Liebe Leserin, lieber Leser,
die Spannung rund um Nel ASA steigt. Am Mittwoch wird der norwegische Wasserstoff-Spezialist endlich die mit Sorge oder Hoffnung erwarteten Quartalszahlen vorlegen – je nach Ansichtsweise. Zuletzt mussten Anleger einen herben Rückschlag hinnehmen: Die ohnehin schwer gebeutelte Nel-Aktie fiel unter die Marke von 40 Cent, notiert aktuell bei 0,39 Euro. Zwei überaus kritische Analystenkommentare hatten die Papiere in den vergangenen Tagen weiter unter Druck gesetzt. Doch es gibt vor den Earnings auch Optimisten. Zeit für einen Überblick.
Jefferies kürzte Nel-Kursziel drastisch
Da wäre zunächst das Analysehaus Jefferies, das Nel ASA am Montag von „Buy“ auf „Hold“ abgestuft und das Kursziel um satte 72 Prozent von 20,00 auf 5,50 norwegische Kronen (NOK) gesenkt hatte. Er nehme die Beobachtung der Wasserstoffbranche mit einer vorsichtigen Einschätzung auf, schrieb Analyst Constantin Hesse laut Medienberichten. Diese, daran hat er keine Zweifel, stehe vor Herausforderungen durch das wirtschaftliche Umfeld „sowie die mangelnde Vorhersagbarkeit staatlicher Regulierungsmaßnahmen und der künftigen Nachfrageentwicklung, was immer wieder zu Verzögerungen bei endgültigen Investmententscheidungen geführt hat“.
Hesse bevorzugt nach eigenen Angaben Unternehmen mit einer starken Bilanz und kurzfristigem Potenzial. Und Nel ASA gehört demnach für ihn nicht dazu: Beim norwegischen Anbieter „erschwere der zunehmende Wettbewerb im Bereich Elektrolyse eine Prognose der Auftragsentwicklung“, wie er schrieb. Viel bedeutender jedoch: Zusammen mit den Investitionsnotwendigkeiten steige das Risiko einer weiteren Kapitalerhöhung bei Nel, so der Analyst.
- Aus Anlegersicht wäre das fatal, hatte Nel ASA doch erst vor knapp einem Jahr 108 Millionen neue Aktien ausgegeben
- Trotz dieser pessimistischen Einschätzung sieht der Jefferies-Analyst bei einem Kursziel von umgerechnet 0,48 Euro noch Kurspotenzial von gut 20 Prozent
UBS sieht Nel ASA als „nicht konkurrenzfähig“
Das ist bei der UBS anders: Die Schweizer Großbank hatte laut Der Aktionär im Rahmen einer größeren Studie zum Thema Wasserstoff in der vergangenen Woche auch die Nel- Aktie erstmals genauer unter die Lupe genommen – mit vernichtendem Urteil. Analyst Christopher Leonard erkannte demnach „Hinweise, wonach die Technologie von Nel hinter der Konkurrenz zurückbleibe und das Unternehmen preislich nicht konkurrenzfähig sei“, wie es hieß. Eine weitergehende Begründung lieferte er allerdings nicht, blickt Nel doch immerhin auf jahrzehntelange Erfahrung im Wasserstoff-Bereich zurück. In seinem Urteil war er dennoch klar.
- Leonard stufte Nel in einer Ersteinschätzung mit „Sell“ und einem Kursziel von lediglich 3,70 NOK ein
- Mit umgerechnet derzeit 0,32 Euro sieht der UBS-Analyst die Aktie aktuell noch immer als zu hoch bewertet an
RBC glaubt weiter an eine Kursverdreifachung
Doch es gibt auch Gegenstimmen. Dass sich die Papiere am Montag in Frankfurt nach der Jefferies-Abstufung und dem Absturz auf 0,369 Euro, zugleich der tiefste Stand seit September 2018, wieder gefangen haben, könnte an der kanadische RBC gelegen haben: Die Bank stufte Nel ASA nur wenig später auf „Outperform“ – mit bemerkenswerter Begründung: Bei den am 28. Februar anstehenden Quartalszahlen stünden der Ausblick, die Regulierung des US-Marktes und die Sparte Wasserstoff-Tankstellen im Fokus, schrieb Analyst Erwan Kerouredan. So weit, so neutral.
Doch dann konstatierte er, dass Nel seit März vergangenen Jahres keine größeren Kauforders mehr berichtet habe. Mit Blick auf das Tankstellengeschäft verwies der Experte zudem darauf, dass mit ITM Power und McPhy Energy zuletzt zwei Branchenkollegen den Verkauf ihrer diesbezüglichen Aktivitäten angekündigt hätten. Wie er nach dieser Einschätzung zu einer Kaufempfehlung für Nel kommt, erschließt sich eher nicht.
- Noch weniger das enorme Kursziel von 14 NOK, umgerechnet 1,23 Euro
- Hierfür müsste sich die Aktie im Wert tatsächlich mehr als verdreifachen
Mittleres Kursziel für Nel-Aktie liegt bei 0,67 Euro
An ein solches Szenario glaubt sonst keiner: Laut marketscreener.com bildet RBC mit der 14-NOK-Prognose die Spitze, UBS mit den erwähnten 3,70 NOK das Ende der Analystenschar. Mit einem durchschnittlichen Kursziel von 7,61 NOK (0,67 Euro) sehen die aktuell 22 Beobachter immerhin ein Aufwärtspotenzial bei Nel von gut 70 Prozent.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Erwartungen noch im September 2023 bei 1,35 Euro lagen, mehr als doppelt so hoch also. Die Reduzierung der Prognosen reihum ist ganz offensichtlich die Reaktion auf den anhaltenden Ausverkauf der Nel-Aktie – und zwar seit ihrem Höchsttand von rund 3,40 Euro im Januar 2021. Seitdem haben die Anteilscheine annähernd 90 Prozent ihres Werts eingebüßt.
Nel ASA Aktie Chart
Dass die Nel-Aktie im August 2018 hingegen noch weniger Wert war als derzeit, ist dabei für die meisten nur ein schwacher Trost. Denn während die künftige Entwicklung der Nel-Aktie voller Unwägbarkeiten steckt, wie sich an den extrem unterschiedlichen Analystenschätzungen zeigt, ergibt sich aus diesem Umstand die einzige Gewissheit: Wer erst nach August 2018 bei Nel eingestiegen ist, hat mit der Aktie bislang Verlust gemacht.
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