Nach einer starken Vorwoche sind die Anleger verhalten in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche Leitindex drehte nach anfänglichen Kursverlusten im Laufe des Vormittags wieder ins Plus, nur um zum Handelsende wieder etwas zurückzukommen. Für den Kleinstwerteindex SDAX gab es zum Auftakt in die neue Woche ebenfalls leichte Kursverluste. Am Ende des Tages stand ein Minus von 0,49 Prozent.
Während der technologielastige TecDAX Abgaben von 1,21 verzeichnete, ging es für den Index der mittelgroßen Werte letztlich um rund 0,54 Prozent gen Süden. Gegenüber dem 18-Monats-Tief von Anfang Juli bei 24.515 Punkten hat der Nebenwerteindex aber immer noch fast 10 Prozent aufgewertet. Allein in der letzten Woche ging es um fast 5 Prozent nach oben. Mit dem Durchbrechen des Abwärtstrends von Anfang Juni wurde ein technisches Kaufsignal generiert.
Erholung im MDAX: Die Bullen dürfen nicht nachlassen
Um die immer noch junge Bewegung am Laufen zu halten, wird es aber darauf ankommen, die 50-Tage-Linie (EMA50) zu überwinden, die immer noch eine leicht fallende Kurve aufweist und aktuell bei 27.362 Punkten angesiedelt ist. Für einen nachhaltigen Rebound bedarf es eines nachhaltigen Anstiegs über den horizontalen Widerstand im Bereich der 28.000-Punkte-Marke. Dann nämlich würde es auch zum Bruch des mittelfristigen, seit Jahresbeginn bestehenden Abwärtstrends kommen.
Zum Ende der vergangenen Wochen hatten schwache Konjunkturdaten aus dem Euro-Raum den Risikoappetit der Anleger wieder etwas abgewürgt. An dem satten Wochengewinn änderte dies jedoch nichts. Die neue Woche beginnt ebenfalls mit negativen Signalen aus der Wirtschaft. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli massiv eingebrochen, von 92,2 Punkten im Juni auf nur mehr 88,6 Punkte. Der Konjunkturfrühindikator spiegelt die Sorgen der Unternehmen vor einer weiteren Verschärfung der Gasversorgung wieder.
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Gazprom drosselt die Gasliefermenge auf 20 Prozent
Und diese Ängste scheinen nicht unbegründet zu sein. Wie am frühen Montagabend verlautbarte, drosselt der russische Gaskonzern Gazprom die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 ab Mittwoch auf nur noch 20 Prozent der Höchstmenge von 160 Millionen Kubikmeter. Als Grund nannte das Unternehmen, dass wegen Wartungsarbeiten eine weitere Turbine abgeschaltet werden müsse.
Im Juni hatte Gazprom die Fördermenge auf 40 Prozent gedrosselt und dies mit einer fehlenden Turbine begründet, die für Reparaturarbeiten nach Kanada verfrachtet und aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen zunächst nicht zurückgegeben wurde.
Auch wenn die Bundesregierung dies nur für ein vorgeschobenes Argument von russischer Seite hält, wurde die Turbine auf Bitten Deutschlands für die Weitergabe an Russland freigegeben, um dem Land keinen weiteren Vorwand zur Lieferkürzung zu geben. In Regierungskreisen ist man der Meinung, dass der Staatskonzern über ausreichende Reserveturbinen verfügt, Russland Gas aber als politisches Druckmittel und Kriegswaffe gegen den Westen einsetzt.
DAX und MDAX drehen ins Minus
An der Börse sorgt die Nachricht über die weitere Drosselung der Gasmenge zum Handelsende für fallende Kurse. Während der DAX den Handel 0,33 Prozent tiefer beendet, stehen im MDAX am Abend Kursverluste von 0,54 Prozent auf der Anzeigetafel.
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Deutschland an der „Schwelle zur Rezession“
Ifo-Präsident Clemens Fuest sieht Deutschland an der „Schwelle zur Rezession“. Belastet wird die Konjunktur Fuest zufolge durch die hohen Energiekosten und die drohende Gasknappheit. In allen betrachteten Wirtschaftsbereichen habe sich das Geschäftsklima deutlich eingetrübt. In der Industrie blickt man so pessimistisch in die Zukunft wie seit April 2020 nicht mehr.
Neben der befürchteten Gas-Krise drücken Lieferprobleme und die Rekordinflation auf die Stimmung der Unternehmen. Hinzu kommen steigende Kapitalmarktzinsen infolge der Zinswende. Dadurch verteuern sich Kredite für Konsum und Investition.
Bechtle springt an die MDAX-Spitze
An die Spitze des MDAX schieben sich zum Wochenauftakt die Papiere des IT-Dienstleisters Bechtle, die zwischenzeitlich um 7 Prozent zulegen und zum Handelsschluss immerhin fast 5 Prozent höher notieren. Das Unternehmen hat den Lieferkettenproblemen getrotzt und den Gewinn im abgelaufenen Quartal gesteigert. Während der Umsatz in den Monaten von April bis Juni um 13 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro kletterte, erhöhte sich der Gewinn vor Steuern um 8 Prozent auf rund 88 Mio. Euro.
Damit wurden die durchschnittlichen Schätzungen für den Vorsteuergewinn um 10 Mio. Euro übertroffen. Die operative Rendite (EBIT-Marge) lag über den 6 Prozent, die das Unternehmen für das Gesamtjahr angepeilt hat.
Die Aktie hat mit dem Sprung über die 50-Tage-Linie (EMA50) und den Widerstand bei 40,81/41,00 Euro ein technisches Kaufsignal generiert, das es nun zu bestätigen gilt.
Uniper-Aktie schmiert ab
Weit abgeschlagen am unteren Ende des MDAX landen die Papiere des angeschlagenen Energieversorgers Uniper, die zeitweise mehr als 16 Prozent verlieren. Im Tagesverlauf sackt der Kurs mit 6,225 Euro auf ein neues Rekordtief. Für großen Verkaufsdruck sorgt eine doppelte Herabstufung durch die US-Bank JPMorgan. Analyst Vincent Ayral hat das Votum von „Overweight“ auf „Underweight“ geändert und das Kursziel von zuvor 32 Euro auf nur noch 5,50 Euro drastisch zusammengestrichen.
Ayral begrüßte zwar das Rettungspaket durch die Bundesregierung, kritisierte aber die milliardenschwere Pflichtwandelanleihe und die Kapitalerhöhung zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre.
- DAX und MDAX erleben zum Wochenauftakt ein Wechselbad der Gefühle
- Anfängliche Verluste werden im Laufe des Vormittags wettgemacht, zum Handelsende tendieren beide Börsenbarometer etwas tiefer
- Ifo-Geschäftsklimaindex trübt sich stärker ein als erwartet
- Ifo-Präsident Fuest sieht Deutschland an der Schwelle zur Rezession
- Gaskrise verschärft sich: Ab Mittwoch nur 20 Prozent der vollen Kapazität
- Bechtle-Aktie an MDAX-Spitze, Uniper-Papier abgeschlagen am unteren Ende
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