Liebe Leserin, lieber Leser,
am Mittwoch war es so weit: Der norwegische Wasserstoff-Spezialist Nel ASA legte die Zahlen aus dem ersten Quartal 2024 vor – und diese wirkten zunächst durchaus solide. Der Umsatz war zwischen Januar und März gestiegen, die Verluste niedriger, der Auftragseingang immerhin fast auf Vorjahresniveau. Die Nel-Aktie reagierte in den ersten Handelsminuten positiv, doch dann kam es zum dramatischen Absturz. Rund zehn Prozent verloren die Papiere bis Handelsschluss auf gerade noch 0,40 Euro. Da drängt sich die Frage auf: Wie kann das sein?
Nel ASA beim Umsatz weit unter den Erwartungen
Unter den Anlegern, die sich in diversen Foren austauschen und nach dem kurzzeitigen Anstieg auf 0,47 Euro bereits gegenseitig feierten, ist der Frust jedenfalls groß. Einige vermuten, dass es die Shortseller sind, die auf fallende Kurse bei Nel spekulieren, und den Kurs künstlich nach unten drücken. Doch diese Erklärung greift zu kurz. Laut Medienberichten hat Nel ASA schlicht die Erwartungen der Analysten verfehlt – und vor allem auf Umsatzseite demnach auch die eigenen.
Der Quartalsumsatz belief sich laut Nel-Mitteilung auf 387 Millionen Norwegische Kronen (NOK), was knapp 33 Mio. Euro entspricht und somit 14 Prozent mehr als im ersten Quartal 2023 (Q1 2023: 341 Mio.). Damit allerdings „wurden die Schätzungen der Experten, deren Umsatzprognosen im Schnitt bei 521 Mio. NOK gelegen hatten, deutlich verfehlt“, heißt es bei finanzen.net. Was ebenso von Bedeutung ist: Der Umsatz wurde laut Nel ASA „durch das Fehlen wichtiger Meilensteine bei Kundenprojekten für alkalische Elektrolyseure im Quartal negativ beeinflusst“. Allerdings auch positiv durch Zahlungen im Zusammenhang mit der Neuverhandlung eine Liefervertrags mit dem US-Truckentwickler Nikola.
Verluste eingedämmt, auch dank Nikola-Deal
Das ist von Bedeutung beim Blick auf das EBITDA von Nel ASA, das im ersten Quartal nur noch ein Minus von 16 Mio. NOK aufwies, nach -121 Mio. NOK noch im Vorjahresquartal. Denn diese Zahl beinhaltete nach Unternehmensangaben einen positiven Effekt von 96 Mio. NOK aus der Neuverhandlung des Nikola-Liefervertrags. Auch der Nettoverlust hatte sich massiv von -192 auf jetzt noch -22 Mio. NOK reduziert.
- Die Verbesserung gegenüber dem Vorjahresquartal war hauptsächlich auf das verbesserte EBITDA zurückzuführen, heißt es
- Im Vorjahresquartal war darin laut Nel jedoch eine Fair-Value-Anpassung von -69 Mio. NOK aus Beteiligungen an Everfuel enthalten
Auftragsbestand bei Nel ASA sinkt
Die genannten Zahlen sind aufgrund er beinhalteten Einmaleffekte also mit Vorsicht zu genießen. Der Auftragseingang bei Nel ASA immerhin stabilisierte sich, nachdem er in den beiden Vorquartalen massiv eingebrochen war. Dieser lag im Quartal bei 459 Mio. NOK (rund 39 Mio. Euro, 87 Prozent davon aus dem Elektrolyseursegment) und lag damit knapp unter dem Niveau des Vorjahresquartals (467 Mio. NOK). Damit allerdings war der Auftragsbestand bei Nel im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 2.437 Mio. NOK oder 207 Millionen Euro gesunken.
„Unsere Umsätze und unser EBITDA verbessern sich weiter und zeigen, dass das Geschäftsmodell maßstabsgetreu funktioniert“, kommentierte Håkon Volldal, Präsident und CEO von Nel, die Zahlen. Die Ergebnisse zeigten, „dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg zu einem positiven EBITDA ist, und die Abteilung für alkalische Elektrolyseure hat mit einem positiven EBITDA von 106 Mio. NOK einen wichtigen Meilenstein erreicht“. Doch die nicht unwesentliche Einschränkung konnte Nel ebenfalls nicht verschwiegen: „Die guten Ergebnisse lassen sich zum Teil durch Nels neu ausgehandelten Liefervertrag mit Nikola erklären.“
Wird Nel die US-Millionen überhaupt abrufen?
Erschwerend kommt hinzu, dass die Liquidität mit 3,26 Milliarden NOK (etwa 280 Millionen Euro) beziffert wird. „Das Minus beim operativen Cashflow von Nel ASA ist im ersten Quartal 2024 von 29 Millionen auf 62 Millionen Norwegische Kronen gestiegen“, hat 4investors errechnet. Dass den Norwegern demnächst das Geld ausgehen könnte, wie es beim US-Wettbewerber Plug Power eine ernsthafte Gefahr darstellt, ist wohl nicht zu befürchten. Angesichts des gesunkenen Auftragsbestandes allerdings auch nicht an die Umsetzung der geplanten Gigafactory in Michigan (USA).
- Die inzwischen zugesicherten 170 Millionen US-Dollar Fördergelder zum Bau werden möglicherwiese nie abgerufen werden
- Es wird für Nel ASA schwer genug werden, die Kapazitäten an den bestehenden Standorten auszulasten
- Denn die längst gestarteten Erweiterungen in Herøya und Wallingford verlaufen laut Mitteilung „planmäßig“
Wasserstofftankstellen-Sparte das Problemkind
Ebenfalls keine konkreten Informationen gab es zu den vor Monaten bekanntgegebenen Plänen, die hoch defizitäre Sparte Fueling von den Elektrolyseuren abzuspalten. Nel habe einen Prozess eingeleitet, „um eine mögliche Ausgliederung und separate Börsennotierung seiner Kraftstoffsparte zu prüfen und vorzubereiten. Diese Vorbereitungen schreiten planmäßig voran“, hieß es ernmeut lediglich, ohne diese Ziele zu benennen.
Dass dieses Segment ein Problemkind des norwegischen Unternehmen ist, ist kein Geheimnis. Zudem ist noch immer eine Klage der Iwatani Corporation of America bei einem kalifonischen Bezirksgericht anhängig. Es geht um angebliche Mängel an den durch Nel gelieferten Wasserstofftankstellen. Der Ausgang des Verfahrens ist so offen wie der weitere Kursverlauf. Am Donnerstag im frühen Handel in Frankfurt fiel die Nel-Aktie zunächst um weitere 2,5 Prozent auf weniger als 40 Cent.
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