Chancen und Risiken für Anleger im Lithium-Boom

worauf Investoren achten sollten

Auf einen Blick:
  • Staat steigt ein
  • Thacker Pass wächst
  • Risiko bleibt hoch

Liebe Leserinnen und Leser,

Wirtschaft und Börse sind zwei äußerst spannende Geschäftsfelder, da es täglich neue Meldungen gibt, die überraschen und Unternehmenswerte um Milliarden verändern können. In der zurückliegenden Woche kam es beim Bergbau-Unternehmen Lithium Americas zu einer solchen Überraschung. Noch vor wenigen Monaten galt die Aktie eher als riskanter Spezialwert mit großem Zukunfts-Projekt, aber ohne operative Erlöse. Das Investoren-Interesse war dürftig, auch weil Lithium seine lange Preisschwäche noch nicht abgelegt hatte.

Lithium Americas – vom Nischenwert zum Politikum

Heute ist das anders. Lithium Americas steht im Mittelpunkt politischer Überlegungen in Washington und erlebte zwei Kursexplosion, die den wenig bekannten Wert in kürzester Zeit in den Fokus von Groß-Anlegern katapultiert hat. Der erste Auslöser war die Meldung, dass die Trump-Regierung eine Beteiligung von bis zu 10% an Lithium Americas (LAC) prüft. Da Lithium Americas keine Intel ist, sondern ein Entwicklungsunternehmen ohne laufende Produktion war schon das ein echter Paukenschlag. Bei exorbitantem Handelsvolumen schnellte die Aktie hoch und lag während der Handelszeit teils über 100% im Plus. Gestern folgte dann der nächste Kurssprung bei hohem Volumen – die Aktie verteuerte sich auf über 8 Dollar in der Spitze – nachdem der Staatseinstieg fixiert wurde. 5% Beteiligung an dem Thacker Pass-Projekt und 5% Direkteinstieg.

Thacker Pass: Das größte Lithiumprojekt der USA

Nicht nur am Markt sorgte der Staatseinstieg bei dem Bergbauer für Aufsehen. Die politische Botschaft ist brisant: Die USA wollen ihre Abhängigkeit von kritischen Mineralien wie Lithium – vor allem von China – verringern und setzen auf ein strategisches Projekt auf heimischem Boden. Lithium Americas (LAC) betreibt mit Thacker Pass in Nevada das mit Abstand größte Lithiumvorkommen der Vereinigten Staaten. Nach Unternehmensangaben belaufen sich die Reserven auf über 16 Millionen Tonnen Lithiumcarbonatäquivalent – genug, um über Jahre hinweg einen erheblichen Teil des Bedarfs für Industrie und Rüstungsbranche zu decken. Für Sie zur Einordnung: Die Reserve reicht aus, um Batterien für mehrere hundert Millionen Elektrofahrzeuge zu fertigen.

Milliardenkredit des Energieministeriums als Sicherheitsnetz

Die Bauarbeiten am Thacker Pass sind bereits angelaufen, nachdem die letzten bürokratischen Hürden im Jahr 2023 überwunden wurden. In der ersten Phase soll eine jährliche Produktion von rund 40.000 Tonnen Lithiumcarbonat erreicht werden, Phase zwei sieht sogar eine Verdopplung auf 80.000 Tonnen vor. Damit würde Thacker Pass zu den weltweit größten Einzelprojekten gehören – und ein wesentlicher Baustein für die Energiestrategie der Vereinigten Staaten werden. US-Autobauer General Motors hat die Tragweite des Projekts früh erkannt und sich mit einem Investment von insgesamt bis zu 650 Millionen US-Dollar sowie eines Abnahmevertrags bereits vor 2 Jahren den Zugriff auf große Mengen des künftigen Outputs gesichert.

Auch der Staat hat schon seit über einem Jahr den strategischen Fuß in der Tür. Im Frühjahr 2024 stellte das US-Energieministerium ein Darlehen über knapp 2,3 Milliarden US-Dollar in Aussicht, um die erste Ausbaustufe von Thacker Pass abzusichern. Solche Summen sind für ein Entwicklungsunternehmen ein Ritterschlag, denn sie schaffen Planungssicherheit in einer Branche, in der es nicht nur in schwierigen Marktphasen häufig an Kapital mangelt. Als Investor wird man dann mehr als einmal im Rahmen einer Kapitalerhöhung zur Kasse gebeten, wenn man seinen Unternehmensanteil konstant halten möchte.

Der Kredit nebst direktem Einstieg macht LAC praktisch zum „National Champion“ – ähnlich wie es die Vorgängerregierung Joe Bidens zuvor im Bereich Halbleiter und bei anderen strategischen Mineralen getan hat. Die Sorge, dass eine Lithium-Abhängigkeit von China ein Problem sein könnte, ist also parteiübergreifend präsent und vermutlich auch nicht ganz unbegründet. Lithium könnte in naher Zukunft im geopolitischen Wettstreit eine leicht zu spielende Karte sein, denn wer zum Beispiel die Lieferkette für Batterierohstoffe kontrolliert, hält am Ende auch die Schlüssel für Elektromobilität, Energiespeicher und damit für große Teile der künftigen Industrieproduktion in der Hand. Lithium Americas soll der US-Regierung helfen, nicht erpressbar zu sein und die Abhängigkeit zu durchbrechen. Washington signalisiert mit dem Einstieg, dass es neben Chips und Verteidigung auch kritische Rohstoffe direkt in die nationale Sicherheitsstrategie integriert.

Dass das Unternehmen als Teil der US-Sicherheitsarchitektur mehr wert ist, liegt auf der Hand. Dass kräftige Plus von über 100% kam aber vermutlich auch, weil zunächst von Investoren in die andere Richtung gedacht wurde. Vorherige Gerüchte, dass die Regierung den LAC-Kredit neu bewerten und vielleicht sogar mangels Geldes einfrieren könnte, verpufften. Das genaue Gegenteil ist eingetreten. Die Börse preist damit nicht nur das Potenzial der Lagerstätte ein, sondern auch die politische Rückendeckung.

Analysten sprechen vom viel zitierten Gamechanger, weil das staatliche Engagement nicht nur Finanzierungslücken schließt, sondern auch die Risikoprämie am Kapitalmarkt massiv reduziert. Sie müssen wissen, was das bedeutet: Die Zinsen für Kredite an LAC (bis die Mine Lithium fördert dauert es noch ein wenig) sind jetzt natürlich billiger, weil Banken ein geringeres Ausfallrisiko einpreisen. Gleichzeitig wird die Aktie dauerhaft höher bewertet, da das Insolvenzrisiko auch für Aktionäre geringer wird und die Marge am Ende höher ausfallen wird.

Chancen und Risiken für Anleger: Euphorie trifft Realität

Doch Anleger sollten trotz aller Euphorie jetzt nicht die weiterhin üblichen Branchen-Risiken vergessen. Der Bau eines so großen Minen-Projekts ist komplex, teuer und anfällig für Verzögerungen. Umweltauflagen, Klagen von Interessengruppen, politischer Kurswechsel nach den Midterms und steigende Baukosten können jederzeit den Zeitplan ins Wanken bringen. Auch die Lithiumpreise selbst sind volatil – nach dem Höhenflug 2022 kam es auch in diesem Jahr zu deutlichen Rücksetzern, die viele Projekte weltweit in Frage gestellt haben. Zwischenzeitlich wurde sogar die größte Lithiummine Chinas geschlossen, offiziell weil Papiere fehlten oder zu spät eingereicht wurden, inoffiziell um den Marktpreis zu pushen. Sollte zum Zeitpunkt des Produktionsstarts noch immer ein Überangebot am Markt bestehen, könnte die Rentabilität von LAC leiden und die Aktie unter Druck geraten, ein absolut sicherer Gewinn ist der Aktienkauf also nicht.

Auf der anderen Seite bietet das Engagement der US-Regierung und Industriepartnern wie General Motors natürlich ein Polster, das viele dieser Risiken abfedert. Für die USA ist Thacker Pass nicht irgendein Investitionsprojekt, sondern die strategische Entscheidung, Metalle, die für Zukunftstechnologien entscheidend sind, im möglichst großen Stil selbst zu fördern. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt scheitert, erheblich. Würde die US-Regierung trotz Milliardenkredit und Beteiligung LAC, wenn es hart auf hart kommt, wirklich fallen lassen?

Ich denke: „Nein!“ und kann gut nachvollziehen, warum auch nach dem Kurssprung noch Investoren ein Engagement prüfen.

Lithium Americas-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Lithium Americas-Analyse vom 03. Oktober liefert die Antwort:

Die neusten Lithium Americas-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Lithium Americas-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 03. Oktober erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Lithium Americas: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)