D-Wave Quantum: Hype oder Substanz?

D-Wave Quantum begeistert mit Kursgewinnen von 3.000 %. Doch hinter dem Hype lauert das Risiko, das erfahrene Anleger kennen.

Auf einen Blick:
  • Hype statt Substanz
  • FOMO treibt Anleger an
  • Fundamentaldaten bleiben schwach
  • Parallelen zum Neuen Markt
  • Rationalität schützt vor Verlusten

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie sind erfahrener Anleger und haben trotzdem nicht die Kursvervielfachung von D-Wave Quantum mitgemacht? – Seien Sie nicht böse, dass Ihnen diese Chance durch die Lappen ging. Es gibt gute Gründe, warum Sie sich bewusst dazu entschieden haben, nicht zu investieren. Eine wichtige Regel an der Börse lautet: Weine nicht entgangenen Gewinnen hinterher. Denn wer emotional an der Börse handelt, der braucht Glück. Wer rational handelt, eigentlich nicht.

Natürlich wäre man gerne dabei gewesen. Die Medienlandschaft ist voll mit Berichten, warum D-Wave-Quantum und andere Quantum-Aktien noch viel höher klettern werden als die zurückliegenden 3.000% auf Jahressicht. Einzelne Analystenmeldungen werden herausgepickt, um noch höhere Kurse in Aussicht zu stellen. Dass bullische Analysten nicht selten eine Auftragsstudie für Unternehmen anfertigen – bei denen es einen offensichtlichen Interessenskonflikt gibt – wird übersehen.

Wer die ersten 3.000% verpasst hat, will auf keinen Fall die nächsten 3.000% verpassen oder vielleicht auch nur 300%, man ist schließlich nicht gierig. Fear of missing out – FOMO – nennt sich das. Wenn es nicht klappt, versteckt man seine leichtfertige Fehlentscheidung gerne – immerhin haben andere Anleger auch Warnungen ignoriert und Geld verloren. Doch bevor auch Sie investieren, weil Sie Angst haben, weiterhin zuschauen zu müssen, wie ihre Nachbarn immer reicher werden, möchte ich heute Ihre bisherige Entscheidung, nicht zu investieren, bestärken. Und beginnen möchte ich mit den offensichtlichsten Größen: Den Fundamentaldaten.

Wichtig: Es ist keinesfalls so, dass ich die Chancen und weltverändernden Chancen durch Quantencomputer nicht sehen will oder einschätzen kann. Ich halte es jedoch für falsch, jetzt am Börsen-Hype teilzunehmen, ohne zu wissen, wer sich am Ende durchsetzt. Aktuell reicht einigen Privatanlegern das Wort Quantum aus, um zu investieren. Für mich ist das kein Investitions-Ansatz.

D-Wave-Quantum wird in den nächsten 3 Jahren keine Gewinne erzielen. Das ist nicht sonderlich tragisch, in der Entwicklungsphase sogar üblich. Solange Geld da ist und sich das Geschäftsmodell zu einem späteren Zeitpunkt durchsetzt, wäre das kein Argument. Und das Management bekräftigte zuletzt, dass das finanzielle Polster ausreichend ist, um die Profitabilität zu erreichen. Da es kein KGV gibt, lohnt vielleicht der Blick auf die Umsätze, um eine Fundamentalzahl zu bekommen. Die Umsätze sind jedoch schwer zu prognostizieren. Nehme ich den Konsens der Erwartungen für 2026, komme ich nur auf ein paar Mio. US-Dollar und ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von über 150.

Damit sind wir an einem Punkt, den erfahrene Anleger schon einmal erlebt haben – am Neuen Markt zur Jahrtausendwende. Auch damals rechtfertigten viele Investoren absurde Bewertungen mit zukünftigen Technologien, die alles verändern sollten: Internet, Biotech, Mobilfunk. Viele dieser Visionen haben sich auch erfüllt, jedoch nicht für die Anleger der damaligen Börsenstars. Unternehmen wie Intershop, EM.TV oder Mobilcom waren einst gehypte Börsenlieblinge – heute sind sie nur noch Fußnoten in der Geschichte. Diesmal ist alles anders, werden die Quantum-Bullen jetzt sagen. Doch an der Börse ist nichts „anders“ als 1999. Auch heute noch werden Erwartungen bewertet und Träumer zumindest mittel- und langfristig bestraft.

Natürlich, Quantencomputing hat eine sehr gute Chance die nächste Revolution nach Künstlicher Intelligenz zu werden. Doch zwischen „könnte“ und „ist“ liegt ein unbekannter zeitlicher Abstand. Wann ist Quantentechnologie so weit entwickelt, dass sich damit Gewinne erwirtschaften lassen? D-Wave hat als eines der ersten Unternehmen einen funktionierenden Quantencomputer am Markt. Aber er basiert auf einer speziellen Technologie – dem sogenannten Quantum Annealing –, die sich vor allem für Optimierungsprobleme eignet. Der Rest der Branche – von IBM bis Google – arbeitet dagegen an universellen Gate-Based-Systemen, die langfristig deutlich mehr Anwendungspotenzial bieten. Die Frage, ob D-Wave also am Ende das „richtige Pferd“ im Rennen um die Quantum-Milliarden ist, ist meines Erachtens völlig offen.

Selbst D-Wave weist in seinen Finanzberichten darauf hin, dass man „eine Geschichte von Verlusten“ habe und „davon ausgeht, weiterhin Verluste auf absehbare Zeit zu verzeichnen“. In nüchterner Sprache bedeutet das: Das Unternehmen ist noch weit davon entfernt, operativ zu überleben – und es gibt keine Garantie, dass der Weg zur Profitabilität überhaupt gelingt. Zwar hält das Management fest, dass die vorhandene Liquidität ausreichen dürfte, um „bis zur Rentabilität“ zu kommen. Doch wann das sein wird, bleibt unklar. Analysten, die womöglich dem Unternehmen wohl gesonnener sind als Außenstehende, gehen vereinzelt von 2027 oder 2028 aus, andere sehen Gewinne erst ab 2030.

Dass D-Wave zuletzt von rund einem Dollar auf zeitweise auf über 40 US-Dollar gestiegen ist, liegt weniger an Erfolgen als am psychologischen Herdentrieb. Ein paar spektakuläre Schlagzeilen, eine Verdopplung des Umsatzes von sehr niedrigem Niveau, dazu ein wachsendes Interesse institutioneller Investoren – und schon entsteht der Eindruck, hier bahne sich die nächste NVIDIA an. Nur: NVIDIA hat Gewinne, Margen und ein nachweislich funktionierendes Geschäftsmodell mit Milliarden-Aufträgen. D-Wave hat ein Labor und gute Publicity.

Auch die Markteintrittsbarrieren sind geringer, als viele denken. Quantencomputing ist kein geschützter Markt – im Gegenteil. Über ein Dutzend Konzerne weltweit entwickeln eigene Systeme, neben meinem Favoriten IBM, Alphabet, Intel, IonQ, Rigetti oder Atos. Alle behaupten von sich, technologisch führend im Quantenbereich zu sein. Wer am Ende das Rennen macht, hängt aber nicht von der Lautstärke der Pressemitteilungen ab, sondern von der Fähigkeit, ein funktionierendes System in großer Stückzahl anbieten zu können und zahlende Kunden zu gewinnen.

D-Wave ist für mich auf dem aktuellen Kursniveau kein Investment, sondern eine Wette. Eine Wette darauf, dass sich eine bestimmte Technologievariante im Quantum-Technologiewettrennen durchsetzt und von den Unternehmen, die auf diesen Bereich setzen, D-Wave der größte Profiteur ist. Diese Wette kann sich auszahlen – aber sie kann auch komplett daneben gehen. Wer sich an den Neuen Markt erinnert, weiß: Viele Anleger dort glaubten ebenfalls, „früh“ dabei zu sein. Sie waren es auch – nur leider zu früh und oft bei den falschen Unternehmen.

Freuen Sie sich, wenn Sie mit der D-Wave-Aktie satt verdient habenSie haben (bislang) alles richtig gemacht. Aber seien Sie sich bewusst, dass Sie eine Aktie halten, die mehr als das 100-Fache ihres Umsatzes kostet, obwohl die Gewinne Jahre entfernt sind. Wenn Sie nicht investiert haben, haben Sie also auch alles richtig gemacht. Sie sind Realist und beteiligen sich gut begründet nicht an irgendwelchen Hoffnungen. Was für eine tolle Aktie – und vielleicht ist dieses win-win der Beginn der Quantentechnologie. Egal ob ich investiert habe oder nicht, kann ich sagen: „Ich habe es richtig gemacht“.

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