Während die Wall Street aufgrund des Nationalfeiertages (Independence Day) am Montag geschlossen blieb, begab sich die deutsche Börse zu Beginn der neuen Woche erneut auf Talfahrt. Der Standardwerteindex DAX beendete den Handel 0,31 Prozent tiefer, TecDAX und SDAX büßten 0,45 bzw. 0,64 Prozent ein. Für den Index der mittelgroßen Werte MDAX begann die neue Woche mit einem deutlichen Minus von 1,28 Prozent.
Am Dienstag nimmt die Verkaufsdynamik sogar noch einmal zu und drückt DAX & Co. sogar mit mehr als 2 Prozent gen Süden. Im MDAX fallen die Abschläge mit über 3 Prozent sogar noch heftiger aus. Erneut werden die Märkte von Rezessionsängsten heimgesucht, die Futures auf die Schlüsselindizes der Wall Street weisen ebenfalls abwärts.
Dreht uns Russland den Gashahn ab?
Hierzulande schwebt ein drohender Gaslieferstopp weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Märkten und treibt die Käufer an die Seitenlinie. Am 11. Juli beginnen Wartungsarbeiten an der Nordseepipeline Nord Stream 1. In höchsten Regierungskreisen wird der Ernstfall diskutiert, dass Präsident Putin diesen Wartungstermin dafür nutzen könnte, die Gaslieferungen nach Europa endgültig zu kappen.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat sich dahingehend geäußert, dass Russland die Gasversorgung, die bereits seit Mitte Juni stark gedrosselt abläuft, nach den Wartungsarbeiten wieder hochfahren könnte. Allerdings rechne man bislang eher damit, dass die Lieferungen ab diesem Zeitpunkt komplett ausbleiben. Auch Parteikollege und Wirtschaftsminister Robert Habeck fürchtet einen vollständigen Lieferstopp. Bei einem Nachhaltigkeitsgipfel der Süddeutschen Zeitung sprach er davon, dass ab dem 11. Juli eine komplette Blockade von Nord Stream 1 drohe.
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Uniper steht vor dem finanziellen Kollaps und benötigt Staatshilfe
Vor dem Hintergrund der eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland hat der MDAX-Konzern Uniper letzte Woche seine Jahresziele gestrichen und Gespräche mit der Bundesregierung über Stabilisierungsmaßnahmen aufgenommen.
Am Mittwochabend teilte Uniper mit, dass man gemeinsam prüfe, wie die Liquidität der Gesellschaft weiter gesichert werden könne. Das Unternehmen wies bereits zum Ende des vergangenen Jahres aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise einen deutlich erhöhten Liquiditätsbedarf auf. Um diesem zu begegnen, hatte Uniper seine Kreditlinien erweitert und eine Fazilität der staatlichen KfW in Höhe von zwei Milliarden Euro erhalten, die bis heute in Anspruch genommen wurde.
Ukraine-Krieg hat die Situation drastisch verschlechtert
Durch den Krieg in der Ukraine und die gedrosselten Gaslieferungen habe sich die Situation nun aber noch einmal drastisch verschlechtert, wie Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach erläuterte. „Daher sprechen wir jetzt mit der Bundesregierung erneut über Stabilisierungsmaßnahmen, für die eine Reihe von Instrumenten in Frage kommen wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital.“
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Seit Mitte Juni erhält Uniper eigenen Angaben zufolge nur noch 40 Prozent der von Gazprom vertraglich zugesicherten Gasmenge und muss stattdessen teuren Ersatz beschaffen. Im Unternehmen geht man davon aus, dass bei einer Feststellung und Bekanntgabe der Gasmangellage durch die Bundesnetzagentur die Belastungen zumindest teilweise an die Kunden weitergereicht werden könnten.
Uniper-Aktie stürzt ab – Rekordtief ganz nah
Nachdem die Aktie bereits in der vergangenen Woche massiv gesunken war, brach der finanziell angeschlagene Wert zum Auftakt in die neue Woche um mehr als 27 Prozent ein und sackte mit 11,27 Euro auf den tiefsten Stand seit Oktober 2016. Am Dienstag geht es um weitere 5 Prozent hinab und auf ein neues Verlaufstief bei 10,33 Euro.
Zur Erinnerung: die von E.ON abgespaltene Gesellschafft war am 12. September 2016 an die Börse gebracht worden. Der erste gehandelte Kurs lag bei 10,02 Euro. Drei Tage später erreichte die Aktie mit 9,80 Euro ihren bisherigen Tiefststand. Angesichts des massiven Kurseinbruchs ist es nicht auszuschließen, dass die Aktie schon in den nächsten Tagen ein neues All-Time-Low markiert.
MDAX mit historisch schwachem ersten Halbjahr
Der MDAX hat ein historisch schwaches erstes Halbjahr hingelegt und erstmals seit der Auflegung im Januar 1996 sechs Monatsverluste in Folge verzeichnet. Auch das zweite Halbjahr beginnt mit Abschlägen. Angesichts der Tatsache, dass erst 2,5 Handelstage vergangen sind, mag dies noch nichts heißen. Doch die Gaskrise auf der einen und die Zinswende sowie Inflations- und Rezessionsängste auf der anderen Seite versprechen auch für das zweite Halbjahr eine hohe Volatilität.
Wenn charttechnische Gesichtspunkte in einem solchen Marktumfeld überhaupt noch eine Rolle spielen, wäre darauf hinzuweisen, dass der Relative-Stärke-Index sowohl auf Tages- als auch auf Wochenbasis im überverkauften Bereich angelangt ist und damit eine Gegenbewegung nach oben mehr als überfällig wäre.
Kommt es zum Test des langfristigen Aufwärtstrends?
Nach dem Bruch des 2-Jahres-Tiefs aus der vergangenen Woche bei 25.412 Punkten und dem Absinken unter die 25.000-Punkte-Marke drohen dem Nebenwerteindex nun weitere Abgaben in Richtung des Horizontalsupports bei 24.792/24.808 Punkten. Sollte auch diese Bastion fallen, könnten sich die Korrekturen bis zum langfristigen Aufwärtstrend aus dem Frühjahr 2009 ausweiten.
- An den hiesigen Märkten gehen die Verkäufe weiter
- Nach einer schwachen Eröffnung am Montag sackt der MDAX am Dienstag sogar um mehr als 3 Prozent nach unten
- Somit beginnt nach historisch schwachem ersten Halbjahr auch das zweite Halbjahr mit deutlichen Verlusten – kein gutes Zeichen
- Rezessionsängste bestimmen die Märkte
- Hierzulande schwebt ein drohender Gaslieferstopp seitens Russland wie ein Damoklesschwert über den Märkten
- MDAX: Nun könnte es zum Test des langfristigen Aufwärtstrends kommen
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