Nel ASA und Plug Power: Gibt es überhaupt noch Rettung?

Die Aktien von Nel ASA und Plug Power waren nach Donald Trumps Sieg erneut eingebrochen. Nel braucht einen Großauftrag, Plug eine Überraschung am Dienstag.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie des norwischen Wasserstoffplayers Nel ASA notiert auf einem Rekordtief
  • Die Wahl von Donald Trump gefährdet die Pläne des Unternehmens in den USA
  • Das gilt auch für den US-Wettbewerber Plug Power, der noch eine Chance hat
  • Kann das insolvenzbedrohte Unternehmen mit guten Quartalszahlen überraschen?
  • Die Vorzeichen stehen für Plug allerdings denkbar ungünstig

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen haben die ohnehin angeschlagene Wasserstoffbranche ins Mark getroffen. Nicht nur das US-Unternehmen Plug Power muss um Subventionen fürchten, die von der Biden-Regierung in Aussicht gestellt wurden (darunter eine 1,6 Milliarden schwere, an Bedingungen geknüpfte Kreditzusage). Auch die norwegische Nel ASA ist in den USA aktiv, plante neben einem bestehenden Werk perspektivisch ein weiteres zu errichten. Doch der Schock nach dem Wahlausgang sitzt tief – und die Aktien taumeln neuen Tiefstständen entgegen. Gibt es überhaupt noch Rettung?

Nel-Aktie auf neuem Rekordtief

Bei Nel ASA scheint es diesbezüglich kaum Hoffnung zu geben. Am Montag im frühen europäischen Handel sackten die Papiere des Wasserstoff-Spezialisten und Elektrolyseur-Produzenten auf ein neues Rekordtief von nur noch 0,307 Euro. Zur Einordnung: Mitte September war die Nel-Aktie kurzzeitig wieder bei Kursen bis zu 0,484 Euro gehandelt worden. Innerhalb von weniger als zwei Monaten haben die Anteilscheine somit mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.

Dazwischen lag die Präsentation der Quartalszahlen am 16. Oktober, die bei Nel erneut enttäuschend ausfielen. Insbesondere der Auftragseingang hatte die Märkte aufgeschreckt: Die Summe der Neuaufträge hatte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von damals 338 Millionen Norwegischen Kronen (NOK) auf nunmehr 161 Millionen NOK (rund 13,62 Millionen Euro) mehr als halbiert

  • Dies war weniger als die Hälfte des von Nel gemeldeten Umsatzes aus dem dritten Quartal 2024, der sich auf 366 Millionen belief (plus 20 Prozent)
  • Zum Quartalsende war der Auftragsbestand auf 1.872 Millionen NOK gefallen, was einem Rückgang um 20 Prozent im Jahresvergleich entsprach

Nel ASA bekommt EU-Millionen

Und so war die Aktie von Nel ASA direkt nach dem Quartalsbericht von zuvor 0,39 Euro auf 0,33 Euro zurückgefallen. Leise Hoffnung keimte an den Börsen wieder auf, als Nel ASA Mitte Oktober vermeldete, bis zu 135 Millionen Euro an EU-Zuschüssen zur Elektrolyseur-Entwicklung zu erhalten. Wieviel von den Geldern fließen werden, ist allerdings von den Fortschritten bei der „alkalische Drucktechnologie der nächsten Generation“ abhängig, die sich im Prototypstadium befindet. Und, wohl noch entscheidender, wieviel Geld das norwegische Unternehme selbst investiert. Oder vielmehr: investieren kann.

Die Nel-Aktie verbesserte sich nach der Mitteilung noch einmal bis auf 0,40 Euro, fiel jedoch alsbald wieder zurück. Mehr als 50 weitere Prozent haben die Anteilscheine binnen eines Jahres an Wert eingebüßt. Was soll die Aktie aus ihrem Tief noch herausholen? Ein überraschender und fixer Großauftrag wäre wohl die einzige Chance. Einen solchen aber hat Nel ASA seit Monaten keinen mehr gemeldet. Der Wettbewerber Plug Power hingegen hat noch so etwas wie eine letzte Chance. Doch die Vorzeichen stehen ebenfalls, nun ja, weniger gut.

Plug Power legt Quartalszahlen vor

Denn tatsächlich wird das US-Unternehmen erst am morgigen Dienstag seinen Quartalsbericht vorlegen. Um 8.30 AM Eastern Time (ET) werde man am 12. November einen Webcast zum Quartalsbericht anbieten, teilte Plug Power vor einer Woche mit. Eigentlich waren die Zahlen bereits für den 7. November erwartet worden. Ob Plug zum ersten Mal seit unzähligen Quartalen positiv überraschen kann? In der Vergangenheit war stets das Gegenteil der Fall. Das hoch defizitäre Unternehmen hat die eigenen Prognosen genauso regelmäßig verfehlt wie die Erwartungen der Analysten.

Tasächlich waren diese zuletzt wieder leicht gestiegen, die Kursziele für die Plug-Aktie kletterten laut marketscreener.com von weniger als 2 US-Dollar noch im September auf 3,96 Dollar – vor der US-Wahl. Auslöser war offenbar die Meldung vom 7. Oktober über einen verbindlichen Rahmenvertrag mit Allied Green Ammonia (AGA), einem australischen Unternehmen, das sich auf die Produktion von grünem Ammoniak konzentriert. Ziel sei es, einen Liefervertrag über drei Gigawatt (GW) Elektrolyseurkapazität für AGAs Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff zu Ammoniak abzuschließen. Allerdings:

  • Beide Parteien haben lediglich mit der Finalisierung des Kaufvertrags begonnen, wie es hieß
  • Auch eine mögliche Auftragssumme für den positiven Fall wurde von Plug Power nicht genannt

Bei Plug geht’s schlicht ums Überleben

Möglicherweise gibt es dazu eine Antwort am Mittoch, wenn Plug Power die Öffentlichkeit am Tag nach den Quartalszahlen einlädt, am Plug Symposium 2024 teilzunehmen, das am 13. November 2024 ab 9.00 AT Eastern Time live gestreamt wird. Doch das US-Unternehmen, das sowohl im Bereich Wasserstoff als auch Brennstoffzellen aktiv ist, steht vor grundsätzlichen Herausforderungen. Sprich: Es geht schlicht ums Überleben.

Um eine vor einem Jahr selbst eingeräumte Gefahr der Insolvenz abzuwenden, musste Plug im Laufe des Jahres bereits zwei Kapitalerhöhungen im Wert von insgesamt rund 1,2 Milliarden US-Dollar durchführen. Sollte der Milliardenkredit durch das US-Energieministerium ausbleiben, könnten in Latham, New York, alsbald die Lichter ganz ausgehen.

Für die Aktie gilt das im übertragenen Sinne bereits jetzt. Mit einem Kurs von 2,06 US-Dollar notiert die Plug-Aktie nicht nur 40 Prozent im Jahresminus. Seit ihrem Zwischenhoch Anfang 2021 bei 73,90 US-Dollar hat sie nicht weniger als 97 Prozent an Wert eingebüßt.

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