1.900 Prozent Kursgewinn: Die nächste Tech-Revolution oder die größte Blase seit Jahren?

Rigetti Computing und D-Wave Quantum erzielten über 1.900 Prozent Kursgewinne, obwohl sie kaum Umsätze generieren. Experten streiten über Potenzial versus Blasengefahr.

Auf einen Blick:
  • Extreme Bewertungen ohne Umsatzbasis
  • Potenzial für medizinische und technische Durchbrüche
  • Analysten uneins über Zukunftschancen
  • Hohe Volatilität und Korrekturen bereits sichtbar

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

während die meisten Anleger noch über die Bewertungen von KI-Aktien diskutieren, hat sich an der Börse längst eine neue Front aufgetan. Zwei Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten Kursgewinne von mehr als 1.900 Prozent erzielt. Ihre Marktkapitalisierung übersteigt mittlerweile die Zehn-Milliarden-Dollar-Marke. Das Bemerkenswerte daran: Diese Firmen erwirtschaften praktisch keine Umsätze und schreiben tiefrote Zahlen. Willkommen in der Welt des Quantencomputing-Investments.

Wenn Hoffnung zum Handelsansatz wird

Rigetti Computing und D-Wave Quantum sind die Namen hinter dieser spektakulären Rally. Die beiden Unternehmen entwickeln Quantencomputer und gehören damit zu den aktuell am heißesten diskutierten Werten an den Märkten. Ihre Performance übertrifft selbst die beliebten KI-Aktien wie Palantir Technologies um Längen. Dabei sind die Produkte der Firmen noch weit von einer breiten kommerziellen Anwendung entfernt.

Die Bewertungen bewegen sich in Sphären, die selbst hartgesottene Tech-Investoren ins Grübeln bringen. Rigetti wird beispielsweise mit dem 500-Fachen des erwarteten Jahresumsatzes gehandelt. Zum Vergleich: Palantir, das teuerste Unternehmen im S&P 500, kommt auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 72. Der Nasdaq 100 liegt bei unter sechs. Campbell’s Soup, der traditionsreiche Suppenhersteller, ist weniger wert als die beiden Quantencomputer-Pioniere. Dabei erwirtschaftet Campbell’s mehr als das Hundertfache an Umsatz.

Die Vision vom Supercomputer der Zukunft

Um zu verstehen, warum Anleger trotzdem Milliarden in diese Aktien pumpen, muss man das Potenzial von Quantencomputern begreifen. Diese Maschinen funktionieren grundlegend anders als herkömmliche Rechner. Sie führen Berechnungen parallel statt sequenziell aus. Das ermöglicht ihnen, exponentiell mehr Informationen zu verarbeiten. Google demonstrierte diese Leistungsfähigkeit eindrucksvoll mit seinem Willow-Chip. Der Quantenprozessor löste ein Problem in fünf Minuten. Ein herkömmlicher Supercomputer hätte dafür 10 Septillionen Jahre benötigt.

Die möglichen Anwendungen reichen von der Medikamentenentwicklung über die Bekämpfung des Klimawandels bis zur Optimierung komplexer Logistiksysteme. Quantencomputer könnten Krankheiten heilen helfen, neue Materialien entdecken und Verschlüsselungssysteme revolutionieren. Diese Vision hat nicht nur Privatanleger elektrisiert. Auch die Trump-Administration hat Quantencomputing zur Priorität erklärt. Erst diese Woche beteiligte sich Fidelity International an einer Finanzierungsrunde für das Startup Quantinuum. Die Bewertung: zehn Milliarden Dollar.

Wenn Analysten Hassmails bekommen

Die Kapitalmärkte wollen den nächsten großen Technologiesprung nicht verpassen. Nach dem KI-Boom suchen Investoren fieberhaft nach der nächsten disruptiven Innovation. Haim Israel, Leiter des globalen Themenforschungsteams bei Bank of America, vergleicht die aktuelle Situation mit den frühen Tagen von OpenAI. „Quantencomputing wird alles überholen“, erklärt der Experte. Die Angst, eine weitere Jahrhundertchance zu versäumen, treibt die Kurse.

Doch nicht alle teilen diese Euphorie. Bruce Cox vom Harrington Alpha Fund wettet aktiv gegen Rigetti-Aktien. Seine Begründung: „Es gibt keine Gewinne, nichts, worauf man sich stützen könnte.“ Die massiven Kursanstiege ohne entsprechende Umsatzbasis sind für ihn ein klassisches Anzeichen einer Blase. David Williams von Benchmark erlebte die Kontroverse am eigenen Leib. Als er sein Kursziel für Rigetti von 20 auf 50 Dollar erhöhte, erhielt er so viele wütende Zuschriften wie in seinen gesamten 14 Jahren an der Wall Street noch nie.

Die Schattenseiten der Begeisterung

Die Skepsis hat durchaus ihre Berechtigung. Jensen Huang, CEO von Nvidia, dämpfte die Erwartungen erheblich. Er deutete an, dass praktische Anwendungen noch Jahrzehnte entfernt sein könnten. Diese Einschätzung eines der profiliertesten Tech-Visionäre sollte Anleger nachdenklich stimmen. Troy Jensen von Cantor Fitzgerald bringt die Situation auf den Punkt: „Wenn es funktioniert, wird es riesig und explosiv. Wenn nicht, könnte es auf null gehen.“

Der jüngste Kursverlauf deutet bereits auf Nervosität hin. Rigetti und D-Wave sind von ihren im vergangenen Monat erreichten Rekordhöhen um jeweils mehr als 34 Prozent gefallen. Rund zwölf Milliarden Dollar an Marktwert lösten sich in Luft auf. Die Volatilität dürfte bleiben. Williams von Benchmark räumt ein, dass Retail-Trader und Momentum-Jäger einen erheblichen Anteil am Kursanstieg hatten. Bei einer allgemeinen Marktkorrektur werden Quantencomputer-Aktien nicht verschont bleiben.

Das Biotech-Déjà-vu

Vergleiche mit dem Biotechnologie-Sektor drängen sich auf. Auch dort warten Investoren jahrelang auf Durchbrüche in der Medikamentenentwicklung. Der entscheidende Unterschied: Bei Quantencomputing ist selbst die grundlegende Machbarkeit noch größtenteils theoretisch. Zwar sind sich die meisten Experten über das enorme Potenzial einig. Doch niemand kann mit Sicherheit sagen, ob und wann diese Technologie zur Marktreife gelangt.

Die Bewertungen lassen wenig Raum für Enttäuschungen. Rigetti müsste bei der aktuellen Aktienbewertung einen Jahresumsatz von über 600 Millionen Dollar erreichen, um eine ähnliche Bewertung wie Nvidia zu rechtfertigen. Das liegt weit über den für 2027 prognostizierten 40 Millionen Dollar. Trotzdem empfehlen von zehn Analysten, die D-Wave beobachten, alle zehn den Kauf der Aktie. Bei Rigetti raten sechs von sieben Experten zum Einstieg.

Der schmale Grat zwischen Vision und Illusion

Was bedeutet das für Sie als Anleger? Die Quantencomputing-Story vereint faszinierende technologische Möglichkeiten mit extremen Bewertungsrisiken. Die Parallelen zur Dotcom-Blase sind unübersehbar. Damals wurden Unternehmen ohne Geschäftsmodell zu Milliardenwerten gehandelt. Die anschließende Korrektur vernichtete Vermögen. Gleichzeitig entstanden aus dieser Phase Giganten wie Amazon und Google.

Die entscheidende Frage lautet nicht, ob Quantencomputing die Welt verändern wird. Die Frage ist, wann dies geschieht und welche der heutigen Akteure dann noch existieren. Der Sektor befindet sich im frühesten Stadium. Vergleichbar mit der Situation der Automobilindustrie um 1900. Damals gab es Hunderte von Herstellern. Nur wenige überlebten. Anleger, die auf die falschen Pferde setzten, verloren alles.

Das Timing entscheidet über Erfolg oder Misserfolg

Quantencomputer-Aktien sind eine Wette auf eine Technologie, deren kommerzielle Nutzung womöglich noch Jahrzehnte auf sich warten lässt. Die heutigen Marktführer könnten bis dahin längst von der Bildfläche verschwunden sein. Neue Player könnten die Branche dominieren. Oder etablierte Tech-Giganten wie Google und IBM übernehmen das Feld. Die Geschichte der Technologiemärkte ist voll von frühen Pionieren, die den Durchbruch nicht erlebten.

Wer dennoch investieren möchte, sollte nur Kapital einsetzen, dessen Totalverlust verkraftbar ist. Die potenzielle Rendite mag verlockend sein. Doch der Weg dorthin ist mit enormen Risiken gepflastert. Quantencomputer-Aktien zählen zweifellos zu den spekulativsten Investments unserer Zeit.

D-Wave Quantum-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue D-Wave Quantum-Analyse vom 09. November liefert die Antwort:

Die neusten D-Wave Quantum-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für D-Wave Quantum-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 09. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

D-Wave Quantum: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)