Sind große Aktienmärkte – vor allem die Wall Street – mittlerweile heiß, zu heiß gelaufen? Das kann man so sehen, doch gibt es unterschiedliche Standpunkte. Schon nach dem Jahreswechsel warnten Experten aus bekannten Gründen vor der immer dünner werdenden Höhenluft für die Kurse. Und in den vergangenen Tagen ist der sich zuspitzende Kampf zwischen im Internet organisierten Privat- und Kleinspekulanten einerseits und den auf fallende Kurse setzenden professionellen Hedgefonds andererseits dazugekommen. Ja, die skandalträchtigen Entwicklungen bei Gamestop und anderen Spekulationsobjekten über Online-Broker können nach Befürchtungen von Profis zu Verwerfungen am Gesamtmarkt führen und haben bereits die politische Ebene erreicht. Merke: Je größer ein Finanzmarkt wird und je mehr Instrumente ge-braucht werden können, desto häufiger kann er auch miss-braucht werden!
Die Aufregung am amerikanischen Aktienmarkt ist groß. Und da wieder einmal die „bösen“ Hedgefonds und „verwerfliche“ Leerverkäufe im Spiel sind, haben sich selbst deutsche Fernsehsender und die Boulevardpresse dem Börsengeschehen gewidmet. Was bedeutet das für die Zukunft, fragen sich auch hiesige Banken. Die Analysten der genossenschaftlichen DZ Bank haben dazu folgende Gedanken: Die Volatilität bei den kleineren Aktientiteln dürfte zunächst hoch bleiben. Vieles hängt davon ab, welche Schritte nun die Beteiligten unternehmen. Langfristig dürfte der Ruf nach einer Stärkung dezentraler Finanzmärkte zunehmen. Die konkrete Empfehlung lautet dann: „Erneut zeigt sich, dass sich die meisten Anleger besser damit bedient sind, sich fernzuhalten vom Handel in Aktien von Pleitekandidaten, Optionen oder Spekulationen auf Kredit. Für Anleger, die auf langfristig steigende Kurse setzen, besteht kein Handlungsbedarf. Diese sollten stoisch ihre Strategien weiterverfolgen.
Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, hält es für möglich, dass Hedgefonds mit zunehmend enormen Verlusten die Tragfähigkeit ihrer Anlagestrategien überdenken müssen. Für erfahrene Marktteilnehmer komme die Lage aber nicht überraschend – es habe immer Blasen an den Finanzmärkten gegeben und es werde sie immer geben; genau wie Menschen, die darauf aus sind, schnell reich zu werden. Es gebe jedoch keine Anzeichen, dass die Gier auch am breiten Markt außer Kontrolle gerät. So sieht es gegenwärtig aus.
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Meine Gelassenheit gegenüber diesen Entwicklungen mag auch altersbedingt sein. Sie beruht aber vor allem auf den Erfahrungen aus dem abrupten Ende des langen Börsenhypes (1990er Jahre) durch das Platzen der sogenannten Dot.Com-Blase im März des Jahres 2000. Unglaubliche Randereignisse waren seinerzeit (in der Überhitzungsphase) hierzulande zu beobachten, unter anderem: Da gingen Schüler in der großen Pause mit Genehmigung der Lehrer zur Sparkassenfiliale, um für das Geld in der Klassenkasse Infineon-Aktien zu kaufen (mitunter wussten die Kinder nicht einmal, wie man den Namen des Unternehmens richtig ausspricht und schreibt). Kleinere Filialen von Kreditinstituten konnten der Flut von neuen Privatkunden zeitweise nur Herr werden, indem Mitarbeiter anderer Abteilungen an die Kundenschalter beordert oder sogar aus dem Urlaub zurückgerufen wurden.
Die aktuelle Situation drängt mich förmlich zu dem Appell, Sie sollten sich selbst einmal überprüfen (falls noch nicht geschehen), geschätzte Anleger und dabei ganz ehrlich zu sich selbst sein: Bin ich beim Investieren eher ein ängstlicher oder ein gieriger Typ? Mit anderen Worten: Suche ich eine möglichst solide und sichere langfristige Wertentwicklung oder lieber eine kurzfristig hohe Performance mit spekulativem Charakter? Wenn Sie dann nicht sicher sein sollten, welche grundsätzliche Strategie Ihrem Wesen und Anlageziel entspricht, empfehle ich einen praktischen Selbsttest: Man startet zwei Wertpapierkonten mit gleichem Volumen gegeneinander, also in einem Wettbewerb – eines eher defensiv mit erfolgreichen Fonds oder ETFs, das andere zum schnellen Rein und Raus für die Aktiendirektanlage bzw. das Trading. Seien Sie gespannt, wer im Laufe von fünf Jahren vorne liegt!
Ich selbst, das ist kein Geheimnis, unterstreiche gern die generelle Position des Deutschen Aktieninstituts (DAI): Aktienanlage ist ein Marathon, kein Sprint. Je länger der Anlagezeitraum, desto größer die Chance auf attraktive Renditen. Durchhaltevermögen und Streuen sind für alle eine erfolgreiche Strategie an der Börse. Dazu passt die uralte Empfehlung von Börsenprofis, man sollte als Anleger auf jeden Fall Angst und Gier verdrängen!
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