Unglaubliche Verluste der Münchner Rück beherrschten den Donnerstagshandel. Es ging um gleich über 10 % abwärts. Was ist passiert? Die Aktie verlor immerhin mehr als 22 Euro und schaffte damit den erwarteten weiteren Ausbruch nach oben immer noch nicht.
Keine Panik, so Analysten
Analysten sind und bleiben der Meinung, hier sei Panik unangebracht. Das Unternehmen hatte am Tag zuvor seine Hauptversammlung abgehalten. Dies wiederum war Anlass, um eine Dividende in Höhe von 9,80 Euro auszuzahlen. Am darauffolgenden Tag gibt es einen entsprechenden Abschlag – das ist üblich. Hier allerdings ist der Abschlag sogar höher ausgefallen als zu berechnen war. Dies ist der einzig außergewöhnliche Umstand.
Die Zahlen der Munich Re oder Münchner Rück, wie sie wahlweise an den Märkten benannt wird, waren im Prinzip schon vorher bekannt geworden. Das „Gewinnziel“ für das laufenden Jahr war zurückgenommen worden. Dies begründete sich aus dem Umstand, dass zahlreiche Großveranstaltungen abgesagt worden sind, die wiederum das Ergebnis belasten können.
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Auf der anderen Seite hat das Unternehmen die Dividende aus gutem Grund nicht reduziert und sogar angehoben: Insgesamt geht es der Munich Re gut. So sind die Zahlen nun zu interpretieren.
Der Gewinn werde in diesem Jahr nicht mehr wie erwartet bei 2,8 Milliarden Euro liegen. Zudem habe das Unternehmen das Rückkaufprogramm für die eigenen Aktien gestoppt, hieß es. Dennoch verwies der CEO, Joachim Wenning, darauf, dass „die voraussichtlichen kurz- und längerfristigen Kosten der Pandemie (…) erheblich (sind), sie werden für Munich Re aber wirtschaftlich gut verkraftbar bleiben.“ Das Unternehmen bleibe „sehr solide kapitalisiert“, übersetzt gesagt: es ist also zahlungsfähig.
Einer der verunsichernden Punkte ist jedoch aktuell die Diskussion um die Haftung für betriebliche Schäden von Unternehmen, die sich gegen den betriebsbedingten Ausfall von Umsätzen versicherten hatten. Die Politik scheint international darauf zu bestehen, dass diese Ausfälle von den Versicherungen auch dann übernommen werden, wenn die Zahlungen in den Verträgen nicht vorgesehen seien.
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Dies wiederum sieht die Munich Re als rechtsstaatlich nicht zulässigen Eingriff in die Vertragsautonomie. Die Politik versucht offensichtlich mit diesen Forderungen, davon abzulenken, wer tatsächlich für die Schließung zahlreicher Unternehmen haftet: Die Politik selbst, denn sie hatte die Zwangsschließungen verordnet.
Insofern hat der Markt zudem offensichtlich eine gewisse Unsicherheit bestraft, die durch solche Aussagen und auch durch die Stellungnahme des Rückversicherers selbst entstanden sein dürfte.
Doch auch die Zahlen für das erste Quartal 2020 fielen bereits erwartungsgemäß schlechter aus als üblich. So meldete die Munich Re einen Gewinn, der jedoch niedriger ausfiel als im vorhergehenden Jahr. Die Munich Re führt die ungünstigeren Zahlen darauf zurück, dass die Zinsentwicklung noch einmal negativer war, dass die Risikoaufschläge bei Anleihen höher ausfielen und auch die Aktienbörsen fielen.
Wie sich die Lage für dieses (!) Jahr insgesamt darstellt, ist noch offen. Munich Re möchte dazu am 7. Mai eine wohl erste Schätzung abgeben. Allerdings stehen die Fragezeichen im Raum: Die Olympiade wurde verschoben, die Reisebranche hat erhebliche Ausfälle beklagt, die Todesfall-Lebensversicherungen insgesamt könnten teurer werden als gedacht – und die besprochene Frage der Haftung für Betriebsschließungen bleibt ungeklärt.
Es ist jedoch zu erwarten, dass das Unternehmen bei den nächsten Prämienverhandlungen die neuen Risiken gleich wieder in höhere Einnahmen verwandeln kann. Insofern dürfte der langfristige Schaden sich durchaus in Grenzen halten, heißt es bei zahlreichen Analysten.
Charttechnisch jedoch ist der Wert damit etwas angeschlagen: Die Aktie konnte den vorher einsetzenden Aufwärtstrend nicht verstetigen. Dennoch: Sogar die wichtige Unterstützung von 200 Euro hielt, was als erstes gutes Zeichen gilt. Zudem sind die Notierungen nach einem Aufschlag von fast 30 % seit dem Tief im März reif für Gewinnmitnahmen gewesen. Insofern ist der Aufwärtstrend kurzfristig mit höherer Sicherheit lediglich unterbrochen worden.
Charttechniker rechnen mit ernsteren Widerständen bei 230 bis 235 Euro. Hier würden auch technische Analysten einen möglichen Aufwärtstrendwechsel verorten. Der dafür wichtige GD200 verläuft bei 235,39 Euro.
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