Hinter Nel ASA liegt eine wahrlich ereignisreiche Woche. Das gilt für das Unternehmen selbst, aber genauso für die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten. Noch bis zum Donnerstag sah es übel aus für die Papiere, als am Handelsplatz Frankfurt zwischenzeitlich nur noch 1,16 Euro auf dem Kurszettel standen. Doch die Nel-Aktie kam zurück, verabschiedete sich bei wieder 1,21 Euro ins Wochenende. Damit reduzierte sich das Wochenminus auf knapp drei Prozent. Der Freitag war allerdings aus anderem Grund ein ganz besonderer Tag.
Wachwechsel bei Nel ASA
Bei Nel ASA nämlich stand am 1. Juli der bereits seit längerem feststehende Wachwechsel an: Mit dem heutigen Tag trete Håkon Volldal als neuer CEO von Nel ASA an, während Vorgänger Jon André Løkke in den Vorstand des Unternehmens eintrete, hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. „Ich habe mich schon lange auf diesen Tag gefreut“, versichert Volldal. Nel sei „ein spannendes Unternehmen mit einer glänzenden Zukunft, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch als wesentlicher Bestandteil der Umstellung auf grüne Energie“.
An der Strategie und den Ambitionen des Unternehmens will der neue Chef nicht rütteln. „Wir werden unser Unternehmens- und Technologieangebot weiterentwickeln, unseren Kunden helfen, ihre Geschäfte zu dekarbonisieren und unsere Position als führendes Unternehmen bei grünen Wasserstofftechnologien zu halten“, so Håkon Volldal. Der neue Nel-Chef hat demnach bereits CEO-Erfahrung bei Q-Free gesammelt, einem börsennotierten Unternehmen, das Lösungen für Maut- und Verkehrsmanagement entwickelt. Zudem war er beim Beratungsunternehmen McKinsey sowie bei TOMRA, einem Anbieter von Recyclingmaschinen, beschäftigt.
Alter CEO glaubt an den Neuen
Der zurücktretende CEO Jon André Løkke ist überzeugt, dass Volldal über die erforderlichen Führungsqualitäten verfügt, damit Nel sein volles Potenzial ausschöpfen könne. „Håkon hat in seinen vorherigen Positionen bemerkenswerte Ergebnisse erzielt“, sagt Løkke. Daher glaube er fest daran, dass der Übergang reibungslos verlaufen wird „und dass Håkon Volldal über die erforderlichen Fähigkeiten verfügt, um unser Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben“.
Dass er Überzeugungskraft besitzt, kann der neue Nel-CEO Anfang August unter Beweis stellen: Dann gilt es, die Aktionäre für eine geplante Kapitalmaßnahme zu gewinnen. Denn der Führungswechsel war lediglich eine wichtige Nachricht, die Nel ASA in der zurückliegenden Woche veröffentlichte. Bereits am Dienstag wurde bekannt, dass Nel seine Anteilseigner am 2. August zu einer außerordentlichen Hauptversammlung in Oslo zusammenrufen wird. Im Rahmen des Aktionärstreffens will sich die Führungsebene laut Medienberichten die Erlaubnis für eine Kapitalerhöhung holen.
Nel ASA benötigt 2/3-Mehrheit
Kapitalerhöhungen sind gewöhnlich nicht das, was Anleger schätzen. Auf der Jahreshauptversammlung 2022 im April war vorgeschlagen worden, dass dem Vorstand eine allgemeine Ermächtigung zur Erhöhung des Aktienkapitals der Gesellschaft und eine weitere Ermächtigung zur Verwendung im Zusammenhang mit Anreizprogrammen erteilt wird. Für solche Ermächtigungen ist die Zustimmung von mindestens 2/3 der abgegebenen Stimmen erforderlich, doch diese war nicht vollumfänglich zustande gekommen. „Die generische Zulassung erhielt die erforderliche Unterstützung, die vorgeschlagene Zulassung für Anreizprogramme jedoch nicht“, heißt es in der Nel-Mitteilung.
Nun also ein zweiter Anlauf: Der Nel-Vorstand ist nach eigenem Bekunden der Ansicht, „dass es im Interesse der Aktionäre ist, dass gewährte Optionen im Rahmen bestehender Optionsprogramme nicht in bar, sondern in Aktien beglichen werden können“. Daher sei beschlossen worden, die Angelegenheit ein weiteres Mal der Aktionärsversammlung zur erneuten Prüfung vorzulegen. Gleichzeitig werde präzisiert, „dass die vorgeschlagene Ermächtigung auf die Nutzung im Zusammenhang mit bereits gewährten Optionen aus eingestellten Optionsprogrammen beschränkt ist“, so Nel ASA.
Nel-Aktie weiter deutlich im Minus
Wie die Abstimmung ausgehen wird, bleibt abzuwarten. Dass die Bestandsaktionäre mit dem jüngsten Kursverlauf der Nel-Aktie zufrieden sind, davon allerdings ist nicht auszugehen. Trotz der leichten Verbesserung vor dem Wochenende, haben die Anteilscheine nicht nur auf Wochensicht verloren. Mittel- und langfristig sieht die Entwicklung bei den Anteilscheinen von Nel ASA alles andere als gut aus.
- 1 Monat: -16,1 Prozent
- 3 Monate: -22,5 Prozent
- 6 Monate: – 25,7 Prozent
- 12 Monate: -37,9 Prozent
Von vielen renommierten Analysten hatte leidlich JPMorgan so eine Ahnung: Die US-Bank hatte das Kursziel für Nel ASA bereits im Mai von ohnehin bescheidenen 11,40 auf nur noch 11,10 norwegischen Kronen (NOK) gesenkt. Mit umgerechnet 1,09 Euro geht JPMorgan-Analyst Patrick Jones von einem weiteren Kursrückgang um knapp 20 Prozent auf. Entsprechend hatte er die Einstufung auf „Underweight“ belassen. Die Ergebnisse des ersten Quartals seien schwach gewesen, begründete Jones seine Skepsis nach dem Zwischenbericht des Wasserstoffherstellers. Er kürzte folglich auch seine Schätzungen für Nel.
Analysten mit hohen Kurszielen
Andere waren sehr viel zuversichtlicher, was die Kursentwicklung der Nel-Aktie anbetrifft. Zuletzt hatte das Analysehaus Jefferies Nel ASA auf „Buy“ belassen, ohne ein neues Kursziel zu nennen. Im Frühjahr hatte man 23 norwegischen Kronen aufgerufen, was 2,26 Euro entspricht. Der erwartete Zugewinn beträgt somit rund 85 Prozent. Ähnlich sieht es laut finanzen.net auch bei anderen Häusern aus:
RBC Capital Markets | 24,00NOK | +90,93% |
Barclays Capital | 25,00NOK | +98,89% |
Goldman Sachs Group | 22,00NOK | +75,02% |
Morgan Stanley, | 22,00NOK | +75,02% |
Quelle: finanzen.net
Nel ASA performt schlechter als Plug Power
Nur die Anleger, die wollten den positiven Einschätzungen zuletzt nicht folgen. Und so hatte Nel ASA gegenüber dem US-Konkurrenten Plug Power auf Monatssicht in Sachen Kursentwicklung das Nachsehen. Aufs Jahr gesehen allerdings schenken sich die beiden Papiere mit einem Minus von jeweils knapp 40 Prozent nichts.
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