Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Money Trail!
In der heutigen Ausgabe beschäftigen wir uns mit
- dem dramatischen Kursverfall von Gemini nach dem Börsengang und der Frage, ob hier eine seltene Chance oder eine Value-Falle entsteht
- der milliardenschweren Übernahme von GoCardless durch Mollie und den Folgen für den europäischen Zahlungsmarkt
- warum sich die Machtverhältnisse im globalen FinTech-Sektor gerade grundlegend verschieben
Gemini: Asymmetrisches Chancen-Risiko-Profil oder strukturelles Problem?
Nur drei Monate nach dem Börsengang ist die Aktie von Gemini Space Station um rund 60 % eingebrochen – von 28 US-Dollar auf etwa 11 US-Dollar.
Auf den ersten Blick wirkt das wie eine klassische antizyklische Gelegenheit im Bereich digitaler Finanzinfrastruktur. Ein genauer Blick in die Zahlen zeigt jedoch ein deutlich komplexeres Bild, das Investoren zur Vorsicht mahnt.
Im dritten Quartal 2025 erzielte Gemini einen Umsatz von 49,8 Mio. US-Dollar, was einem sequentiellen Wachstum von 52 % entspricht.
Treiber dieser Entwicklung waren vor allem steigende Handelsvolumina sowie eine dynamisch wachsende Kreditkarten-Sparte.
Besonders positiv fällt die zunehmende Diversifizierung der Erlöse auf: Der Anteil der Serviceumsätze stieg auf 39 %, verglichen mit unter 30 % im Vorjahr. Damit reduziert Gemini zumindest theoretisch seine Abhängigkeit vom zyklischen Handelsgeschäft.
Gleichzeitig offenbart sich jedoch das strukturelle Kernproblem. Die operativen Kosten beliefen sich auf 171 Mio. US-Dollar und lagen damit bei mehr als dem Dreifachen der Erlöse.
Die Bruttomarge von lediglich 1,7 % verdeutlicht, wie stark der Margendruck im Exchange-Geschäft inzwischen ist. Der Quartalsverlust lag bei rund 160 Mio. US-Dollar. Selbst bereinigt um IPO-bedingte Sonderaufwendungen bleibt Gemini weit von der Profitabilität entfernt.
Bei einem Cashburn von 60–70 Mio. US-Dollar pro Quartal reicht die Liquidität zwar noch für rund zwei Jahre – doch jede weitere Kapitalmaßnahme unter dem IPO-Preis würde die Aktionäre erheblich verwässern.
Coinbase Aktie Chart
Ein tieferer Blick auf die Erlösstruktur verschärft die Problematik.
Der Großteil des Volumenwachstums stammt inzwischen von institutionellen Kunden, die deutlich niedrigere Gebühren zahlen als Retail-Nutzer. Zwar steigen die Handelsvolumina, doch die Monetarisierung pro Transaktion sinkt kontinuierlich. Dieses Spannungsfeld begünstigt Anbieter mit dominanter Marktposition und ausgeprägten Skaleneffekten. Gemini fehlt aktuell genau diese Größe, um sinkende Margen über Volumenwachstum auszugleichen.
Der größte Hoffnungsträger bleibt das Service-Geschäft, insbesondere die Kreditkarte. Die hohe Wachstumsdynamik deutet auf Produkt-Market-Fit hin, wirft jedoch Fragen zur Wirtschaftlichkeit auf. Attraktive Cashback-Programme treffen auf begrenzte Interchange-Erlöse, was kurzfristig strukturelle Verluste pro Nutzer bedeutet.
Entscheidend wird sein, ob es Gemini gelingt, Kartenkunden nachhaltig in margenstärkere Handels- und Zusatzprodukte zu überführen – ein Modell, das hohe operative Disziplin erfordert.
Regulierung: Rückenwind mit Nebenwirkungen
Positiv wirkt das regulatorische Umfeld. Mit der CFTC-Zulassung für Gemini Titan, dem neuen Stablecoin-Rechtsrahmen in den USA sowie einer insgesamt konstruktiveren Haltung der Aufsichtsbehörden verfügt Gemini über einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber Offshore-Börsen. Diese Compliance-Positionierung schafft Vertrauen bei institutionellen Partnern und eröffnet neue Geschäftsfelder wie Derivate und Prognosemärkte.
Gleichzeitig ist genau diese Strategie extrem kostenintensiv. Hohe regulatorische Anforderungen treiben Fixkosten nach oben und erschweren Skaleneffekte im Vergleich zu Marktführern wie Coinbase.
Gemini bleibt damit in einer strategisch schwierigen Position: zu klein für echte Skalenvorteile, zu teuer für aggressive Preissetzung, aber regulatorisch hochwertig positioniert.
Coinbase Aktie Chart
Mollie und GoCardless: Europas Antwort auf Stripe und Adyen
Während Gemini kämpft, setzt der europäische Zahlungsmarkt klar auf Konsolidierung. Die Übernahme von GoCardless durch das niederländische Payment-Unternehmen Mollie für rund 1,5 Milliarden US-Dollar schafft einen neuen europäischen Schwergewichtsanbieter.
Mollie bringt seine Stärke im Kartengeschäft für kleine und mittlere Unternehmen ein, GoCardless ergänzt dies mit direktem Bankeinzug und wiederkehrenden Zahlungen. Zusammen entsteht eine Plattform mit über 345.000 Händlern und einem klaren Fokus auf Account-to-Account-Zahlungen – ein Segment, das durch neue EU-Regulierungen und Instant Payments massiv an Bedeutung gewinnt.
Die Transaktion steht exemplarisch für die neue Phase im FinTech-Sektor: Profitabilität, operative Effizienz und strategische Tiefe schlagen reines Wachstum.
Fazit
Gemini steht exemplarisch für die Risiken des öffentlichen Kapitalmarkts in einem noch unreifen, stark umkämpften Sektor.
Mollie hingegen zeigt, wie europäische FinTechs durch gezielte Übernahmen kritische Größe und strategische Relevanz erreichen können.
Beide Entwicklungen machen deutlich: Der FinTech-Markt tritt in eine neue, deutlich härtere Phase ein – mit weniger Spielraum für Fehler und deutlich höherem Anspruch an nachhaltige Geschäftsmodelle.
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