Liebe Leserin, lieber Leser,
die Woche der Wahrheit liegt hinter den Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Unternehmen Nel ASA (Norwegen) und Plug Power (USA). Die Quartalszahlen standen an, bei Nel an Mittwoch, bei Plug am Freitag. Und was soll man sagen? Die Ergebnisse haben offenbar für derartige Verunsicherung gesorgt, dass die Aktien beider Unternehmen extreme Kursbewegungen vollführten. Doch während Nel ASA erst einen kleinen Kurssprung hinlegte, der alsbald wieder abverkauft wurde, hatte die Aktie von Plug Power am Freitag zwischenzeitlich zweistellig verloren – nur um am Ende mit deutlichem Plus aus dem Handel zu gehen. Es ist verrückt.
Plug Power 2023 mit Milliardenverlust
Doch möglicherweise, das zur Erklärung, reagierten die Anleger beim US-Unternehmen zunächst auf das nackte Ergebnis aus dem 4. Quartal 2023, das noch schlechter ausfiel als von Analystenseite befürchtet: Plug Power erlöste 222,2 Millionen Dollar, was lediglich dem Umsatz des Vorjahresquartals entsprach. Dabei war allerdings ein Verlust von 1,08 Dollar je Aktie aufgelaufen. Das verhagelte dann das ohnehin schlecht verlaufende Gesamtjahr 2023 vollends:
- Plug Power kam auf einen Jahresumsatz in Höhe von rund 891 Millionen Dollar, weit weg von der einst anvisierten Milliarde
- Diese war allerdings tatsächlich angefallen, auf der Verlustseite, und betrug netto 1,37 Mrd. US-Dollar
Unter dem Strich verbuchte Plug einen Verlust von 2,30 Dollar je Aktie, wobei die Schätzungen bei 1,63 Dollar gelegen hatten. Schuld an dem gewaltigen Minus laut Plug: „Aufgrund der sich entwickelnden Marktdynamik hat das Unternehmen bestimmte Vermögenswerte abgeschrieben, was zu nicht zahlungswirksamen Belastungen im vierten Quartal 2023 in Höhe von etwa 325 Millionen US-Dollar führte.“
Plug wendet befürchtete Pleite erst mal ab
Kein Wunder also, dass die Anleger in Europa die Plug-Aktie zunächst weit ins Minus drückten, nachdem die Zahlen aus dem Bericht an die Börsenaufsicht SEC bereits am Morgen öffentlich geworden waren. Als Plug Power jedoch pünktlich um 14.30 Uhr (MEZ) dann seine Quartalszahlen auch offiziell verkündete, setzte ein Umdenken ein, und wie. Ausgehend von 2,83 Euro Tagestiefstand, ein Minus von zwischenzeitlich 15 Prozent, schoben sie die Papiere bis Handelsschluss auf 3,61 Euro – und damit gut neun Prozent ins Plus.
Wie ist das wieder zu erklären? Vielleicht weniger mit den gewohnten Durchhalteparolen des Plug-CEO Andy Marsh, für den das Geschäftsjahr 2023 ernsthaft „eine entscheidende Phase auf unserem Weg zu Wachstum und Nachhaltigkeit in der Wasserstoffwirtschaft markierte“. Viel wichtiger war wohl ein anderer Passus in der Mitteilung: „Plug hat die Frage der Unternehmensfortführung, wie bereits im Formular 10-Q für das am 30. September 2023 endende Quartal offengelegt, gelöst und ist zu dem Schluss gekommen, dass keine wesentlichen Zweifel mehr an der Fähigkeit des Unternehmens zur Fortführung seiner Unternehmenstätigkeit bestehen“.
- Ein gedrechselter Satz, der eines mitteilen sollte: Die vor einem Vierteljahr noch befürchtete Pleite des Unternehmens ist erst einmal abgewendet
- Dies reichte den Marktteilnehmern offenbar, um neuen Mut zu schöpfen, obwohl die Verluste 2023 den Umsatz bei weitem überstiegen
Nel ASA mit Licht und Schatten
Das war bei Nel ASA anders. Der norwegische Wasserstoff-Spezialist meldete aus dem 4. Quartal einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 46,59 Mio. Euro, und damit eine Steigerung um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zudem war der EBITDA-Verlust von 18,83 auf 9,24 Mio. Euro in etwa halbiert worden, was beweise, dass das Geschäftsmodell skaliere. „Das EBITDA verbessert sich mit steigenden Umsätzen aus großen Elektrolyseurverträgen und einer verbesserten Kostenkontrolle im Bereich Fueling“, hieß es in der Mitteilung. Für diesen prüft Nel zudem aktuell die Abspaltung.
- Der Umsatz für das Gesamtjahr 2023 stieg über beide Segmente um 78 Prozent auf rund 160 Millionen Euro.
- Darüber hinaus verbesserte sich das EBITDA im Jahresvergleich um mehr als 26,16 Millionen Euro, der Nettoverlust wurde deutlich reduziert
Erst im Plus, dann weit im Minus
Die Anleger reagierten in den ersten Stunden nach Veröffentlichung euphorisch auf die Zahlen und schickten die Nel-Aktie am Mittwoch zwischenzeitlich um 14 Prozent ins Plus auf bis zu 0,48 Euro. Doch dann der Stimmungsumschwung, bei Nel aber in die andere Richtung: Bereits am Abend war der Zugewinn wieder weg, am Donnerstag ging es weiter nach unten bis auf 0,38 Euro. Und wieder drängt sich eine Frage auf: Warum?
Es könnte der Blick auf die Auftragseingänge bei Nel ASA gewesen sein, der verunsicherte. Denn diese brachen im 4. Quartal 2023 um nicht weniger als 81 Prozent auf nur noch knapp 16 Mio. Euro ein. Das ist wenig mehr als ein Drittel des Umsatzes, den die Norweger im letzten Jahresviertel 2023 ausweisen.
Nel-Aktie wieder am Ausgangspunkt
Die Konsequenzen: Das Segment Elektrolyseure von Nel beendete das vierte Quartal 2023 mit einem Auftragsbestand von 182,5 Mio. Euro, was einem Rückgang um 30,34 Mio. Euro gegenüber dem Vorquartal entspricht. Hauptgründe dafür waren der „niedrige Auftragseingang im Quartal und die Kündigung eines 40-MW-Vertrags“, wie man einräumte.
Die Nel-Aktie indes hat sich nach dem Kursknick vom Donnerstag wieder stabilisiert. Mit 0,43 Euro notiert sie auf genau jenem Niveau von vor den Zahlen – und aufs Jahr gesehen mit rund 70 Prozent im Minus. Genauso wie Plug Power.
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