Die US-Notenbank hat die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt. Zwar senkte die Federal Reserve erneut den Leitzins – um 25 Basispunkte auf 3,75 bis 4% –, doch Fed-Chef Jerome Powell machte unmissverständlich klar: Eine weitere Zinssenkung im Dezember ist keineswegs sicher. Damit steigt die Spannung an den Märkten, die bislang fest mit einer Fortsetzung des Lockerungskurses gerechnet hatten.
Uneinigkeit in der Notenbank – das Lager der Falken wächst
Powell räumte ungewöhnlich offen ein, dass es tiefe Gräben im geldpolitischen Ausschuss gibt. Während einige Mitglieder wie Gouverneur Stephen Miran für eine größere Senkung plädierten, wollten andere – etwa Kansas-City-Präsident Jeffrey Schmid – gar keine Änderung. Der Grund: Die Wirtschaft sendet widersprüchliche Signale.
Einerseits bleibt der Konsum robust, getragen von steigenden Einkommen und der KI-getriebenen Investitionswelle. Andererseits zeigt der Arbeitsmarkt deutliche Risse: Neueinstellungen liegen laut Powell „nahe Null“, weil viele Unternehmen momentan einen Einstellungsstopp verhängt haben. Die Folge: Unsicherheit über den wahren Zustand der US-Konjunktur.
„Wir befinden uns in einer Phase, in der wir vielleicht besser einen Gang zurückschalten“, sagte Powell. „Für einige im Komitee ist jetzt der Moment, erst einmal abzuwarten, wie sich die Lage tatsächlich entwickelt.“
Zwischen zwei Szenarien: Boom oder Abkühlung
Die Fed steht damit zwischen zwei wirtschaftlichen Szenarien. In dem einen treiben KI-Investitionen, Aktienrallys und starker Konsum die Wirtschaft weiter an, was eine zu schnelle Zinssenkung riskant machen würde, weil sich die Inflation dann bei rund 3% einpendeln könnte. Im anderen Szenario schlägt die geldpolitische Bremswirkung voll durch: Höhere Zinsen, Handelsbarrieren und sinkende Zuwanderung könnten die Wirtschaft abwürgen und die Arbeitslosigkeit steigen lassen.
Derzeit scheinen beide Entwicklungen parallel zu laufen. Powell sprach von einem „seltenen Auseinanderlaufen“ zwischen Wachstums- und Arbeitsmarktdaten. Das macht künftige Entscheidungen schwer kalkulierbar, insbesonders , weil der anhaltende Haushalts-Shutdown wichtige Datenveröffentlichungen verzögert.
Zaghafte Entspannung bei Inflation – aber Risiko bleibt
Zwar betonte Powell, dass die Kerninflation (ohne Zölle) inzwischen „nicht weit von unserem 2%-Ziel entfernt“ sei. Doch neue Importzölle und steigende Preise für Waren könnten den Fortschritt gefährden. Die Fed müsse daher „sorgsam abwägen“, ob eine weitere Lockerung angebracht sei.
Analysten sehen darin ein klares Signal: Die Hürde für weitere Zinssenkungen ist höher geworden. Noch vor wenigen Tagen preisten Investoren eine 90%-Chance auf eine Senkung im Dezember ein. Inzwischen liegt die Wahrscheinlichkeit nur noch bei rund 67%.
Powell unter Zeitdruck
Hinzu kommt ein politischer Faktor: Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Je näher dieser Zeitpunkt rückt, desto schwieriger wird es, die teils gegensätzlichen Stimmen im Ausschuss zu einen. Marktbeobachter warnen, dass die Fed in einem Datenvakuum agiert und damit das Risiko von Fehlentscheidungen wächst.
„Powell fährt im Nebel“, kommentierte ein Analyst. „Er weiß, dass jeder weitere Schritt mit Unsicherheit behaftet ist – und will die Flexibilität behalten.“
Für die Märkte bedeutet das: Die Fed bleibt unberechenbar. Und wer auf eine schnelle Lockerung spekuliert, sollte laut Powell lieber etwas Geduld mitbringen.
S&P 500-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue S&P 500-Analyse vom 31. Oktober liefert die Antwort:
Die neusten S&P 500-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für S&P 500-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 31. Oktober erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
