Liebe Leserin, lieber Leser,
in den zurückliegenden Monaten gab es im Vergleich der beiden Wasserstoffwerte Nel ASA (Norwegen) und Plug Power (USA) an der Börse einen klaren Sieger: Während Analystenliebling Plug massiv an Wert einbüßte, zogen die Papiere von Nel seit Oktober 2023 auf und davon. Im neuen Jahr schien sich an dieser Rollenverteilung zunächst wenig zu ändern, doch dann kam der Dienstag und mit ihm der erste gemeldete Festauftrag des US-Unternehmens seit Monaten. Und was soll man sagen? Plug Power ist in dieser Woche in Sachen Kursentwicklung glatt an Nel vorbeigezogen.
Sicherlich: Auch Nel ASA verbesserte sich im Wochenvergleich um knapp zehn Prozent, der amerikanische Wettbewerber allerdings steigerte seinen Börsenwert gleich um rund ein Viertel, die Aktie notiert aktuell bei 15,22 Euro. Im gesamten Januar liegt das Plus von Plug damit bei 35 Prozent. Die Nel-Aktie kommt seit dem Jahreswechsel auf einen Zugewinn von lediglich gut 20 Prozent: Von 1,31 Euro am letzten Handelstag im Dezember ging es auf 1,58 Euro.
Nel ASA Aktie Chart
Nel ASA mit zwei guten Nachrichten
Dass beide Papiere aktuell ein solches Comeback erleben, hat zweifellos mit den jüngst gemeldeten Aufträgen und Kooperationen zu tun. Nel ASA profitierte insbesondere vom Besuch vom deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der ersten Januarwoche in Norwegen, im Zuge dessen gleich zwei gute Nachrichten vermeldet worden waren.
Zum einen hatte Nel Hydrogen Electrolyser mit dem Hamburger Unternehmen HH2E AG die Erstellung einer FEED-Studie (Front End Engineering and Design) vereinbart sowie eine Absichtserklärung über die Lieferung von zwei 60-MW-Elektrolyseanlagen unterzeichnet, wie es am vorvergangenen Freitag hieß. Sie sollen laut Mitteilung
- zu den größten Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff in Europa gehören, die bisher angekündigt wurden
- sie befinden sich demnach in einer ersten Phase und können im Bedarfsfall deutlich ausgebaut werden
Großauftrag für Nel durch Statkraft
Zudem hatte Nel die Vertragsunterzeichnung mit der norwegischen Statkraft über die Lieferung einer 40-MW-Elektrolyseurausrüstung gemeldet. „Der Vertrag sei „der erste wichtige Schritt zur Verwirklichung unseres ehrgeizigen Ziels von 2 GW an grünem Wasserstoff und zur Sicherung der Produktionskapazität für unsere vielfältige Pipeline von Wasserstoffprojekten“, wurde Statkraft-CEO Christian Rynning-Tønnesen zitiert.
Tatsächlich hatte Nel die jetzt besiegelte Bestellung bereits am 14. November öffentlich gemacht, damals den Namen des Kunden aber nicht verraten. Von einem Auftragsvolumen von umgerechnet 11,61 Millionen Euro für alkalische Elektrolysegeräte durch ein nordeuropäisches Energieunternehmen war damals die Rede.
Plug Power mit Millionenauftrag durch TC Energy
Plug Power konnte mit einer solchen Nachricht seit langer Zeit nicht mehr dienen: Zwar hatte das Unternehmen Mitte Dezember mitgeteilt, man habe mit dem US-Truck-Entwickler eine Vereinbarung zur Lieferung von Wasserstoff ab 2023 unterzeichnet. Im Gegenzug soll Plug innerhalb der nächsten drei Jahre bis zu 75 mit Wasserstoff betriebene Trucks beim Partner kaufen. Doch die Nikola Coproration genießt einen zweifelhaften Ruf: Noch lässt der erste Brennstoffzellen-Lkw auf sich warten. Zudem durchläuft das geplante Wasserstoff-Drehkreuz von Nikola in Arizona laut Mitteilung derzeit noch das Genehmigungs- und Umwidmungsverfahren.
Unwägbarkeiten, die beim nun gemeldeten Auftrag nicht gegeben sind: Seit Dienstag ist öffentlich, dass Plug Power zwei Wasserstoffverflüssigungssysteme an die TC Energy Corporation, ein kanadisches Energie-Unternehmen, liefern wird. Die bestellten Anlagen sollen die Kapazität von 30 Tonnen pro Tag (TPD) haben „und bringen eines der energieeffizientesten Designs auf den Markt“, wie Plug selbstbewusst verkündete.
- Die Lieferung der Anlagen ist für das zweite bis dritte Quartal 2024 geplant
- TC Energy will damit noch entstehende Fabriken in Nordamerika versorgen
Hohe Kursziele für Plug-Aktie, bei Nel skeptisch
Auch wenn Plug Power das Auftragsvolumen nicht verriet, sorgte die Meldung für Euphorie an den Märkten. Noch haben sich die meisten Analysten nach der guten Nachricht nicht zu Wort gemeldet, sie waren jedoch zuvor mehrheitlich positiv gestimmt. Das durchschnittliche Kursziel aus 30 Analysen liegt laut marcetscreener.com aktuell bei 28,83 US-Dollar, die Experten rechnen selbst nach der jüngsten Kursrallye bei der Plug-Aktie mittelfristig mit einem weiteren Kursanstieg um mehr als 70 Prozent.
Ganz so optimistisch sind die Analysten bezüglich Nel ASA nicht: Nach den starken letzten Wochen wurde so manches Kursziel bereits übertroffen. Etwa das der US-Investmentbank Goldman Sachs, die im Oktober den fairen Wert für Nel ASA nach Quartalszahlen von 17 auf 15 norwegische Kronen (rund 1,40 Euro) gesenkt, aber die Einstufung auf „Buy“ belassen hatte. Andere waren ohnehin skeptisch, und rieten zum Verkauf der Papiere:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Goldman Sachs | 15,00NOK | -11,66% |
JP Morgan | 10,00NOK | -41,11% |
Credit Suisse | 10,70NOK | -36,98% |
Jefferies | 20,00NOK | +17,79% |
Jeffries hatte bei Nel der richtigen Riecher
Und so scheinen zuletzt die Optimisten unter den Experten den besseren Riecher gehabt zu haben. Das Analysehaus Jefferies etwa hatte das Kursziel für Nel nach einem Großauftrag vor Weihnachten sogar von 19 auf 20 norwegische Kronen (1,87 Euro) angehoben. Es seien bereits 95 bzw. 45 Prozent der von ihm für 2023 und 2024 erwarteten Umsätze durch den bestehenden Auftragsbestand gestützt, schrieb Analyst Skye Landon damals. Zusätzliche Aufträge in den Sparten Elektrolyser und Fueling Betankung würden das Umsatzpotenzial 2023 des Wasserstoff-Unternehmens steigern. Was zu beweisen war.
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