Liebe Leserin, lieber Leser,
was war der Jubel groß: Nach bleiernen Wochen, als die Aktie von Nel ASA nie höher als bei 0,43 Euro gehandelt worden war, setzten die Papiere plötzlich und unerwartet zu einem kleinen Höhenflug an: Bis auf 0,56 Euro, ein Aufschlag von zwischenzeitlich gut 30 Prozent, ging es mit dem norwegischen Wasserstoff-Spezialisten seit Donnerstag vergangener Woche steil nach oben. Primärer Auslöser war die Aussicht auf neue Steuergutschriften in Millionenhöhe für den geplanten Bau eine Gigafactory in Michigan. Doch dann folgte am Mittwoch der ebenso jähe Absturz, die Papiere krachten wieder zurück auf bis zu 0,44 Euro.
Analyst senkt Nel-Kursziel auf 0,34 Euro
Auslöser war dieses Mal offensichtlich die Abstufung der Nel-Aktie durch Pareto Securities von „Hold“ auf „Sell“ am Mittwoch. Das Kursziel wurde zugleich von 5,00 auf 4,00 Norwegische Kronen (NOK) gesenkt, was lediglich 0,34 Euro entspricht. Analyst Gard Aarvik sprach laut dpa von einem „unerwünschten Cocktail“ beim Wasserstoffunternehmen. Dieser beinhalte unter anderem „einen steigenden Druck, Cash zu generieren“. Der Bedarf an Barmitteln könne sich negativ auswirken bei der vom Unternehmen geplanten Ausgliederung des Betankungsgeschäfts, so der Pareto-Analyst. Hinzu kämen schwache Auftragseingänge des Unternehmens.
In der Tat ist das ein gewaltiges Problem, das erst mit Vorlage der Quartalszahlen in der kommenden Woche wirklich erkennbar werden wird – und das einige ganz offensichtlich nicht auf dem Schirm haben. „Nel ASA Aktie: War das der lang ersehnte Befreiungsschlag?“, fragte man sich jüngst bei 4investors. Kurze Antwort: Nein!
Nel ASA meldete einen einzigen Auftrag
Denn in der Tat hatte Nel ASA bei Vorlage der Zahlen aus dem 4. Quartal 2023 Ende Februar zwar bei zwei wichtigen Kennzahlen überzeugt: So meldete das Unternehmen gegenüber dem Vorjahresquartal eine Umsatzsteigerung um 29 Prozent auf umgerechnet 46,59 Millionen Euro. Zugleich war der EBITDA-Verlust im Schlussquartal mit 9,1 Millionen Euro im Jahresvergleich in etwa halbiert worden. Besorgniserregend aber war ein anderer Punkt:
- Im letzten Jahresviertel 2023 war der Auftragseingang bei Nel um 81 Prozent auf nur noch knapp 16 Millionen Euro eingebrochen
- Bereits im 3. Quartal 2023 waren die Bestellungen im Jahresvergleich um 55 Prozent auf umgerechnet 30,71 Millionen Euro gefallen
Dass sich diese dramatische Tendenz auch im 1. Quartal 2024 fortsetzen wird, dafür muss man kein Prophet sein. Es reicht der Blick auf die von Nel ASA gemeldeten Bestellungen zwischen Januar und März: Es war genau eine! Am 19. Januar machten die Norweger einen Auftrag durch die südkoreanische Samsung C&T über Elektrolyseure und Ausrüstung im Auftragswert von rund 5 Millionen Euro bekannt. Das war’s. Der Bau der Gigafactory in Michigan ist damit in weite Ferne gerückt, ist eine endgültige Investitionsentscheidung doch abhängig von der Marktnachfrage nach Elektrolyseuren, wie Nel immer wieder betonte. Dass die mittlerweile zugesicherten fast 170 Millionen US-Dollar Fördergelder aus den USA wirklich fließen werden, ist somit äußerst fraglich.
Analysten sind sich bei Nel uneins
Pareto-Analyst Aarvik war daher beileibe nicht der erste, der auf die ausbleibenden Aufträge bei Nel ASA hinwies: Es war die Privatbank Berenberg, die Anfang März ihre Einstufung für die Aktie mit Blick auf die Quartalszahlen zwar auf „Buy“ mit einem Kursziel von umgerechnet 0,96 Euro beließ, daran allerdings knüpft Analyst Carmichael eine nicht unwesentliche Bedingung: Der Wasserstoff-Spezialist müsse „einige große Order hereinholen, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen“, schrieb er.
Während er vor gut einem Monat angesichts des Kursziels davon auszugehen schien, dass Nel das gelingen könnte, war das bei der schweizer Großbank UBS anders: Die Norweger bräuchten noch Aufträge, um die Umsatzziele für 2025 zu erreichen, schrieb auch Analyst Christopher Leonard in seiner Studie. Mangels Meldungen beließ er die Einstufung für Nel daher auf „Sell“, mit einem Kursziel von umgerechnet 0,32 Euro sieht der UBS-Analyst bei der Nel-Aktie daher ein weiteres Rückfallpotenzial von rund 30 Prozent.
Dazwischen positionierte sich die US-Bank JPMorgan, die den fairen Wert für Nel nach Quartalszahlen von 6,40 auf 6,20 norwegischen Kronen (0,53 Euro) gesenkt und die Einstufung auf „Neutral“ belassen hatte. Nel habe zwar insgesamt stark angeschnitten, schrieb Analyst Patrick Jones. Der Netto-Barmittelbestand aber habe enttäuscht. Auf die bedenkliche Auftragslage hingegen ging er in seiner Analyse nicht ein.
RBC lag bei Nel schon früher völlig daneben
Das tat auch Analyst Erwan Kerouredan von der kanadischen RBC nicht, als er in der erneuten Förderzusage in der Vorwoche eine Bestätigung für die starke Unterstützung der Bemühungen des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten erkannte, „seine Aktivitäten in den USA auszubauen und sein Know-how in den Bereichen Elektrolyseurforschung und -herstellung zu erweitern“.
- Er beließ die die Einstufung für Nel in der Folge auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 13 NOK, umgerechnet 1,12 Euro
- Der Analyst war damit zweifellos an dem kurzen Höhenflug der Nel-Aktie nicht ganz unschuldig
Dabei hätten die Anleger gewarnt sein können: Erwan Kerouredan ist bekannt für seinen grenzenlosen Optimismus bezüglich der Wasserstofftechnologie im Allgemeinen und Nel ASA im Besonderen. Im Juni 2021 sagte er einen einen Kurs von 2,32 Euro für die Papiere der Norweger voraus. Nun ja.
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