Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die jüngsten Turbulenzen an den Märkten haben wieder eine Suche nach Value ausgelöst, wobei vor allem das Thema Unterbewertung eine Rolle spielt. Und da wird man insbesondere im Pharmasektor fündig. Konkret: Bristol Myers Squibb, einer der größten Pharmakonzerne der Welt, wird aktuell zu einem Bewertungsabschlag gehandelt, der selbst hartgesottene Value-Investoren aufhorchen lässt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade einmal 7,5 ist das Unternehmen deutlich günstiger als vergleichbare Konkurrenten wie AbbVie, Merck oder Pfizer, die im Durchschnitt mit dem 12,5-fachen ihrer Gewinne bewertet werden.
Diese extreme Unterbewertung ist kein Zufall. Die Aktie hat in den vergangenen drei Jahren rund 40 Prozent ihres Wertes verloren. Anleger haben das Vertrauen in die Wachstumsstory des Konzerns verloren, nachdem wichtige Patente ausgelaufen sind und klinische Studien enttäuschende Ergebnisse lieferten. Doch genau in solchen Momenten der Verzweiflung entstehen oft die besten Kaufgelegenheiten. Bristol Myers Squibb könnte eine dieser seltenen Chancen sein, bei denen der Markt die fundamentale Stärke eines Unternehmens vollkommen ignoriert.
Der Schatten des Patentverfalls
Das Kernproblem von Bristol Myers Squibb lässt sich schnell zusammenfassen: Revlimid, einst ein Blockbuster-Medikament zur Behandlung von multiplem Myelom, verlor 2022 seinen Patentschutz. Die Folgen waren dramatisch. Im dritten Quartal 2025 brachen die Umsätze mit diesem Präparat um 59 Prozent ein. Weitere wichtige Medikamente wie der Blutverdünner Eliquis und die Krebsimmuntherapie Opdivo verlieren 2028 ihre Exklusivität. Diese drohenden Umsatzeinbußen haben die Anleger verschreckt und den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt.
Doch wer nur auf diese Hiobsbotschaften schaut, übersieht das große Bild. Bristol Myers Squibb ist keineswegs ein Unternehmen auf dem absteigenden Ast. Im Gegenteil: Der Konzern durchläuft gerade eine fundamentale Transformation, die in den kommenden Jahren deutlich sichtbar werden dürfte. Das Management hat diese Herausforderung erkannt und handelt entschlossen.
Die neue Wachstumsgeneration übernimmt
Die wichtigste Kennzahl, die Anleger im Auge behalten sollten, ist der Anteil der Wachstumsprodukte am Gesamtumsatz. Dieser liegt mittlerweile bei 57 Prozent. Im dritten Quartal generierten diese neuen Medikamente 6,9 Milliarden Dollar Umsatz, was einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese Dynamik ist beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, dass das Legacy-Portfolio im gleichen Zeitraum um 12 Prozent schrumpfte.
Das Unternehmen verfügt über ein breit diversifiziertes Portfolio mit mehr als 30 Produkten. Die Forschungspipeline erstreckt sich über Hämatologie, Onkologie, Kardiologie, Immunologie und Neurowissenschaften. Diese Diversifikation reduziert das Risiko, dass der Konzern von einzelnen Produkten abhängig ist. Selbst wenn ein Medikament enttäuscht, gibt es zahlreiche andere Kandidaten in der Pipeline.
Besonders hervorzuheben ist Breyanzi, eine Krebstherapie, die sich zum neuesten Blockbuster entwickelt hat. Das Medikament überschritt 2025 die magische Marke von einer Milliarde Dollar annualisiertem Umsatz. Im dritten Quartal wuchsen die Erlöse um 60 Prozent. Solche Wachstumsraten findet man selbst in der schnelllebigen Biotechnologie-Branche selten.
Der Durchbruch in der Psychiatrie
Ein weiteres Highlight ist Cobenfy, ein neu zugelassenes Antipsychotikum zur Behandlung von Schizophrenie. Was dieses Medikament so besonders macht, ist sein revolutionärer Wirkmechanismus. Während herkömmliche Antipsychotika Dopamin-Rezeptoren blockieren, verfolgt Cobenfy einen indirekten Ansatz über andere Proteine. Das Ergebnis: weniger schwerwiegende Nebenwirkungen und keine Black-Box-Warnung vor erhöhter Mortalität, wie sie bei etablierten Präparaten üblich ist.
Der adressierbare Markt für Schizophrenie-Behandlungen wird auf 17 Milliarden Dollar bis 2031 geschätzt. Cobenfy hat in den ersten Monaten seit der Zulassung bereits 105 Millionen Dollar Umsatz generiert. Die Zahl der Verschreibungen steigt rapide, da Ärzte ihre Patienten auf das neue Medikament umstellen. Experten sehen hier deutlich mehr Aufwärtspotenzial als Abwärtsrisiken, zumal weitere Indikationen wie Alzheimer in klinischen Studien untersucht werden.
Strategische Weichenstellungen für die Zukunft
Das Management verfolgt eine klare Doppelstrategie. Einerseits sollen die Gewinne aus den auslaufenden Blockbustern maximiert werden. Andererseits treibt der Konzern die Adoption neuer Therapien aggressiv voran. Bei Opdivo plant Bristol Myers Squibb, 30 bis 40 Prozent des Geschäfts auf eine neue subkutane Formulierung namens Opdivo Qvantig zu übertragen, die durch einen eigenen Patentschutz abgesichert ist. Bei Eliquis setzt das Unternehmen auf ein direktes Patientenprogramm mit hohen Rabatten, um das Verkaufsvolumen auch nach dem Eintritt von Generika zu verteidigen.
Eine umfassende Restrukturierung, die 2024 eingeleitet wurde, zielt auf Kosteneinsparungen von 3,5 Milliarden Dollar bis 2027 ab. Die ersten Erfolge sind bereits sichtbar. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während der operative Cashflow einen Rekordwert von 6,3 Milliarden Dollar erreichte. Diese Zahlen sind umso bemerkenswerter, als sie trotz des dramatischen Revlimid-Einbruchs erzielt wurden.
Bewertung mit enormem Aufholpotenzial
Die aktuelle Bewertung von Bristol Myers Squibb erscheint aus mehreren Gründen außergewöhnlich attraktiv. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,5 bedeutet faktisch, dass Anleger nur für das Wachstumsportfolio zahlen, während sie die Legacy-Produkte quasi geschenkt bekommen. Diese extreme Diskrepanz zum Branchendurchschnitt von 12,5 dürfte nicht von Dauer sein. Sollte das Unternehmen seine Wachstumsziele erreichen, ist eine deutliche Neubewertung der Aktie wahrscheinlich.
Hinzu kommt eine Dividendenrendite von 5,4 Prozent, die deutlich über dem Branchendurchschnitt von unter 4 Prozent liegt. Die solide und nur moderat verschuldete Bilanz gibt Anlegern die Sicherheit, dass diese Ausschüttung nachhaltig ist. Für einkommensorientierte Investoren ist Bristol Myers Squibb damit eine interessante Ergänzung im Portfolio.
CEO Christopher Boerner hat ein ambitioniertes Ziel ausgegeben: Bis 2030 will er zehn neue Medikamente auf den Markt bringen und Bristol Myers Squibb zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen der Branche machen. Sollte diese Vision auch nur annähernd Realität werden, dürfte die Aktie von ihrem aktuellen Niveau deutlich steigen.
Risiken bleiben bestehen
Natürlich ist Bristol Myers Squibb kein risikofreies Investment. Das Unternehmen ist komplex, und die Umsetzung der Wachstumsstrategie birgt Unwägbarkeiten. Negative Studienergebnisse oder regulatorische Rückschläge könnten die Prognosen durcheinanderbringen. Auch die Frage, ob das Management die selbst gesteckten Ziele tatsächlich erreichen kann, bleibt offen.
Doch genau darin liegt die Chance. Die Erwartungen an Bristol Myers Squibb sind derzeit so niedrig, dass selbst pessimistische Szenarien bereits eingepreist scheinen. Analysten erwarten für 2025 einen bereinigten Gewinn je Aktie von 6,50 Dollar, der in den Folgejahren aufgrund der Portfolioverschiebung leicht sinken könnte. Doch selbst bei dieser konservativen Prognose bleibt die Bewertung extrem günstig.
Fazit: Während der breite Markt teuer bewertet ist, bietet dieser Pharma-Riese eine seltene Kombination aus niedriger Bewertung, attraktiver Dividende und soliden Wachstumsperspektiven. Für geduldige Anleger, die einen mehrtägigen Anlagehorizont haben und Schwankungen aushalten können, könnte sich hier eine Gelegenheit bieten, die in dieser Form nicht häufig vorkommt.
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