Der Wasserstoff-Sektor ist an der Börse wieder einmal in Aufruhr: Seit Wochenanfang hatte die Aktie von Nel ASA (Norwegen) einen unfassbaren Aufstieg hingelegt, um gut ein Drittel schossen die Papiere des Elektrolyseur-Produzenten nach oben. Am Mittwoch allerdings kam es am Handelsplatz Frankfurt zur Trendumkehr, schlussendlich lag die Nel-Aktie sogar leicht im Minus. Anders Ballard und Plug Power. Die Wettbewerber legten deutlich zu, ohne neue Nachricht. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, wo die Titel herkommen.
Ballard und Plug Power erholen sich
Denn Ballard Power (Kanada) und Plug Power (USA) hatte es vor dem Wochenende an der Börse böse erwischt. Ballard gab am Freitag gut acht Prozent ab, Brennstoffzellen- und Wasserstoffspezialist Plug verlor von in der Spitze 17,91 Euro auf bis zu 14,77 Euro, ein Minus von zwischenzeitlich fast 18 Prozent, bevor sich die Aktie wieder etwas fing. Hintergrund waren Befürchtungen, ein wichtiges Investitionspaket in den USA könnte kippen, in dem auch Milliarden für die Branche eingepreist waren.
Der demokratische Senator Joe Manchin hatte sich nicht festlegen wollen, ob der das Paket von US-Präsident Joe Biden mittragen wird. „Ich werde nichts machen, das zu weit geht und noch mehr Probleme verursacht“, wurde er vom Handelsblatt zitiert. Doch der Mann fühlte sich falsch verstanden: Man habe in den vergangenen Monaten „gute Gespräche geführt“, ruderte er später zurück. Er habe den Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, demnach gebeten, sich erst einmal weitere Daten zur Inflation und die nächste Entscheidung der Fed zum Leitzins Ende Juli anzuschauen. Als „Nein“ will Manchin das nicht verstanden wissen.
Nel ASA mit größtem Auftrag der Geschichte
Dennoch war die Reaktion an den Märkten heftig, allerdings nur bei Werten vom amerikanischen Kontinent. Während die Nel-Aktie am Freitag sogar leicht zulegte, schmierten Ballard und Plug ab. Wenn beide nun zurückkommen, ist das also zunächst ein Ausgleich zu den zuvor erlittenen Verlusten. Ballard Power hat seit dem Freitagshoch bei 6,74 Euro auf 7,15 Euro zugelegt, ein Plus von tatsächlich sechs Prozent. Der Kurs der Plug-Aktie bei 17,99 Euro am Mittwochabend lag hingegen nur knapp über ihrem Bestwert vom Freitag.
Bei Nel ASA stellt sich die Sache völlig anders dar: Der kleine Kursknick vom Mittwoch auf 1,58 Euro ändert nichts daran, dass die Aktie im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag noch immer rund 20 Prozent an Wert dazugewann. Das hat seinen Grund: Am Montag vermeldeten die Norweger den größten Auftrag in ihrer Unternehmensgeschichte. Es geht um eine feste Bestellung für die US-Tochter Nel Hydrogen Electrolyser über eine alkalische Elektrolyseurausrüstung im Umfang von 200 MW für industrielle Anwendungen durch einen nicht genannten US-Kunden.
Auftrag verbessert die Finanzlage von Nel ASA
Nur so viel: Das Projekt sei 45 Millionen US-Dollar schwer und über mehrere Jahre entwickelt worden, werde zudem vollständig durch private Investoren finanziert. Angesichts der Umweltvorteile werde es jedoch „auch erhebliche staatliche/lokale Regierungsanreize erhalten“, wie es Nel formulierte. Die Auslieferung der Stacks ist bis Mitte 2024 geplant.
Dieses Projekt werde die umfangreichen Liefer- und Ausführungsfähigkeiten von Nel demonstrieren „und zu einer wertvollen Referenz für zukünftige Großaufträge werden“, glaubt Håkon Volldal, seit kurzem CEO von Nel. Mehr noch: „Die Bestellung wird sich zudem erheblich positiv auf die Finanzlage von Nel, die Produkt- und Produktionskosten für Elektrolyseure, die Technologieentwicklung sowie die Scale-up-Pläne auswirken“, so Volldal.
Analysten bestätigten Nel-Kursziele
Es dauerte nicht lange, bis sich die Analysten zu Wort meldeten. Dies sei „ein bedeutender Schritt zur Erreichung der nach oben geschraubten Ambitionen des norwegischen Wasserstoff-Unternehmens“, schrieb Analystin Zoe Clarke von der US-Bank Goldman Sachs am Montag. Sie hatte die Einstufung für Nel nach dem Rekordauftrag auf „Buy“ mit einem Kursziel von 21 norwegischen Kronen belassen, was 2,06 Euro entspricht. Die Expertin erwartet, Stand jetzt, also einen weiteren Anstieg der Aktie um gut 30 Prozent.
Überraschend war allenfalls, dass sich auch andere Analysten zwar positiv äußerten, an ihren Kurszielen allerdings nichts änderten. Darunter etwa das Analysehaus Jefferies oder die kanadische Bank RBC. Noch skurriler war lediglich die Neubewertung durch die Credit Swiss: Am Tag des größten Auftrags der Unternehmensgeschichte senkte Analyst Christopher Leonard das Kursziel für Nel ASA von ohnehin bescheidenen 19,30 auf nur noch 15,00 norwegischen Kronen (etwa 1,48 Euro), ohne irgendeine öffentliche Erläuterung.
Nicht mehr viel Luft nach oben
Das durchschnittliche Kursziel aus derzeit neun Analysen für Nel liegt laut finanzen.net aktuell bei umgerechnet 1,94 Euro, rund 22 Prozent über dem aktuellen Kursniveau. Die neuesten Einschätzungen in der Übersicht:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Credit Suisse Group | 15,00NOK | -6,07% |
RBC Capital Markets | 23,00NOK | +44,02% |
Jefferies & Company | 23,00NOK | +44,02% |
Goldman Sachs | 21,00NOK | +31,50% |
Aktien von Ballard und Plug mit Potenzial
Nach dem jüngsten Kurssprung ist die Luft nach oben für Nel ASA also dünner geworden. Das gilt nicht für Plug Power, waren die Analysten in der Mehrheit beim US-Unternehmen schon länger äußerst zuversichtlich: So liegt das mittlere Kursziel aus 25 Analysen derzeit bei 34,26 US-Dollar, die Experten erwarten mithin fast eine Kursverdopplung.
Bei Ballard Power sind sich die Experten ebenfalls einig, dass das Urgestein der Brennstoffzellen-Branche unterbewertet ist: 19 Analysten halten im Schnitt 15,85 Kanadische Dollar (12,06 Euro) für angemessen, das wäre fast zwei Drittel höher. Dabei darf jedoch etwas anderes nicht in Vergessenheit geraten: Ballard hat binnen eines Jahres noch immer fast die Hälfte an Börsenwert eingebüßt (-46 Prozent). Die Konkurrenz steht deutlich besser da:
- Plug Power hat seit Juli 2021 noch rund 21 Prozent abgegeben
- Nel ASA hat seinen Jahresverlust auf knapp fünf Prozent verringert
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