Nel Asa: Fast im Panikmodus!

Liebe Leserinnen und Leser,

Nel Asa hat auch die neue Woche mit einem Abschlag in Höhe von -2 % begonnen. Die Notierungen der Norweger rutschten damit in den ersten Handelsstunden auf weniger als 0,45 Euro. Das darf durchaus als Statement verstanden werden.

Denn am 17.4. wird Nel Asa seine Quartalszahlen für das 1. Quartal 2024 bekannt geben. Diesem Tag scheinen die Börsen nicht gerade entgegen zu fiebern. In den vergangenen fünf Handelstagen ging es nach dem vorhergehenden Aufwärtslauf für den Titel um deutliche -7,7 % nach unten. Die Aktie ist fast exakt wieder dort gelandet, wo sie vor dem zwischenzeitlichen Höhenflug stand.

Vorsicht: Börsen sind gewarnt

Die Börsen jedenfalls scheinen gewarnt zu sein. Der vorhergehende Aufschwung resultierte vor allem daraus, dass ein Research-Haus den Daumen hob.

Die Schätzungen für den Kurs der Aktie wurden von der RBC zwar gesenkt, allerdings nur von 14 NOK auf dann 13 NOK. Das entspricht einem Euro-Kurs von mehr als 1 Euro. Damit würde die Aktie – wenn der Kurs denn genau diesen Einschätzungen folgte – sich um mehr als 100 % nach oben entwickeln.

Es ist schon nicht mehr verwunderlich, dass das Rating vom selben Haus auf „kaufen“ lautet. Die große Frage vor dem 17.4. aber lautet: Wie viel könnte Nel Asa denn tatsächlich in welchem Zeitraum wert sein?

Die Börsen haben sich laut Chartbild bereits eine eigene Vorstellung über den Wert der Aktie gemacht.

Nel ASA Aktie Chart

Der Abwärtstrend ist eindeutig. Die Notierungen sind innerhalb von 12 Monaten um mehr als -62 % nach unten durchgereicht worden. Der Kurs der Aktie hat dabei inzwischen den Marktwert von Nel Asa an den Aktienmärkten auf nur noch 740 Millionen Euro gesenkt. Genau dies ist die Messlatte für den Wert des Unternehmens.

Zu den Fakten:

Die Märkte haben innerhalb von 12 Monaten den Aktienkurs massiv nach unten geschraubt, obwohl die Umsatzerwartung für den Konzern sich im Geschäftsjahr als realistisch erwiesen hat. Damit hat die Aktie aus der Warte der wirtschaftlich orientierten Analysten offenbar zumindest nicht vollkommen falsche Signale geliefert.

Dramatischer wirkten in den vergangenen 12 Monaten, die jetzt vor den Quartalszahlen wieder in den Fokus kommen, vor allem die Nettoergebnisse und insbesondere die Auftragszahlen.

Nel Asa hat ein Nettoergebnis von ca. 75 Millionen Euro Verlust eingefahren. Vor einem Jahr nahmen die Märkte insgesamt einen Verlust von knapp unter 70 Millionen Euro an. Es sieht also so aus, als habe der Konzern nicht ganz so rentabel wie erwartet gearbeitet. Knapp 10 % Ergebnisverfehlung passen jedoch in keiner Weise zu -62 % Kursverlust.

Eines der Geheimnisse der wirtschaftlichen Probleme an den Aktienbörsen ist damit ein anderes: Tatsächlich ist der Auftragseingang und der Auftragsbestand von Nel Asa das große Hindernis am Markt.

Die Auftragseingänge und -bestände haben im 2. Quartal des vergangenen Jahres noch einmal ein neues Rekordniveau angenommen. Dann aber sind die zusätzlichen Auftragseingänge offenbar zusammengebrochen. Nel Asa hat gegenüber dem Vorjahr 2022 vor allem im letzten Quartal einen massiven Einbruch hinnehmen müssen.

Sichtbar wurde dies auch tagtäglich an den Börsen – und hier schließt sich der Kreis. Die Norweger haben seit Sommer 2023 nahezu keine Meldungen über weitere Auftragseingänge mehr abgegeben. Auch neue Kooperationen oder Projekte waren kaum ein Thema.

Es bleibt vor den neuen Quartalszahlen der Hinweis auf ein Projekt über 5 Millionen, das Nel Asa gewonnen hat. Zugleich aber wurde ein Auftrag mit höherem Volumen sogar storniert. Das lässt vermuten, dass Nel Asa einen noch geringeren Auftragsbestand hat.

Das bedeutet für Nel Asa und seine Investoren, dass die Aktie selbstverständlich vor den Quartalszahlen unter Druck steht. Die Erwartungen für das gesamte Jahr sind durchaus hoch.

Der Umsatz soll sich noch einmal um mehr als 20 % nach oben schieben – und die Nettoergebnisse werden sich den Erwartungen nach um mehr als 40 % verbessern. Das bedeutet, dass Nel Asa aktuell in 48 Stunden, wenn die Quartalszahlen veröffentlicht werden, dazu wird Stellung nehmen müssen.

Es gibt zwei Szenarien bzw. sogar drei:

Nel Asa könnte neue Aufträge oder Projekte präsentieren. Vor dem Hintergrund von 62 % Verlust innerhalb von 12 Monaten wäre eine solche Meldung sicherlich geeignet, um zumindest die Stimmung deutlich zu verbessern. Das Unternehmen wird aus der Sicht von Investoren und Analysten dann sicherlich größere Chancen haben – so sehen es wohl auch die Analysten. Die gehen derzeit noch davon aus, dass die Kurse um 30 % und mehr klettern können.

Auf der anderen Seite könnte Nel Asa wohl bei fehlenden Auftragseingängen die Enttäuschung sicherlich noch verstärken. Der Markt sähe sich zumindest bestätigt.

Wenn Nel Asa gar schlechte Nachrichten überbringen muss – beispielsweise bezogen auf künftige Projekte -, wären die Börsen wahrscheinlich noch etwas misstrauischer.

Möglich ist alles. Wahrscheinlich aber ist das Szenario 2 – dass sich wenig geändert hat. Denn Nel Asa ist an sich mitteilungspflichtig. Große, kursrelevante Nachrichten sind in der Regel an den Börsen zu publizieren.

Daher wartet die Börse ggf. mit etwas Misstrauen für die kommenden 48 Stunden noch ab.