht darum, die Tech-Giganten komplett zu meiden oder das Portfolio in einen KI-ETF zu verwandeln. Vielmehr sollten Anleger eine gesunde Mischung aus etablierten Tech-Werten, dividendenstarken Aktien und gezielten Positionen in KI-Engpass-Bereichen anstreben.
Die vergangene Dekade gehörte eindeutig Big Tech und bescherte Anlegern außergewöhnliche Renditen. Doch die extreme Marktkonzentration hat Verwerfungen geschaffen, die korrigiert werden müssen. Wer bereit ist, gegen den Strom zu schwimmen und die weniger beachteten Enabler der KI-Revolution zu identifizieren, könnte von einer der größten Investmentchancen der letzten Jahre profitieren.
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