Liebe Leserin, lieber Leser,
was war die Aufregung groß in der vergangenen Woche: Das U.S. Department of Energy (DOE) kündigte am Mittwoch Fördergelder in Höhe von 750 Millionen US-Dollar für insgesamt 52 Projekte in 24 Bundesstaaten an, um die Kosten für grüne Wasserstoff drastisch zu senken. Nel ASA (Norwegen) soll davon genauso profitieren wie Plug Power (USA); mehrere Projekte, an denen die Unternehmen beteiligt sind, waren ausgewählt worden. Allerorten wurde darüber spekuliert, ob das jetzt endlich, endlich den Durchbruch der Wasserstoff-Technologie zumindest in den USA bedeuten wird. Zumal Nel ASA weitere 75 Millionen Dollar Förderung für sein Werk in Michigan erhalten soll. Und was passiert an den Börsen? Die Nel-Aktie stagniert und Plug verliert sogar massiv. Wie kann das sein?
Milliarden-Förderung für „sauberen Wasserstoff“
Die Antwort auf die Zurückhaltung der Anleger könnte im Kleingedruckten der Förderbestimmungen liegen. Diese Ankündigung stelle „die erste Phase der Umsetzung zweier Bestimmungen des überparteilichen Infrastrukturgesetzes dar, das 1 Milliarde US-Dollar für Forschungs-, Entwicklungs-, Demonstrations- und Einsatzaktivitäten (RDD&D) zur Senkung der Kosten für sauberen Wasserstoff, der durch Elektrolyse erzeugt wird, und 500 Millionen US-Dollar für Forschung genehmigt“, wie es auf der Seite der Behörde heißt.
„Diese Projekte werden direkt mehr als 1.500 neue Arbeitsplätze schaffen, zusammen mit Tausenden zusätzlicher Arbeitsplätze, die indirekt durch regionale Wirtschaftstätigkeit geschaffen werden“, so das DOE. So weit, so gut. Was es allerdings nicht bedeutet – dass das Geld an alle jetzt ausgewählten Projekte auch tatsächlich fließen wird.
Plug Power freut sich schon mal
Plug freue sich, „bekannt geben zu können, dass wir vom Department of Energy (DOE) für insgesamt neun Auszeichnungen für saubere Wasserstoffelektrolyse, Herstellung und Recyclingaktivitäten im Rahmen des überparteilichen Infrastrukturgesetzes ausgewählt wurden“, hieß es in einer Mitteilung des US-Unternehmens zwar. Die jüngsten Auszeichnungen unterstrichen „Plugs Branchenführerschaft und ebnen den Weg für die Beschleunigung unserer Technologie- und Fertigungskapazitäten“.
- Von den neun Auszeichnungen sei Plug für drei als Hauptauftragnehmer und für sechs als Subunternehmer ausgewählt worden
- Diese Kostenbeteiligungsprogramme würden „die Produktionskapazitäten von Plug für Brennstoffzellen und Elektrolyseure verbessern“
Der entscheidende Passus in der Mitteilung von Plug Power aber folgt erst danach: „Das DOE und die ausgewählten Antragsteller müssen einen Verhandlungsprozess durchlaufen, bevor eine Finanzierung gewährt wird“, heißt es einschränkend. Mit anderen Worten: Da ist noch gar nichts fix.
Nel ASA mit 10 Prozent an Projekten beteiligt
Das gilt auch für Nel ASA und seine Partner, die für sieben Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund 90 Millionen US-Dollar vom DOE erhalten sollen. Nel sei der führende Partner bei einem der Projekte, hieß es in einer Mitteilung. Etwa 10 Prozent der Arbeiten im Rahmen der F&E-Programme werden demnach von Nel übernommen. Man sei „dankbar für die Unterstützung des Energieministeriums, die dazu beitragen wird, unsere Forschung und Entwicklung zu beschleunigen und gleichzeitig wichtige Herausforderungen für die Zukunft der Wasserstoffindustrie zu lösen“, kommentierte Kathy Ayers, Vizepräsidentin für Forschung und Entwicklung bei Nel schon mal vorab.
Blieben also 75 Millionen US-Dollar an Geldanreizen und Zuschüssen die das US-Energieministerium und der Bundesstaat Michigan gemeinsam für den Bau der von Nel ASA geplanten Elektrolyseur-Produktionsanlage in Michigan ebenfalls in dieser Woche vergeben haben.
- 50 Millionen US-Dollar erhält Nel als Unterstützung der Direktinvestition für die geplante US- Gigafactory und Initiativen zur Personalentwicklung in der Region Detroit
- Weitere 25 Millionen US-Dollar will der Bundesstaat Michigan gewähren, um das Land bei der Umstellung auf saubere Energie zu unterstützen
Nel ASA macht Investition von Nachfrage abhängig
Nel hatte vom Bundesstaat Michigan zuvor bereits die Zusage über 50 Millionen US-Dollar zur Unterstützung der Produktionsanlage erhalten. Und doch gibt es auch hier eine nicht unwesentliche Einschränkung: „Eine endgültige Investitionsentscheidung ist noch nicht gefallen und hängt von der Marktnachfrage nach Elektrolyseuren ab“, wie Nel ASA ganz am Schluss der Mitteilung einräumt.
Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass es nie zu der Errichtung der Gigafactory kommt. Denn die erwähnte Marknachfrage war zuletzt, nun ja, eher überschaubar. Um 81 Prozent war der Auftragseingang bei Nel im 4. Quartal 2023 auf nur noch 16 Millionen Euro eingebrochen. Das entsprach ungefähr einem Drittel des in jenem Quartal generierten Umsatzes.
Nel-Aktie stagniert, Plug bricht ein
Somit bleibt festzuhalten, dass in der vergangenen Woche, aller kolportierten Fördersummen zum Trotz, nichts Substanzielles passiert ist. Das hat sich offenbar auch bei den Anlegern herumgesprochen: Die Aktie von Nel ASA, am Montag kurzzeitig bereits bei 0,420 Euro gehandelt, hat sich bis zum Handelsschluss am Freitag in Frankfurt auf lediglich 0,427 Euro verbessert – ein kümmerliches Plus von weniger als zwei Prozent.
Nel ASA Aktie Chart
Wirklich übel aber erging es dem US-Wettbewerber. Die Anteilscheine von Plug Power war den Anlegern im Laufe des Montags an der Nasdaq bis zu 4,09 US-Dollar wert. Am Freitag verabschiedete sich die Aktie bei nur noch 3,33 Dollar ins Wochenende. Plug hat somit innerhalb der vergangenen fünf Handelstage fast 20 Prozent an Börsenwert eingebüßt.
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