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Goldmarkt steht Kopf: Was die US-Zölle damit zu haben

Neue US-Zölle auf Goldbarren verursachen historische Preisdifferenzen und gefährden das globale Handelssystem.

Auf einen Blick:
  • US-Zölle treffen Schweizer Goldraffinerien mit 39 Prozent
  • Rekordpreisdifferenz zwischen New York und London
  • Asiatische Raffinerien stoppen US-Lieferungen
  • Langfristige Folgen für globalen Goldhandel befürchtet

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

ein einziger Brief der US-Zollbehörde hat ausgereicht, um den globalen Goldmarkt in Aufruhr zu versetzen. Was Experten für unmöglich hielten, ist eingetreten: Gold, das seit Jahrhunderten als ultimative Absicherung gilt, wurde plötzlich zum Spielball im Handelskrieg. Während Gold-Futures in New York auf Rekordhöhen schnellten, brach in London der Preis ein – eine Entwicklung, die das Fundament des internationalen Edelmetallhandels erschüttert.

Der Schock aus Washington

Die US-Zollbehörde CBP hat mit einem Brief vom 31. Juli klargestellt, dass Ein-Kilogramm-Goldbarren und 100-Unzen-Barren sehr wohl den von Präsident Trump verhängten Vergeltungszöllen unterliegen. Diese Nachricht traf die Branche wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Noch im April hatte die Trump-Administration Gold explizit von Zöllen ausgenommen, was damals zu einer Beruhigung der Märkte führte.

Der Grund für die neue Klassifizierung liegt in den komplizierten Zollcodes. Die betroffenen Goldbarren fallen unter den Code 7108.13.5500 und gelten damit als „halbverarbeitete“ statt „unverarbeitete“ Goldprodukte. Diese scheinbar technische Unterscheidung hat dramatische Konsequenzen: Die Schweiz, der weltgrößte Goldraffinerie-Hub, sieht sich plötzlich mit einem Zoll von 39 Prozent konfrontiert – dem höchsten Satz unter allen entwickelten Nationen.

Chaos an den Märkten

Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten. Gold-Futures in New York schossen auf ein Allzeithoch von 3.534 Dollar je Unze, während der Londoner Spotpreis bei etwa 3.396 Dollar verharrte. Diese Preisdifferenz von über 100 Dollar je Unze ist außergewöhnlich, da beide Märkte normalerweise im Gleichschritt handeln.

Edelmetallhändler brachten die Überraschung der Branche auf den Punkt. Gold werde zwischen Zentralbanken und Reserven auf der ganzen Welt hin und her bewegt, niemand habe damit gerechnet, dass es von Zöllen betroffen sein könnte.

Die Verwirrung ist so groß, dass selbst Marktexperten bezweifeln, ob die Entscheidung korrekt ist. Analysten vermuten sogar einen Fehler der Zollbehörden und gehen davon aus, dass die Entscheidung rechtlich angefochten werden könnte.

Schweizer Raffinerien unter Druck

Besonders hart trifft die neue Regelung die Schweizer Goldraffinerie-Industrie. Das Land spielt eine entscheidende Rolle im globalen Goldhandel, da dort die großen 400-Unzen-Barren aus London zu den kleineren Ein-Kilogramm-Barren umgeschmolzen werden, die an der New Yorker Comex-Börse gehandelt werden.

Die Schweizer Goldexporte in die USA waren bereits zum Streitpunkt geworden, nachdem ein Anstieg der Lieferungen zu Jahresbeginn das Handelsdefizit zwischen beiden Ländern in die Höhe getrieben hatte. US-Importeure hatten im Januar 43 Tonnen Gold eingeführt – ein Rekordwert – da Händler noch vor möglichen Zöllen schnell Metall in die USA verschifften.

Die Schweizer Regierungschefin unternahm am Donnerstag einen Notfallbesuch in Washington, um die Regierung Trump umzustimmen. Der Versuch schlug fehl – sie wurde nicht einmal zu einem Treffen mit dem Präsidenten vorgelassen.

Asiatische Raffinerien stoppen Lieferungen

Die Unsicherheit hat bereits konkrete Folgen. Manager zweier großer Goldraffinerien in Asien bestätigten, dass sie alle Lieferungen in die USA pausiert haben, bis Klarheit über die Zollsituation herrscht. Diese Vorsicht ist nachvollziehbar, denn niemand möchte mit hohen Zöllen konfrontiert werden, die die Wirtschaftlichkeit der Geschäfte zunichtemachen.

Die Situation wird noch komplizierter durch die Frage, ob auch die in London gehandelten 400-Unzen-Barren von Zöllen betroffen sind. Falls nicht, könnten diese theoretisch in die USA verschifft und dort zu Ein-Kilogramm-Barren umgegossen werden. Allerdings verfügen die USA nur über begrenzte Raffineriekapazitäten – im Durchschnitt produzieren US-Raffinerien nur 22 Tonnen pro Monat.

Langfristige Folgen für den Goldhandel

Die Zölle könnten das gesamte System des internationalen Goldhandels durcheinanderwirbeln. Bankanalysten warnen vor den langfristigen Folgen. Die Existenz von US-Zöllen auf lieferbare Goldprodukte stelle die Rolle des Futures-Handels in den USA in Frage. Bis es Klarheit gebe, seien nervöse Märkte zu erwarten.

Das Problem liegt in der Struktur des globalen Goldhandels. Wenn New York und London nicht mehr im Gleichschritt handeln, wird der Arbitragehandel erschwert, der normalerweise für Preisausgleich sorgt. Die Schweizer Raffinerien, die als Vermittler zwischen den Märkten fungieren, könnten ihre zentrale Rolle verlieren.

Besonders betroffen wäre der Exchange-for-Physical-Handel (EFP), bei dem Futures-Kontrakte gegen physisches Gold getauscht werden. Marktexperten sehen darin einen erheblichen Störfaktor für das Räderwerk des Goldmarktes und für jene Makler und Banken, die EFPs betreiben und Gold in US-Tresoren benötigen.

Goldpreis zwischen Politik und Fundamentaldaten

Für Anleger eröffnet die aktuelle Situation sowohl Chancen als auch Risiken. Die Zölle könnten zu einer dauerhaften Zwei-Klassen-Gesellschaft im Goldmarkt führen, mit höheren Preisen in den USA und niedrigeren in Europa und Asien.

Gleichzeitig unterstreicht die Episode die Rolle von Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Paradoxerweise könnte gerade die Tatsache, dass Gold zum Ziel von Handelskriegen wird, seine Attraktivität als Krisenwährung verstärken. Anleger, die sich vor politischen Risiken schützen wollen, dürften weiterhin zu dem Edelmetall greifen.

Die kurzfristigen Verwerfungen bieten auch Arbitragemöglichkeiten für versierte Händler. Wer in der Lage ist, die regulatorischen Hürden zu überwinden, könnte von den Preisunterschieden zwischen den Märkten profitieren.

Gold Chart

Ausblick: Normalisierung oder neue Realität?

Die Frage ist nun, ob die Zollentscheidung Bestand haben wird oder ob sie nach Protesten der Industrie korrigiert wird. Die Verwirrung selbst unter Experten deutet darauf hin, dass die Regelung möglicherweise nicht vollständig durchdacht war.

Sollten die Zölle bleiben, müsste sich die Goldindustrie neu organisieren. Raffinerien außerhalb der USA könnten verstärkt auf andere Märkte setzen, während US-Produzenten von der Abschottung profitieren würden. Für Anleger würde dies bedeuten, dass sie je nach Standort unterschiedliche Goldpreise zahlen müssten.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Trump-Administration an ihrer Entscheidung festhält oder ob juristische Anfechtungen und Lobby-Arbeit zu einer Korrektur führen. Eines ist jedoch sicher: Der globale Goldmarkt wird nicht mehr derselbe sein wie zuvor. Die Episode zeigt, dass selbst vermeintlich unpolitische Märkte nicht vor den Turbulenzen des neuen Protektionismus gefeit sind.

Die Moral der Geschichte: In Zeiten des Handelskriegs ist nichts mehr heilig – nicht einmal das Gold, das seit Jahrtausenden als ultimative Wertspeicher gilt. Für Anleger bedeutet dies, dass sie noch genauer auf politische Entwicklungen achten müssen, denn diese können ihre Portfolios schneller beeinflussen als jeder fundamentale Faktor.

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