Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktien von Nel ASA und Plug Power stehen vor der Woche der Wahrheit: Sicherlich, nur der norwegische Wasserstoffspezialist Nel wird am Mittwoch seine Zahlen aus dem ersten Quartal 2024 vorlegen. Bei US-Wettbewerber Plug wird es noch bis in den Mai dauern, bis die Anleger Einblick in die jüngsten Geschäftszahlen bekommen. Und dennoch wird der 17. April zweifellos richtungsweisend für die Aktien beider Unternehmen, wenn nicht der gesamten Branche. Denn in der Vergangenheit wurden die Papiere des jeweils anderen stets mitgerissen – in die eine wie die andere Richtung. Und es sieht wahrlich nicht gut aus.
Nel ASA veröffentlicht Quartalszahlen
Sicherlich: Es ist gut möglich, dass Nel ASA im Quartalsbericht einen erneut steigenden Umsatz ausweisen wird, so wie in den vergangenen Quartalen. Dass man die Verluste zwischen Januar und März zudem weiter eingrenzen konnte, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Dramatisch aber könnte es auf Seite der Auftragseingänge bei Nel aussehen, die Norweger haben seit Jahresbeginn lediglich eine einzige Bestellung im Wert von rund fünf Millionen Euro öffentlich gemacht. Zur Einordnung:
- Bereits in den vergangenen Quartalen waren die Neubestellungen bei Nel eingebrochen
- Im 3. Quartal 2023 um 55 Prozent, im 4. Quartal sogar um 81 Prozent auf noch 16 Millionen Euro
- Das war lediglich rund ein Drittel des aus dem Schlussquartal gemeldeten Umsatzes
Nel-Aktie bald wieder eingebrochen
Das war der Anlegermehrheit offenbar ebenfalls bewusst geworden, nachdem die Aktie von Nel ASA Anfang April nach Förderzusagen in zweistelliger Millionenhöhe aus den USA für eine geplante Gigafactory in Michigan zunächst zu einem völlig irrationalen Höhenflug ansetzte. Ausgehend von 0,41 Euro erreichten die Anteilscheine am 10. April in der Spitze 0,56 Euro, was einem Anstieg um zwischenzeitlich mehr als 30 Prozent entsprach. Doch dann brach der Kurs wieder fast auf das Ausgangsniveau ein. Aktuell notiert die Nel-Aktie bei 0,44 Euro.
Denn: Dass die mittlerweile sogar fast 170 Millionen US-Dollar an direkten Zuschüssen und Steuerentlastungen aus den USA Nel tatsächlich zugute kommen werden, ist alles andere als sicher. Die endgültige Investitionsentscheidung für Michigan ist „abhängig von der Marktnachfrage nach Elektrolyseuren“, wie man mehrfach selbst betont hatte. Und dieser Markt war angesichts politischer Unsicherheiten über die Bedeutung der Wasserstoffwirtschaft im Zuge der angestrebten Energiewende, insbesondere in Europa, zuletzt geradezu implodiert.
Plug Power ebenfalls ohne Neuaufträge
Das hat auch Plug Power zu spüren bekommen: Zwar hatte Plug am 29. Januar 2024 einen Vertrag über ein Basic Engineering and Design Package (BEDP) für ein 500-Megawatt-Elektrolyserprojekt in Europa unterzeichnet, was die Gesamtzahl der BEDP-Verträge von Plug auf 4,1 Gigawatt (GW) erhöhte. Ob diese jemals umgesetzt werden, ist aber ungewiss. Ein BEDP stellt laut Plug lediglich die technischen Details zur Verfügung, „um eine vollständige Studie zur Frontend-Engineering-Konstruktion (FEED) zu ermöglichen, um die mit dem Betrieb einer potenziellen Anlage verbundenen Kapital- und Betriebsausgaben im Detail zu verstehen“.
Einen festen Elektrolyseur-Auftrag meldete somit auch Plug Power im gesamten 1. Quartal 2024 nicht. Blieb einzig ein Vertrag zur Versorgung eines US-Automobilherstellers mit Wasserstoffinfrastruktur- und Brennstoffzellenlösungen, wobei Plug die Auftragssumme verschwieg.
Plug rettet sich durch erneute Kapitalerhöhung
Noch weitaus bedrohlicher allerdings ist bei Plug Power die finanzielle Situation, im Gegensatz zu Nel hatten die US-Amerikaner ihre Verluste zuletzt sogar massiv ausgeweitet. Noch Im November 2023, nach den vorgestellten Zahlen aus dem 3. Quartal, äußerte das Unternehmen selbst Zweifel, ob es über genügend Kapital verfügt, um den Betrieb in den nächsten zwölf Monaten sicherzustellen. Nur durch eine erneute Kapitalerhöhung sowie der Zusage eines Milliardenkredits durch die US-Regierung konnte Plug die drohende Insolvenz im Januar abwenden. Vorerst zumindest.
Zwar stellt sich die Situation bei Nel ASA nicht ganz so dramatisch dar, verfügten die Norweger nach eigenen Angaben zum Jahresende 2023 doch über einen Barbestand von knapp 290 Millionen Euro. Allerdings: Verfestigt sich der Trend bei den Auftragseingängen, könnte dem Unternehmen in absehbarer Zeit schlicht die Arbeit ausgehen. Erschwerend hinzu kommt noch immer eine von der Iwatani Corporation of America im Februar beim US-Bezirksgericht im Central District of California eingereichte Klage. Der Kunde beklagt Mängel an durch Nel gelieferten Wasserstofftankstellen. Nel ASA will „den Vorwürfen und der Klage energisch entgegentreten“, hieß es. Der Ausgang des Verfahrens ist bislang völlig offen.
Extrem unterscheidliche Kursziele für Nel und Plug
Das gilt gleichermaßen für die künftige Kursentwicklung, bei Nel genauso wie bei Plug. Angesichts all der genannten Unsicherheiten könnten die Prognosen der Analysten kaum weiter auseinander liegen.
- So beträgt das niedrigste Kursziel für die Nel-Aktie laut finanzen.net aktuell 0,28 Euro, das höchste 1,12 Euro
- Für die Papiere von Plug Power liegt die Spanne des erwarteten Kurses zwischen 2,00 und 18,00 US-Dollar
Kurzum: Die Experten tappen völlig im Dunkeln. Das einzig gesicherte bei beiden Titeln ist die desaströse Entwicklung an den Börsen in der Vergangenheit. So hat Nel ASA im zurückliegenden Jahr gut 60 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Doch es geht noch übler: Plug Power verlor in den zurückliegenden zwölf Monaten sogar fast 70 Prozent.
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