Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Immobilie für 30 Prozent unter ihrem tatsächlichen Wert kaufen. Nicht in einer Zwangsversteigerung, nicht bei einem insolventen Verkäufer, sondern einfach, weil niemand sonst Interesse zeigt. Genau diese Situation findet sich derzeit bei einem der größten Waldbesitzer Nordamerikas. Während die Börse den Holzriesen Weyerhaeuser gnadenlos abstraft, entsteht eine Bewertungslücke, die Sie kennen sollten.
Ein Jahrhundert Wald für einen Spottpreis
Weyerhaeuser kontrolliert mehr als 10 Millionen Acres Waldfläche in Nordamerika. Das entspricht einer Fläche größer als die Schweiz. Besonders wertvoll sind die über zwei Millionen Acres im pazifischen Nordwesten, wo Douglas-Tannen gedeihen und hochwertiges Bauholz liefern. Dazu betreibt das Unternehmen 33 Fertigungsanlagen für Holzprodukte auf dem gesamten Kontinent.
Der aktuelle Börsenwert von Weyerhaeuser liegt bei rund 16 Milliarden Dollar. Rechnet man die Nettoverschuldung von fünf Milliarden hinzu, ergibt sich ein Unternehmenswert von 21 Milliarden Dollar. Das klingt nach viel Geld. Doch die Rechnung pro Acre offenbart die Diskrepanz: Die Börse bewertet Weyerhaeusers Waldflächen mit etwa 2.000 Dollar pro Acre.
Waldtransaktionen der vergangenen beiden Jahre zeigen jedoch einen Durchschnittspreis von 2.800 Dollar pro Acre. Die wertvollen Waldflächen in Oregon und Washington erzielen sogar deutlich höhere Preise. Analysten schätzen den inneren Wert des Unternehmens auf 35 bis 39 Dollar je Aktie. Der aktuelle Kurs liegt bei 21,50 Dollar.
Die Mechanik hinter dem Ausverkauf
Die Aktie hat 2025 mehr als 20 Prozent verloren. Seit ihrem Höhepunkt 2022 beträgt das Minus sogar 50 Prozent. Der Grund liegt auf der Hand: Der US-Wohnungsbau schwächelt, Renovierungen und Umbauten gehen zurück. Die Nachfrage nach Bauholz ist eingebrochen. Holzpreise fielen in diesem Jahr um 20 Prozent auf 550 Dollar pro 1.000 Board Feet. Zum Vergleich: 2021 und 2022 lagen die Preise noch bei über 1.000 Dollar.
Weyerhaeuser ist als Real Estate Investment Trust strukturiert. Das Unternehmen erwirtschaftet 2025 nach GAAP-Richtlinien nur 17 Cent je Aktie, für 2026 werden 26 Cent erwartet. Bei einem Kurs von 21,50 Dollar errechnet sich daraus ein Kurs-Gewinn-Verhältnis nahe 100. Diese Kennzahl wirkt abschreckend.
Doch hier zeigt sich die Tücke zyklischer Bewertungen. Hohe KGVs bei Zyklikern signalisieren oft Kaufgelegenheiten, weil sie auf temporär gedrückten Gewinnen basieren. In den Jahren 2021 und 2022 verdiente Weyerhaeuser über drei Dollar je Aktie. Die aktuelle Ertragsschwäche spiegelt den Zyklus wider, nicht die Substanz des Geschäfts.
Was die Börse übersieht
Die Bewertung von 2.000 Dollar pro Acre berücksichtigt ausschließlich den Waldbestand. Die 33 Fertigungsanlagen bleiben unbewertet. Weyerhaeuser ist der zweitgrößte Schnittholzproduzent Nordamerikas, der viertgrößte Hersteller von Grobspanplatten und führend bei technischen Holzprodukten. Diese Anlagen haben ebenfalls einen Wert, der in der aktuellen Marktkapitalisierung nicht reflektiert wird.
Hinzu kommt die wachsende Natural Climate Solutions-Sparte. Das Unternehmen verpachtet Flächen für Solar- und Windparks, generiert CO2-Zertifikate und beteiligt sich an Projekten zur Kohlenstoffbindung. Diese Einheit soll 2025 ein EBITDA von 100 Millionen Dollar erreichen, nach 22 Millionen im Jahr 2020. Der Beitrag bleibt bescheiden, doch das Wachstumspotenzial ist beträchtlich.
Der Vorteil erneuerbarer Rohstoffe
Anders als Öl oder Kohle erschöpfen sich Wälder nicht. Bäume wachsen jährlich etwa 2,5 Prozent. Weyerhaeuser pflanzt 100 Millionen neue Bäume pro Jahr und erntet lediglich zwei Prozent seiner Bestände. Diese nachhaltige Bewirtschaftung sichert die Substanz langfristig. Das Unternehmen fungiert als gigantische Kohlenstoffsenke, vermutlich die größte in privater Hand in den USA.
Die regenerative Natur von Holz bedeutet auch, dass dauerhafte Knappheit unwahrscheinlich bleibt. Dennoch existiert sie als physisches Asset mit intrinsischem Wert. Die Kombination aus Substanzwert und nachhaltiger Erneuerung unterscheidet Waldbesitz von fossilen Rohstoffen.
CEO Devin Stockfish betont, das Unternehmen habe seine Strategie an die Zyklizität des Geschäfts angepasst. Kosten wurden gesenkt, Abläufe gestrafft. Weyerhaeuser bleibt trotz des schwierigen Umfelds profitabel. Am 11. Dezember findet der erste Investor Day seit 2021 statt. Das Management wird finanzielle Ziele bis 2030 präsentieren.
Die Dividende als Polster
Weyerhaeuser zahlt eine Basisdividende von 84 Cent je Aktie jährlich. Das entspricht einer Rendite von fast vier Prozent. Das Management bezeichnet diese Dividende als nachhaltig, selbst am Tiefpunkt des Zyklus. 2025 dürfte das Unternehmen etwa 80 Cent je Aktie an Funds Available for Distribution generieren, dem REIT-typischen Cashflow-Maß.
Die Ausschüttungspolitik sieht vor, 75 bis 80 Prozent des FAD an die Aktionäre zurückzugeben, durch reguläre und Sonderdividenden sowie Aktienrückkäufe. Die Basisdividende soll jährlich um fünf Prozent steigen. In diesem Jahr kaufte das Unternehmen Aktien im Wert von 150 Millionen Dollar zurück, etwa ein Prozent der Marktkapitalisierung.
Anleger werden also fürs Warten bezahlt. Während die Bewertungslücke bestehen bleibt, fließt eine solide Dividende. Die Substanz erodiert nicht, sondern wächst biologisch weiter.
Warum jetzt der richtige Moment sein könnte
Die Stimmung bei Holzaktien ist historisch schlecht. Analysten erinnern sich an keine Phase derart negativer Einschätzungen außerhalb der kurzen Panik im April 2020. Wenn alle pessimistisch sind, entstehen oft Gelegenheiten für konträre Positionen.
Amerika benötigt mehr Wohnraum. Der Neubau wird sich erholen, auch wenn der Zeitpunkt ungewiss bleibt. Demografische Trends sprechen für steigenden Bedarf. Gleichzeitig begrenzt die nachhaltige Forstwirtschaft das Angebot nicht beliebig ausweiten kann. Wenn sich die Nachfrage normalisiert, werden Holzpreise und damit Weyerhaeusers Gewinne wieder steigen.
Die technische Lage zeigt Schwäche. Die Aktie handelt 33 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch. Charttechnisch könnte ein Rückgang bis 18 Dollar möglich sein. Doch genau solche Phasen schaffen Einstiegspunkte für langfristige Positionen.
Der lange Horizont zahlt sich aus
Der Gründer Frederick Weyerhaeuser sagte im frühen 20. Jahrhundert: „Dies ist nicht für uns, noch für unsere Kinder, sondern für unsere Enkelkinder.“ Diese Philosophie prägt das Unternehmen bis heute. Weyerhaeuser denkt in Generationen, nicht in Quartalen.
Für Anleger mit Geduld bietet sich eine ungewöhnliche Konstellation: Ein Substanzwert mit Dividendenrendite, der unter seinem inneren Wert notiert, während die operative Basis intakt bleibt. Der Zyklus wird drehen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. An diesem Beispiel können Sie sehen, wie eine fundamentale Unterbewertung entsteht, wenn Märkte nur auf kurzfristige Gewinne blicken. Weyerhaeuser vereint Substanz, Cashflow und Erneuerbarkeit. Für langfristige Portfolios verdient diese Situation Aufmerksamkeit.
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