Liebe Leserin, lieber Leser,
die leidlich gute Nachricht vorab: Die Aktie von Nel ASA hat nach ihrem tagelangen, dramatischen Absturz am Mittwoch im Vormittagshandel in Frankfurt bei 0,70 Euro offenbar einen Boden gefunden, notiert aktuell wieder bei immerhin 0,73 Euro. Zur Erinnerung: Am Donnerstag vergangener Woche schlossen die Papiere des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten noch bei 0,90 Euro, doch eine massive Kurszielsenkung gleich zweier Experten ließ die Nel-Aktie in der Folge einbrechen. Dabei hatten die Norweger seit Monaten erstmals wieder Neuigkeiten verbreitet, doch es war offenbar die falsche Nachricht.
Nel ASA weiter ohne Auftragsmeldung
Denn worauf Anleger und Investoren seit der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 18. Juli warten, das sind Auftragsmeldungen. Doch seitdem hat Nel ASA nicht eine neue Bestellung vermeldet. Nicht eine. Dabei waren die Erwartungen nach dem überraschend guten Zahlen aus dem zweiten Quartal hoch. So hatte sich unter anderem Goldman Sachs zu Wort gemeldet und angesichts des gestiegenen Umsatzes und des Rekordauftragsbestandes die Einstufung für Nel auf „Buy“ mit einem Kursziel von 20 norwegischen Kronen (NOK) belassen, umgerechnet nicht weniger als 1,76 Euro.
- Der Umsatz habe die Erwartungen übertroffen, begründete Analyst Michele della Vigna seine Zuversicht
- Die Dynamik beim Auftragsbestand des Wasserstoffspezialisten beschleunige sich, so seine Einschätzung
Auch andere zeigten sich damals angetan: Das Analysehaus Bernstein Research etwa beließ sein Kursziel im Juli bei 17,00 NOK, die kanadische Bank RBC bei sogar 22,00 NOK, was 1,93 Euro entspricht. Doch weit gefehlt: Von den erwarten Bestellungen ist bislang weit und breit keine Spur. Die Nel-Aktie büßte nach einem kurzen Aufschwung direkt nach den Zahlen in der Folge massiv ein.
Bernstein Research bevorzugt ThyssenKrupp Nucera
Und so häuften sich zuletzt die negativen Analystenkommentare: Von Bernstein Research gab es vor dem Wochenende laut Wallstreet Online eine Abstufung für die Nel-Aktie von „Outperform” auf „Underperform”. Analystin Deepa Venkateswaran verweist demnach in der Tat auf die nachlassende Auftragsdynamik sowie einen nicht überzeugenden „Wettbewerbsgraben“ in der Alkalitechnologie.
Das Analysehaus bevorzuge die Aktien des Börsenneulings ThyssenKrupp Nucera gegenüber dem Anteilschein der Norweger, hieß es. Zudem werde Nels mangelnde Umsetzung von Projekten in konkrete Aufträge bemängelt.
Analysten kappen Kursziele für Nel-Aktie
Es war nicht die einzige negative Einschätzung der vergangenen Tage, auch Fearneys Securities zeigt sich laut Medienberichten extrem skeptisch. Die bereits bestehende Verkaufsempfehlung wurde zum Wochenstart demnach bestätigt, das Kursziel von 9 auf nur noch 7 NOK (rund 0,62 Euro) weiter gesenkt – deutlich unter das aktuell Kursniveau.
- Auch JPMorgan-Analyst Patrick Jones gibt sich wenig optimistisch und rechnet für 2024 und 2024 mit einem höheren operativen Verlust bei Nel
- Die Credit Suisse hatte das Kursziel für die Aktie bereits Mitte August von 10 auf 8 NOK gesenkt und die Einstufung auf „Underperform“ belassen
Es könnte sein, „dass der norwegische Wasserstoff-Spezialist das Kapital noch mehr aufstocken müsse, bevor die Gewinnschwelle erreicht werde“, lautete die Begründung. Kein Wunder also, dass Nel ASA nach einem fulminanten Start ins neue Börsenjahr, als kurzzeitig sogar die Marke von 1,70 Euro überschritten wurde, seitdem weit mehr als die Hälfte an Börsenwert eingebüßt hat.
Nel ASA Aktie Chart
Gigafactory in der Nähe von Detroit geplant
Daran änderte auch eine Meldung von diesem Dienstag nichts, ging es in der ersten Nachricht seit Monaten von Nel doch nicht um eine Neubestellung, sondern eine in die (ungewisse) Zukunft gerichtete Entscheidung: Nel habe Plymouth Charter Township, einen Vorort von Detroit, Michigan, als Standort für seine nächste US-Gigafactory ausgewählt, hieß es in der Mitteilung. Vollständig entwickelt werde die Fabrik zu den weltweit größten Produktionsanlagen für Elektroden mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 4 GW für Alkali- und PEM-Technologie gehören.
„Plymouth Charter Township ist ein idealer Standort für Nel. Hier haben wir Zugriff auf hochqualifizierte Arbeitskräfte, Universitäten und Forschungseinrichtungen und sind eng mit unserem Kooperationspartner General Motors verbunden“, sagt Håkon Volldal, CEO von Nel. „Darüber hinaus haben uns die Regierung und die Behörden von Michigan ein sehr attraktives finanzielles Unterstützungspaket bereitgestellt.“
Nel ASA rechnet mit bis zu 150 Millionen Dollar
Demnach hat der Michigan Strategic Fund (MSF) beschlossen, das Projekt mit einem Business Development Grant in Höhe von 10 Millionen US-Dollar zu subventionieren. Weitere Vergünstigungen im Wert von bis zu 6,25 Millionen US-Dollar sollen bereitgestellt werden.
- Nel hat nach eigenen Angaben bisher mehr als 50 Millionen US-Dollar zur Unterstützung seines Standorts in Michigan erhalten.
- Nach Genehmigung weiterer staatlicher und bundesstaatlicher Anträge könnte sich dieser Betrag auf rund 150 Millionen US-Dollar erhöhen
Das klingt gut, ist aber mit allerlei Unwägbarkeiten verbunden. Vor allem, wenn die erwünschten Großaufträge weiter ausbleiben sollten. Und so ist die jüngste Erholung bei der Nel-Aktie auch kaum der Meldung aus den USA zuzurechnen: Nach Veröffentlichung ging es an der Börse zunächst weiter bergab.
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